Gallaghers Tochter (German Edition)
von Primwelt T hatte er sich als selbständiger Frachterpilot ausgegeben. Der Fluglotse, der ihn abgefertigt hatte, war offenbar von einem anderen Gespräch, welches er zur gleichen Zeit auf einer anderen Leitung mit einem anderen Piloten geführt hatte, abgelenkt gewesen, sonst hätte er sich bestimmt im Detail nach Katacharas Fracht erkundigt. So aber war er als Captain Karadari willkommen geheißen und auf diese abseits gelegene Landeplattform gelotst worden.
Katacharas Verkleidung bestand im Wesentlichen aus seinen alten Kleidern, die er im Spind seines Schiffes aufbewahrt und seit Jahren nicht getragen hatte. Seinen Maßanzug hatte er gegen einen verblichenen Monteursoverall ausgetauscht, und statt seiner geliebten Pfeife rauchte er jetzt eine würzige Zigarre. Er trug auch wieder seinen alten Translator; zwar war er seit Jahrzehnten dank einer kostspieligen Stimmbandtransplantation durchaus in der Lage, auch andere Sprachen als Drobarianisch zu sprechen, doch ein Drobarianer, der etwa in der Öffentlichkeit Standard sprach, würde zweifellos auffallen. Also hatte er sich zähneknirschend das alte Übersetzungsmodul um den Hals gehängt, ehe er das Schiff verließ. Und auch obwohl er sich relativ sicher sein konnte, dass für Menschen und Teräer ein Drobarianer wie der andere aussah, hatte er sein Gesicht dezent geschminkt und anschließend wieder mit Schmutz befleckt, bis er aussah, als habe er gerade ein Düsentriebwerk von innen inspiziert. Nichts an ihm erinnerte nun noch an den einstmals mächtigen Generaldirektor der Galaktischen Allianz, der stets sehr gepflegt und adrett gekleidet aufgetreten war.
Fast wie in alten Zeiten, dachte er verbittert, als er zwischen den geparkten Raumschiffen hindurchschlenderte. Niemand schien vom ihm Notiz zu nehmen. Das teräische Bodenpersonal, welches mit der Be- und Entladung der hier wartenden Schiffe beschäftigt war, verfolgte gebannt eine Szene, die sich auf einer benachbarten Plattform abspielte.
Eine wunderschöne und scheinbar recht neue Jacht war dort gerade gelandet, und noch ehe sich die Landekufen auf den Asphalt gesenkt hatten, war bereits eine Abordnung der hiesigen Polizei in Stellung gegangen.
Katachara blieb stehen und beobachtete neugierig, wie der Besitzer der Jacht einige Worte mit dem Kommandanten der Polizeieinheit wechselte. Nach einem kurzen Gespräch gab der Kommandant seinen Leuten ein Zeichen, und die Polizisten betraten vorsichtig das Schiff, nach allen Seiten sichernd.
Wenige Augenblicke später gesellte sich eine junge Frau zu dem Piloten der Jacht. Sie war einige Jahre älter als er, vielleicht auch etwas größer, schätzte Katachara. Wartend gingen die beiden auf und ab, während ihr Schiff durchsucht wurde.
Katachara wandte sich ab. Er hatte nicht den ganzen Tag Zeit, und auf dem Raumhafen herumzulungern und einer Razzia zuzusehen, war nicht das, weswegen er hergekommen war. Er musste sein Schiff mit frischen Brennstäben bestücken lassen und eine Unterkunft finden. Sich unters Volk mischen. Untertauchen. Wie ein flüchtiger Verbrecher, dachte er säuerlich.
Der Wind trug einige Gesprächsfetzen von der benachbarten Landeplattform an sein Ohr.
»Moment noch … Mister Cartier«, sagte der Kommandant des Polizeitrupps zu dem Besitzer der Jacht.
Katacharas Schritte verlangsamten sich unmerklich.
Cartier?
Der Drobarianer änderte unauffällig seine Richtung, schlug einen Haken und verbarg sich im Schatten des Landegestells eines gigantischen Weintankers. Aus den Tiefen der Taschen seines Overalls förderte er ein kleines Fernglas zutage, das er atemlos auf die in der Nähe geparkte Jacht richtete.
Tatsächlich … der junge Mann musste Raymon Cartiers Sohn sein. Die Familienähnlichkeit war unverkennbar. Und die Frau? War das etwa Rebecca Gallagher? Katachara stutzte.
Er war ursprünglich davon ausgegangen, dass Ota Jedrell und seine Söldner sich mit der Jacht aufgemacht hatten, um Clou Gallagher aus seinem Gefängnis zu befreien, und dass die Kinder von Gallagher und Cartier mehr oder weniger zufällig in diese Sache hineingezogen worden waren. Schließlich handelte es sich bei einer Navigatorin und einem verwöhnten Industriellensohn bestimmt nicht um die Art von Leuten, die ein erfahrener Söldner wie Jedrell freiwillig mit auf ein so brisantes Kommandounternehmen nehmen würde.
Aber nun war Clou Gallagher längst tot und begraben; wenigstens dafür hatte dieser
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