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Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)

Titel: Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
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gab hin und wieder Kontakte zwischen dem Unterdeck und der Schiffsführung. Die Anlässe waren meistens weniger erfreulich. Die normalen Geschäfte der Sebafell zwischen den Sternen gingen das Unterdeck nichts an, es reichte, wenn Mikkos Leute die üblichen Drecksarbeiten erledigten. Genau aus diesem Grunde existierte das kleine Reich von Mikko-dem-Macho. Es musste jemanden geben, der die richtig dreckigen, die riskanten Dinge tat. Gefährlich war es meistens, was die Schiffsführung der Sebafell wollte, körperlich schwer allerdings immer. Es war zu kostspielig, für den eventuellen Austausch zerfetzter Panzerungen oder das Ersetzen ermüdeter Verstrebungen spezialisierte Maschinen an Bord zu haben. Und quasiintelligente Mechanismen waren unglaublich teuer. Leute, die in strahlenverseuchte Schächte hineinstiegen und dort mit Schweißbrennern hantierten, waren dagegen bezahlbar. Und leicht ersetzbar, falls jemand nicht aufpasste.
    Wenige Stunden nach dem – zumindest für Mikko-im-Bett sehr befriedigenden – Geschlechtsverkehr warteten seine beiden engsten Vertrauten auf seine Rückkehr von der Audienz bei den Großkopferten. Das Gespräch zwischen Veruca Salt und Ari war holprig, beide bemühten sich, den Anschein normaler Zustände aufrecht zu erhalten. Als Veruca einmal eine Frage nach den sicheren und sauberen Maschinen des Flottenkommandos fallen ließ, lachte Ari schallend, und Tränen liefen über sein ebenholzfarbenes Gesicht. Das Gelächter schallte dumpf wider in der matt erleuchteten Bar, in der sie saßen und warteten, dass Mikko von einem seiner seltenen Treffen mit den Obrigkeiten der Sebafell zurückkehrte. Ari lachte deutlich lauter, als angemessen war. Der Grind an seinen Mundwinkeln platzte auf. Blut quoll hervor. Ari achtete nicht auf solche Wunden. Er hatte zu viele davon, und sie kamen immer wieder.
    »Mädchen, du bist nicht von dieser Welt«, japste er, »quasiintelligente Maschinen! Solche Apparate kosten weit mehr, als dieses ganze verfluchte Schiff jemals kosten wird, ehe es in die Luft fliegt. Einschließlich der Lebensversicherungen, wenn es welche gäbe.«
    Ari stürzte seinen karnesischen Drink hinunter, und die ölige Flüssigkeit vermischte sich mit dem Blut aus seinen geplatzten Lippen. Veruca beobachtete das mit verhohlenem Widerwillen. Ari war ein Strahlungswrack, durchsiebt von inneren und äußeren Verletzungen. Wahrscheinlich gab er all sein Geld, das er verdiente, für die Behandlung der Defekte aus, die er sich dabei zugezogen hatte, eben dieses Geld zu verdienen.
    Jetzt breitete er theatralisch die nackten Arme aus. Sie waren dunkel gefärbt von all den Strahlenschutzmitteln, die er seit Jahrzehnten schluckte. Nur wer ihn erst einige Minuten kannte, kam auf die Idee, es mit einem jungen Mann zu tun zu haben. Veruca Salt konnte kaum glauben, dass sie selbst damals in Menedek diesem Irrtum erlegen war, ehe sie ihn und Mikko niedergeschlagen hatte. Unter der glänzenden schwarzen Epidermis dieses Mannes lagen die Narben eines langen Lebens, aufeinandergeschichtet wie die Häute einer Zwiebel. Um den echten Ari kennenzulernen, hätte man diesem hier erst einmal die Pelle abziehen müssen. Veruca Salt konnte sich allerdings keinen Grund vorstellen, das zu wollen. Das Ergebnis einer solchen Nachforschung dürfte unerfreulich ausfallen.
    Die Barmaschine schnappte sich das leere Glas und erkundigte sich, ob es weitere Wünsche nach Getränken gebe. Es war eine dieser Bars ohne menschliche Bedienung. Eine deprimierende Abfüllstation.
    »Glaube mir«, sagte Ari, »ich weiß, wovon ich rede. Ich bin lange genug dabei. Wir sind für die da oben doch nur Dreck. Dreck, der reden kann und noch ein paar andere Dinge.«
    Um ein Haar hätte er die Frau berührt; im letzten Augenblick scheute er zurück. Veruca Salt war Mikkos Gebiet. Ari legte die großen Hände wieder auf seine bloßen Knie. Er lief aus unbekannten Gründen tagaus, tagein mit ärmellosen, enganliegenden Hemden und in kurzen Hosen herum, die an seinem rechten Bein eine Narbe sehen ließen. Sie begann an der Kniekehle und zog sich in einem langen Schwung über den Oberschenkel hinauf, ehe sie in Richtung Schritt unter dem Stoff verschwand. Veruca Salt mochte sich keine Gedanken darüber machen, was diese Narbe zu bedeuten hatte und woher sie stammte.
    »Wir alle hier«, sagte Ari, »sind viel weniger wert als dieses Schiff. Es ist billiger, solche wie uns hier arbeiten zu lassen.« Er grinste. »Solche wie mich und

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