Gallagher-Chroniken 01 - Gallaghers Mission
beben.
Mit einem ohrenbetäubenden Quietschen kam das Tor plötzlich zum Stillstand. Eine siebzig Zentimeter hohe Hürde blieb an der Unterseite des Torbogens stehen.
»Vermutlich ist die Hydraulik etwas eingetrocknet«, murmelte Nnallne entschuldigend und sprang aus dem Stand über die abgesenkte Oberkante des Tores.
»Vamos!« Alvarez nahm sein Sturmgewehr von der Schulter. Vorsichtig stieg er über die Barriere, die Waffe im Anschlag.
Clou folgte dem Botschafter und betrat eine riesige, freie Fläche. Der Boden war uneben. Große Bombentrichter waren auch nach Jahrtausenden noch erkennbar. Fast jede freie Stelle war mit dem hier üblichen, flauschigen Moos bewachsen.
»Himmel!«, raunte Taylor Elmstroem zu. »Was ist denn hier passiert?«
Nnallne trat neben die beiden Soldaten. »Krieg, meine Herren. Geführt mit grauenhaften Waffen«, sagte er mit Grabesstimme.
Sonic ließ ihre Waffe sinken, als sie sich umsah. Von der Burg war nicht viel mehr als die massive Außenmauer übrig. Sämtliche Gebäude und Türme, die in früheren Zeiten einmal die eigentliche Burganlage ausgemacht hatten, waren von Bomben, deren Wirkungsweise und Sprengkraft man nur noch ansatzweise ahnen konnte, in Geröll verwandelt worden. Nur wenige Häuser waren noch entfernt als solche zu erkennen, und auch diese Ruinen waren völlig von Moos überwuchert.
»Ich fürchte, hier ist nichts«, sagte MacGardiner schulterzuckend.
»Abwarten«, entgegnete Jana.
»Wir sehen uns trotzdem mal um«, beschloss Clou. »Mal sehen, ob wir in den Trümmern irgendetwas finden können.«
»Wonach suchen wir denn?« Caspar schulterte ihre Waffe wieder.
»Nach dem früheren Thronsaal«, sagte Nnallne, als sei das eine Selbstverständlichkeit. »Halten Sie Ausschau nach den Überbleibseln von besonders aufwendigen Verzierungen. Geschmolzenes Gold zum Beispiel oder besonders bunte Mosaikscherben.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass solche Sachen schon längst von Plünderern weggeholt wurden«, wandte Taylor ein.
»Das werden wir sehen«, sagte Nnallne und marschierte zielstrebig auf eine der größten Ruinen zu.
»Sie haben gehört, was der Botschafter gesagt hat. Augen auf«, befahl Clou. »Und nehmen Sie sich vor eventuellen Sicherheitsmechanismen in Acht.«
*
»Schachmatt.«
Debi schreckte hoch. »Wie bitte?«
»Sie haben sich soeben selbst schachmatt gesetzt«, erklärte Sseggi geduldig. »In vierzehn Zügen habe ich Sie!«
»Oh.« So weit hatte sie gar nicht geplant. Sie spielte nicht besonders gut, das wusste sie. Wenn sie gegen Trigger spielte, verlor sie jedes Spiel. Sie hatte eigentlich nur die Zeit bis zu Clous Rückkehr totschlagen wollen und deshalb dem Kaiser angeboten, ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten.
Vielleicht hätten sie doch einfach im Innenhof der Burg landen sollen. Clou hatte zwar Bedenken gehabt, dabei wertvolle Ruinen völlig zu zerstören oder alte Abwehrvorrichtungen zu aktivieren, aber die Expedition wäre dadurch deutlich schneller vorangekommen.
»Sie sind nicht ganz bei der Sache«, stelle Sseggi sachlich fest.
Das war eine Untertreibung. Debi saß auf glühenden Kohlen. Sie wollte heiraten, sobald die antike Krönungsstätte gefunden und der Kaiser entsprechend gekrönt worden war. Und es durfte nicht mehr lange dauern, da sie verheiratet und zurück in der Zivilisation sein wollte, bevor ihre Tochter es nicht mehr in der Fruchtblase aushielt.
»Ich bin sicher, die Expedition wird in Kürze einen Erfolg melden können«, sagte der Imperator zuversichtlich.
*
Es hatte weder eine Explosion noch einen Schuss gegeben, und trotzdem war MacGardiner nicht mehr da.
»Er stand keine zwei Meter neben mir«, sagte Caspar aufgeregt. »Ich schwöre es Ihnen, Sergeant. Auf einmal war er weg.«
Clou und Jana wechselten einen vielsagenden Blick. Alvarez kniete neben der Stelle nieder, an der sein Kamerad zuletzt gesehen worden war.
»Das Moos ist ein bisschen versengt«, stellte er fest.
»Fassen Sie die Stelle nicht an!«, schrillte Nnallne, und seine ohnehin schon hohe Stimme kletterte noch eine Oktave höher. Alvarez zog vorsichtig die Hand zurück.
»Denken Sie, es ist eins von den Dingern, mit denen Anders seine Finger getoastet hat?«, fragte Clou den Botschafter.
Nnallne wiegte den Kopf bedächtig hin und her. »An der Stelle, an der sich Mister Anders verletzte, war die Mauer beschädigt. Die Kontakte waren vermutlich korrodiert und vergleichsweise harmlos. Dieser Sensor hier ist offensichtlich noch
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