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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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Lateins. Den Journalisten war das natürlich unangenehm: Sie mussten zähneknirschend ihre Meinung ändern. Einigen Stimmen war deutlich anzumerken, dass sie mich gerne weiter in der Schublade des Drückebergers und nervlichen Versagers gesehen hätten. Und dann wurde ich 1991 auch noch zum Weltsportler gekürt. Welcher Mannschaftssportler ist bisher Weltsportler geworden? Ich bin der Einzige, das ist einmalig. Aber das vergisst man, das passt nicht ins Medienimage des Lothar Matthäus.
    Mit den Titeln erfuhr ich plötzlich eine neue Art von Respekt. Gleichzeitig jedoch traten die Schulterklopfer auf den Plan. Da ich lange Zeit erfolgreich war, wurde ich von vielen falschen Freunden begleitet – Menschen, die sich an meinem Ruhm bereichern wollten, auch wirtschaftlich. Es gab große Versprechen, es gab große Komplimente. Ich habe zu schnell vertraut, weil ich immer zuerst das Positive im Menschen sehe – oder sehen will. Im Endeffekt erlebte ich aber einige herbe menschliche Enttäuschungen. Wer die wahren Freunde sind, stellt sich eben nicht nach ein paar Tagen heraus, sondern erst nach ein paar Jahren.
    Eine der größten Enttäuschungen erlebte ich einige Zeit später mit jemandem, der mit der Geschäftsidee an mich herantrat, gemeinsam eine Sportagentur aufzumachen. Das war 2001, als ich aus Amerika zurückkehrte und Trainer bei Rapid Wien wurde. Ich sollte zu fünzig Prozent stiller Teilhaber der Firma sein und gleichzeitig als Zugpferd von ihr betreut werden. Ich vertraute dem Geschäftsmann anfangs zu hundert Prozent. Die einzige finanzielle Sicherheit, die er jedoch hatte, war ich. Die Räumlichkeiten haben mir imponiert, aber eigentlich waren sie viel zu groß. Er überwies sich wunderbare Monatsgehälter im fünfstelligen Bereich und gab nichts anderes aus als mein Geld. Bis die Banken plötzlich anfingen, für die Kredite, die zurückgezahlt werden mussten, an mein Privatvermögen ranzugehen. Ich habe viel zu spät die Reißleine gezogen und erkannt, dass ich mal wieder ausgenutzt wurde.
    Aber zurück ins Jahr 1991. Dieses Mal ruhte ich mich nicht auf meinen Lorbeeren aus wie noch zehn Jahre zuvor in Mönchengladbach. Im Gegenteil. Ich drehte noch einmal auf und netzte 17 Mal ein. In der Meisterschaft wurden wir zwar nur Zweiter hinter Sampdoria Genua mit ihren Topstars Vialli und Mancini. Parallel holte ich jedoch mit Inter Mailand meinen ersten internationalen Vereinstitel. An die Spiele im UEFA-Pokal erinnere ich mich durchweg als umkämpft und hochklassig. Im ersten Match gegen Rapid Wien machten wir die nächste Runde erst in der Verlängerung unseres Heimspiels klar. In der zweiten Runde schafften wir ein 3:0 im Rückspiel nach einem 0:2 im Hinspiel gegen Aston Villa. In der dritten Runde traf ich gegen Partizan Belgrad. Im Viertelfinale schalteten wir Atalanta Bergamo aus, im Halbfinale Sporting Lissabon.
    Nachdem wir das Finalhinspiel mit 2:0 gegen Rudi Völlers AS Rom gewonnen hatten, setzte Giovanni Trapattoni im Rückspiel auf die absolute Mauertaktik. Rom startete einen totalen Sturmlauf auf unser Tor. Nach 67 Minuten brachte Trapattoni einen weiteren Verteidiger für einen Stürmer. Hinter Jürgen Klinsmann wurde ich zum offensivsten Spieler. Eigentlich hätten wir hoch verlieren müssen. Wir hatten extrem viel Glück und mit Walter Zenga einen überragenden Torhüter, der sogar einen Elfmeter hielt. Es blieb bei einem 0:1. Der Pokal gehörte uns! So kam ich zu meinem dritten großen Titel in Rom: Nach dem EM-Titel 1980 und dem WM-Titel 1990 wurde ich im Stadio Olimpico nun, 1991, UEFA-Cup-Sieger. Rom scheint für mich ein gutes Pflaster zu sein. Diese Erfolge waren außerdem gute Argumente, um ein zweites Mal zum Weltfußballer gekürt zu werden.

UND JETZT ZUR WERBUNG
    Mit all diesen Erfolgen wurde ich plötzlich auch für die Wirtschaft interessant. Ganz zu Anfang hatte ich kurz vor dem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach mit Puma-Chef Dassler meinen ersten Werbevertrag geschlossen, der aber wohl eher eine gut gemeinte Anstoßfinanzierung meiner Karriere gewesen war. Ich bekam drei Jahre lang jeweils 25000 Mark dafür, dass ich bei den Spielen Puma-Schuhe trug. Aber das taten ja alle Gladbacher Spieler. Es war schon verwunderlich: Wie konnte jemand ahnen, dass sich so ein Deal lohnen würde mit einem jungen Kerl, der noch kein einziges Profispiel absolviert hatte? Vielleicht hatte Dassler ja auch mit der Borussia gesprochen und angeboten, mein Gehalt aufzubessern. Ich weiß es

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