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Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller

Titel: Galgenfrist fuer einen Toten - Der 1 DOUGLAS BRODIE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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Deshalb fuhr ich direkt in die Ortsmitte hinein und auf der Hauptstraße entlang, die unvermittelt und ohne ersichtlichen Grund eine Biegung um 90 Grad vollzog. Vielleicht war diese eigenwillige Straßenführung der Trunkenheit eines Bauplaners geschuldet – oder aber den Verantwortlichen war eine lange gerade Strecke einfach zu langweilig erschienen.
    In der Ortsmitte verbreiterte sich die Straße kurz, diesmal aus plausiblerem Grund, denn dort stand eine Markthalle aus schönem Sandstein, flankiert von einem hohen Steinkreuz, das wie aus einer anderen Epoche hinübergerettet wirkte. Ich hielt in der Nähe und streckte meinen Kopf aus dem Fenster, denn gerade zuckelten dort zwei alte Jungfern in ihrem schönsten schwarzen Sonntagsstaat vorbei. Auf den ergrauten Köpfen thronten fesche Hütchen, und mit ihren Handschuhen umklammerten sie Gebetsbücher.
    »Entschuldigung, meine Damen«, sprach ich sie an. »Vielleicht können Sie mir helfen? Ich brauche eine Wegbeschreibung.«
    Sie lächelten und hasteten herüber, um nachzuschauen, wer und was sich in dem großen Wagen verbarg. Glücklicherweise waren die Waffen so verstaut, dass die Frauen sie von draußen nicht entdecken konnten.
    »Wonach suchen Sie denn, junger Mann?«, übersetzte ich mir ihren schwer verständlichen Dialekt.
    »Nach einer Farm, der Planner Farm. «
    Sie wichen so erschrocken zurück, als hätte ich mich gerade vor ihren Augen splitterfasernackt ausgezogen. Was ich in gewisser Weise wohl auch getan hatte.
    »Und wen genau suchen Sie da?«
    »Dermot Slattery.«
    Ihre Köpfe fuhren herum: Sie tauschten einen wissenden Blick aus.
    »Und was wollen Sie von dem?«
    »Ich liefere ihm diesen Wagen. Den hat er in Glasgow gekauft und mich gebeten, ihn hierher zu überstellen.«
    Das schienen sie zu schlucken.
    »Immer geradeaus bis ans Ortsende, dann noch ein Stück weiter. Die Farm liegt etwa zwei Meilen außerhalb auf der rechten Seite. Sie können das Schild gar nicht verfehlen.«
    Viel lieber hätte ich diese Angelegenheit zu nächtlicher Stunde als am helllichten Vormittag erledigt. Aber wenn ich die Zeit für einen Sturm auf die Festung als unpassend einstufte, ging es den Slatterys vermutlich ähnlich. Ich setzte darauf, dass sie sich im Moment für unangreifbar hielten – verschanzt in ihrer Burg, dazu noch auf heimatlichem Territorium. Bestimmt rechneten sie nicht im Traum damit, dass in ihrer Mitte plötzlich ein bis an die Zähne bewaffneter, eiskalter Schotte erschien. Andererseits stand zu bedenken, dass sich die Slatterys Sam als Köder geangelt hatten und vielleicht nur darauf warteten, dass ich anbiss und bei ihnen auftauchte.
    Ich beobachtete, wie sich im Riley das Rädchen des Meilenzählers langsam vorwärtsdrehte. Als er die zweite vollendete Meile anzeigte, fiel mein Blick auf ein Schild und einen Zufahrtsweg, gesichert durch ein verriegeltes Holztor, derzeit aber offenbar unbewacht. Vorsichtig bremste ich und fuhr mit einer Geschwindigkeit von 20 Meilen an der Zufahrt vorbei. Kein Mensch zu sehen.
    Kurz erhaschte ich einen Blick auf ein Schieferdach und ein niedriges, weiß getünchtes Gebäude, das zur Linken und am hinteren Ende des Grundstücks von einem Wäldchen gesäumt wurde. Dann war ich auch schon daran vorbeigefahren.
    Ich hatte etwa eine Meile zurückgelegt, als mir ein weiteres Gehölz auffiel. Als ich darauf zuhielt, fand ich das, was ich gesucht hatte: einen Forstweg. Ich holperte mit dem Wagen über die Buckelpiste, bis ich von der Straße aus nicht mehr zu sehen war, und bog in eine kleine Lichtung ein. Mittlerweile raste mein Herz, weshalb ich mich kurz zurücklehnte und die Augen schloss. So gut ich konnte, rekonstruierte ich das Bild der Farm in meinem Kopf.
    Bei den Seaforth Highlanders hatten die Ausbilder uns beigebracht, gegnerische Ziele in der Kürze eines Wimpernschlags zu registrieren – eine Übung, die das fotografische Gedächtnis schulte.
    Also gut, was hatte ich gesehen? Einen geraden Zufahrtsweg, knapp 150 Meter lang, der zu einem klobigen Gebäude führte, das wie ein Hufeisen angelegt war, dessen Enden nach vorne in Richtung Auffahrt wiesen. Zwischen diesen Seitenflügeln hatte ein schwarzes Auto geparkt. Rechts davon glaubte ich eine Person erspäht zu haben, doch in diesem Punkt war ich mir nicht ganz sicher. Das Kennzeichen blieb ein Rätsel, aber der Wagen sah wie der große Austin aus, der mir auf Arran begegnet war. Wenn das stimmte, fanden vier, vielleicht auch fünf Personen bequem darin

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