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Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition)

Titel: Gammler, Zen und hohe Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Kerouac
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Leute kennenzulernen.» Und so ging er auf der Party umher, richtig liebenswürdig, und gab jedem die Hand und plauderte, echt Cocktailparty. Die Party drinnen wurde immer wilder. Ich fing selber an, mit dem großen Mädchen zu tanzen. Sie war unheimlich scharf. Ich wollte sie heimlich auf den Hügel schleppen mit einem Krug Wein, aber ihr Mann war da. Später in der Nacht tauchte ein verrückter Schwarzer auf und fing an, auf seinem eigenen Kopf und seinen Backen und seinem Mund und Brustkorb Bongo zu spielen, schlug auf sich ein mit richtig lautem Klatschen und einem duften Beat, einem unheimlichen Beat. Alle waren hingerissen und behaupteten, er müsse ein Bodhisattva sein.
    Alle möglichen Leute strömten aus der Stadt hinzu, wo die Nachricht von der großen Party in unseren Bars die Runde machte. Plötzlich guckte ich hoch, und Alvah und George liefen nackt rum.
    «Was macht ihr denn?»
    «Ach, wir haben gerade beschlossen, uns auszuziehen.»
    Niemand schien sich etwas dabei zu denken. Ich sah sogar, wie Cacoethes und Arthur Wane tipptopp gekleidet dastanden und im Schein des Feuers mit den beiden nackten Verrückten eine höfliche Unterhaltung führten, eine Art ernste Unterhaltung über den Lauf der Welt. Schließlich zog sich Japhy auch aus und wanderte mit seinem Krug umher. Jedes Mal, wenn eins seiner Mädchen ihn ansah, brüllte er laut und sprang auf sie zu, und sie rannten kreischend aus dem Haus. Es war wahnsinnig. Ich fragte mich, was bloß passieren würde, wenn die Cops in Corte Madera hiervon Wind und mit ihren Einsatzwagen den Hügel raufgerauscht kamen. Das Lagerfeuer war hell, unten auf der Straße konnte man alles sehen, was sich im Hof abspielte. Trotzdem wirkte es seltsamerweise nicht unpassend, wenn man so das Lagerfeuer, das Essen auf der Planke sah, den Gitarrenspielern zuhörte, die dichten Bäume in der Brise schwanken und ein paar nackte Männer auf der Party herumhopsen sah.
    Ich unterhielt mich mit Japhys Vater und sagte: «Was halten Sie davon, dass Japhy nackt ist?»
    «Oh, das ist mir völlig egal, Japh kann tun, was er will, von mir aus. Sag mal, wo ist denn das gute, alte Riesenmädchen geblieben, mit dem wir getanzt haben?» Er war der wahre Vater für einen Dharma-Gammler. Er hatte es in seinen jungen Jahren in den Wäldern von Oregon auch verdammt schwer gehabt, musste für eine ganze Familie in einer selbstgebauten Hütte sorgen, und all die Hindernisse und Schwierigkeiten, als er versuchte, ein so karges Land zu bebauen, und die kalten Winter. Jetzt war er ein gutsituierter Farbenlieferant und hatte sich eins der schönsten Häuser von Mill Valley gebaut und sorgte gut für seine Schwester. Japhys eigene Mutter wohnte allein in einer Pension im Norden. Japhy wollte sich um sie kümmern, wenn er von Japan zurückkam. Ich hatte einen Brief von ihr gesehen, der war voll von Einsamkeit. Japhy sagte, seine Eltern hätten sich ziemlich endgültig getrennt, aber wenn er aus dem Kloster wiederkäme, würde er sehen, wie er sich um sie kümmern könnte. Japhy sprach nicht gern von ihr, und sein Vater erwähnte sie natürlich nie. Aber ich mochte Japhys Vater gern, die Art, wie er schwitzend und wild tanzte, die Art, wie er bei dem ganzen exzentrischen Rummel nie die Fassung verlor, die Art, wie er jeden tun ließ, was er wollte, und gegen Mitternacht unter einem Schauer von Blumen nach Hause ging, zu seinem Wagen heruntertänzelte, den er auf der Straße geparkt hatte.
    Und dann war noch Al Lark da, auch ein netter Kerl, der sich mit seiner Gitarre irgendwo hinflegelte, klingende, swingende Bluesakkorde zupfte oder manchmal Flamenco und ein Loch in die Luft guckte, und als die Party um drei Uhr morgens aus war, gingen er und seine Frau in Schlafsäcken auf dem Hof schlafen, und ich konnte sie im Gras rumalbern hören. «Lass uns tanzen», sagte sie. «Ach, schlaf endlich ein», sagte er.
    Psyche und Japhy waren in jener Nacht sauer aufeinander, und sie wollte nicht mit auf den Hügel kommen und seine neuen weißen Laken beehren und rauschte davon. Ich beobachtete Japhy, wie er auf den Hügel stieg, besoffen schwankend, die Party war aus.
    Ich ging mit Psyche zu ihrem Wagen und sagte: «Komm schon, warum machst du Japhy in seiner Abschiedsnacht unglücklich?»
    «Oh, er war gemein zu mir, er kann mich mal.»
    «Ach los, auf dem Hügel frisst dich schon keiner.»
    «Interessiert mich nicht, ich fahr wieder in die Stadt.»
    «Das ist aber nicht nett, und Japhy hat mir gesagt, dass er

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