Galdäa. Der ungeschlagene Krieg (German Edition)
Alex Ginsburg, seinen Konsum exotischer Substanzen und seine frappierende Bedeutungslosigkeit nachzudenken.
Das Zeug des Herrn Ginsburg war teuer, stellte er fest, als die Rechnung kam. Kostspielig, dieser Hirnweichmacher. Und es überraschte Michael nicht, dass es keine Quittung für die Spesen gab.
Er dachte an die Leute unten auf dem Planeten, damals, als Ginsburg und seinesgleichen Befehle ausführten und Feuer herabregnen ließen. Er versuchte, sich vorzustellen, wie das war, wenn die Götter, die man für weise gehalten hatte, in gigantischen Maschinen aus dem Kosmos herabkamen, um das kleinere Weltall, das zu erschaffen sie selbst geholfen hatten, kurz und klein zu schlagen. Wenn das große Weltall seine Macht gegen das kleinere ausspielte und den Gedanken nahelegte, Niedertracht sei seine Bewegungsform ...
13.
Jana Hakon • Amok zum E-Tag
Seit Veruca Salt über den Fluch Bescheid wusste, der über den Kreuzerleuten lag, betrachtete sie die Menschen auf der Werft mit anderen Augen. Wer mochte es sein, der demnächst mordend durch die ewig dunklen Himmel oder die endlosen Korridore von Die Neue Wohlfahrt rasen würde?
Einer der fügsamen und wenig zu Widerspruch neigenden Serafimer? Diese freundlichen Leute fraßen so viel Hohn, Spott und Beleidigung, dass sich Jana bei ihnen am wenigsten gewundert hätte. Wer immer duldsam und freundlich war, zog die Gemeinheiten der ziemlich ungehobelten Kreuzerleute schnell auf sich. Die Serafimer wurden ganz offensichtlich durch Erziehung und ein merkwürdiges Wertesystem daran gehindert, denen eins aufs Maul zu geben, die sie drangsalierten und demütigten. Untereinander stritten sie sich allerdings heftig.
Oniskier mit ihren merkwürdigen Familien hatten kaum weniger auszustehen; ihre Lebensgewohnheiten erschienen den meisten zu absonderlich, um sie ernst zu nehmen. Ein Mann, der in einer Ehe mit zwei anderen Männern und einer Frau zusammenlebte, war eine willkommene Zielscheibe für bösartigen bis freundlichen Spott, und dass die Anzahl von Frauen und Männern in ein und derselben Ehe sich ständig änderte, ließ die Sache nicht weniger merkwürdig aussehen. Anders als die Serafimer allerdings machten Oniskier aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Wer ihnen allzu nahetrat und ein paar schräge Witze zu viel riss, fand sich eines Tages in einer dunklen Ecke nicht nur einem, sondern gleich mehreren wütenden Oniskiern gegenüber. Und dabei hatte der Betreffende noch das bessere Los gezogen, wenn seine Lektion nur aus blauen Flecken und ein paar gebrochenen Rippen bestand. Manchmal griffen geplagte Oniskier zu heftigeren Maßnahmen. Veruca Salt hatte so manche Geschichte gehört. Hartnäckig hielt sich das Gerücht, der Luftschleusenunfall vor drei Monaten sei der gemeinschaftlich eingefädelte Racheakt zweier erboster oniskäischer Sippen gewesen. Veruca Salt hütete sich, dazu eine eigene Meinung zu äußern. Es kam ihr allerdings reichlich extrem vor, eine verzwickte Intrige mehrerer Familien zu organisieren, in deren Ergebnis zwei Arbeiterinnen die Lungen in einer schlecht abgedichteten Schleuse platzten. Nur, um zugegebenermaßen dumme Reden zu sühnen? Was waren das für Leute, die so etwas taten? Was waren das für Leute, die anderen so etwas zutrauten?
Leute, bei denen ein Streit zwischen Familien blutig enden konnte. Leute, die sich bis aufs Messer um ein Familienmitglied streiten konnten, das beschlossen hatte, in eine andere Sippe überzuwechseln. Ein einziges Mal mischte sich Veruca Salt ein und äußerte die Empfehlung, doch den Betreffenden entscheiden zu lassen. Natürlich fielen alle in seltener Eintracht über die Fremde her, die es gewagt hatte, so ungewöhnliche Schritte vorzuschlagen. Und ebenso natürlich war es am Ende der langwierigen Auseinandersetzungen so, wie es die Fremde gewollt hatte. Der Oniskier traf seine Entscheidung und wechselte zu einer anderen Ehe. Das war seine Entscheidung. Mit der Einmischung einer dritten Partei hatte das nichts zu tun.
Natürlich waren Karnesen beliebte Arbeiter für die Werften, ihrer Körperkraft und Widerstandsfähigkeit wegen. Wenn es die Schwerweltmenschen nicht hörten, zog man allerdings auch über sie her, zum Beispiel wegen ihrer tief verwurzelten Angst vor Höhe, ihrer Vorliebe für tiefgekühlte Räume und ihres schwer verhohlenen Horrors der Schwerelosigkeit gegenüber. Die Gründerväter Karnas, die die Gene ihrer Sprösslinge umprogrammiert hatten, hatten sicherlich nicht daran gedacht,
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