Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Sekunden, in denen sich seine Welt umstülpte. Er selber war jetzt das, worüber diese in sich geschlossenen Runden lästerten, nur ein hechelndes, nach Berührung und festem Zugriff verlangendes Stück Fleisch. Mikko hätte es nie zugegeben, nicht mit Worten, aber er wollte gefickt werden, und Veruca Salt lebte auf diesem verdammten Schiff davon, ihm zu geben, was er wollte. Sie verstärkte den Druck ihrer linken Hand bis knapp über seine Schmerzgrenze und durchdrang mit dem Zeigefinger der Rechten seinen Schließmuskel. Augenblicklich spürte sie, wie im Innern ihrer fest angespannten Scheide sein Glied zu zucken und in langen Stößen Sperma zu verspritzen begann. Ihre inneren Muskeln massierten ihn, bis er fertig und erschöpft war und sich kaum mehr rühren konnte. Wahrscheinlich schaltete sich sein Gehirn während des Orgasmus auf eine andere Ebene und erlebte irgendwelche phantastischen Dinge, die niemand wiedergeben konnte, Mikko selbst schon gar nicht. Dinge, die ihm im normalen Leben niemals begegneten. Manchmal beneidete sie ihn darum, denn sie selbst hatte viel zu viel Kontrolle über ihren Körper und sich selbst, als dass sie Vergleichbares hätte erleben können. Da waren ihre angenehmen Empfindungen, vor allem in dem Augenblick, wenn Mikko in seine höheren Sphären entschwebte, offensichtlich nicht zu vergleichen mit dem, was Mikko empfand. In einer schwachen Minute hatte er einmal davon gesprochen, loszulassen und durchzustarten und eine Etage höher zu gelangen, für einige kurze Sekunden nur. Etwas zu sehen, das zu beschreiben ihm die Worte fehlten.
Für Ja‘ana K‘jonasoidt Hakon T‘Arastoydt war das undenkbar. Zwar konnte sie Ja‘ana und ein bisschen T‘Arastoydt die Kontrolle übergeben und wenigstens Spaß an der Sache haben; ihre Situation auf diesem heruntergekommenen Raumschiff war jedoch viel zu prekär, um sich gehenzulassen, und sei es für Augenblicke. Nach allem, was ihr im Institut und hinterher geschehen war, konnte sie das vielleicht gar nicht mehr. Immer waren K‘jonasoidts Erinnerungen und Wissen im Hinterkopf präsent, schwebte die Macht ihrer kompletten Persönlichkeit Hakon über jedem Gedanken, jeder Regung. Da waren Sorgen, die ihr tiefer in die Seele reichten, als ihr lieb war, und Markus Hataka war eine davon. Andere hingen mit jener kurzhaarigen Soldatin zusammen, mit Bonnie Wayss, und Kaddok war nicht der Letzte, um den sich ihre Kümmernisse drehten.
Mikko jedenfalls hatte seinen Spaß gehabt, und zwar jede Menge davon. Er löste sich von ihr, und wie immer direkt nach seinem Orgasmus sagte er kein Wort und vermied es peinlichst, ihren Körper zu berühren. Vielleicht fühlte er sich verletzbar, wenn er sich so absolut hatte gehenlassen. Vielleicht fühlte er sich beschmutzt. Vielleicht spürte er eine gewisse Leere in der Zeit, die er benötigte, um sich aus Mikko-im-Bett in eine der mehr öffentlichen Versionen Mikkos zurückzuverwandeln. Für die nächsten paar Minuten würde er sanft und geduldig sein wie eine satte Katze. Das brutale Baby war gestillt. Selbst wenn sein normales, von psychischen Verknotungen verzerrtes und gebeuteltes Ich wieder aufgetaucht war, würde er doch nie auf die Idee kommen, seine Veruca Salt nicht zu beschützen und zu verteidigen. Den Irrtum, sie hätte einen solchen Schutz an Bord der Sebafell nicht nötig, hatte Jana bereits bitter gebüßt.
Bei der Erinnerung erschauerte sie und drehte sich herum; hinter sich hörte sie, wie Mikko aufstand und in die winzige Nasszelle kletterte, die man an Bord dieses unfassbaren Raumschiffs ein Bad nannte. In dem Ding konnte man kaum einen Schritt tun, und ein durchschnittlich gebauter Karnese würde die Kabine nur verstopfen, wenn er versuchen sollte, darin zu duschen. Mikko würde sich reinigen, das wieder und immer wieder aufbereitete Wasser über seinen Körper laufen lassen, ohne sich um seinen schalen Geschmack zu kümmern, und er würde ein Duftwasser benutzen, das nach der gegerbten Haut toter Tiere stank.
Veruca Salt war nur einen Tag nach dem Abflug von der sich offenbar langsam auflösenden Die Neue Wohlfahrt von einigen anderen Arbeitern angegriffen worden. Es ging um eine Nichtigkeit, einen lächerlichen Anlass; wichtig war es allein, den Platz der Neuen in der Hackordnung festzulegen. Wenn Jana die Augen schloss und sich bewusst daran erinnerte, ließ K‘jonasoidt die Erinnerung in allen Einzelheiten erscheinen wie einen Film. Von einem Augenblick auf den anderen war aus
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