Ganz oder gar nicht (German Edition)
Inter. Madrid kontaktierte also Mailand – und was passierte? Mailands Präsident Ernesto Pellegrini erklärte mich für unverkäuflich! Diese Haltung hatte wohl mit dem geplatzten Wechsel des Stürmers Iván Zamorano zu tun, der, statt bei Inter, bei Real unterschrieben hatte. Die Mailänder waren immer noch beleidigt. Nachdem ich von dem Veto erfahren hatte, bat ich um ein Vieraugengespräch mit dem Inter-Präsidenten. Ich wollte ihn direkt überzeugen. Immerhin waren 17 Millionen Mark Ablöse im Spiel, und schließlich hatte ich enorm viel für diesen Club geleistet. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass ich hier in Italien alles erreicht hätte bei einem Verein, der zu einer großen Liebe geworden war, dass ich mich aber mit dreißig Jahren noch ein letztes Mal verändern wollte, bevor ich meine Fußballschuhe an den Nagel hängen würde. Ich konnte ja zu der Zeit nicht ahnen, dass ich bis 39 spielen würde. Damals hätte ich mir maximal noch zwei, drei Jahre auf höchstem Niveau gegeben.
Außerdem eröffnete ich dem Präsidenten, dass ich mich hier nicht mehr sicher fühlen würde, da ich von dem gescheiterten Versuch erfahren hatte, meine Kinder zu entführen. Wie kam es dazu? Es handelte sich um zwei Täter aus Ostdeutschland, die in Bayern geschnappt worden waren, nachdem sie eine andere Entführung im Schilde geführt hatten. Sie hatten sich Felix Neureuther ausgeguckt, den Sohn von Christian Neureuther und Rosi Mittermaier. Glücklicherweise fiel den Anwohnern dieser VW-Bus mit dem merkwürdigen Kennzeichen auf, der tagelang in der Siedlung parkte. Die Polizei nahm die Verdächtigen hoch und entdeckte in dem Wagen die ganzen Unterlagen, die sie über mich und meine Familie gesammelt hatten. Sie gaben zu, dass sie es zuerst auf meine Kinder abgesehen hatten, den Plan aber verwarfen, als sie merkten, dass die Sicherheitsvorkehrungen zu groß gewesen sind. Selbst bei dieser Geschichte sagte Pellegrini wieder: »No!«
Nach dem letzten Saisonspiel gegen Lecce entschloss ich mich, den Druck zu erhöhen. Ich trat vor die Presse und sagte: »Ich will mich bedanken bei allen Inter-Fans. Es waren tolle Jahre. Ich stehe vor einem Wechsel zu Real Madrid.«
Das stieß wohl übel auf beim Präsidenten. Es gab ein zweites Gespräch. Er sagte mir: »Hör zu, Lothar. Wenn du in deinem Wohnzimmer einen Picasso hängen hast und ihn nicht verkaufen musst, dann verkaufst du ihn auch nicht. Du bist mein Picasso auf dem Fußballplatz, verstanden? Wenn es um Geld gehen sollte, dann können wir uns morgen hinsetzen und darüber reden.« »Nein«, stellte ich klar, »es geht nicht um Geld. Es geht mir darum, etwas Neues zu erleben, in diesem königlichen Trikot zu spielen, eine neue Sprache zu lernen.« Ich war noch einmal bereit, einen großen Schritt zu machen zu einem Verein, der vielleicht noch eine Stufe über Inter einzuordnen war. Diesen Schritt hat mir der Präsident verbaut. Sauer konnte ich nicht sein, denn es hatte mich nur jemand an meinen Vertrag erinnert. Aber ich war enttäuscht. Wäre ich ein abgezockter Typ gewesen, hätte ich vielleicht aus meinem Vertrag rauskommen können. Doch ich hatte ihn damals schließlich zufrieden unterschrieben.
MEINE ERSTE EHE GEHT ZU ENDE
Mein Leben stand in diesen Jahren völlig im Zeichen des Fußballs. Doch obwohl ich wenig zu Hause war, hatten meine Jugendliebe Silvia und ich eine intensive Zeit. Wir gingen zusammen durch dick und dünn, verlebten tolle Urlaube, sie hielt mir den Rücken frei, wir bekamen zwei Kinder: Alisa und Viola. Aber wir begehrten uns nicht mehr. Es war eine gut organisierte Ehe, bei der die intensiven Gefühle verschwunden waren. Sie plätscherte dahin ohne jede Aufregung.
Ich gebe zu, dass ich meine Frau nach Rosi noch einmal betrogen habe, mit einer Frau aus Saarbrücken, mit der ich sogar heimlich Urlaub in Tunesien machte. Auch diese Affäre entpuppte sich als Irrfahrt. Wieder beichtete ich meinen Fehltritt, ich konnte das nicht für mich behalten. Wieder wurde mir verziehen. Noch ein drittes Mal musste Silvia den Namen einer anderen Frau ertragen. Der Name war Lolita.
Das erste Mal sah ich Lolita Morena – aus gutem Grund ein paar Jahre zuvor Miss Schweiz geworden – bei einem Hallenfußballturnier 1986 in Genf. Sie arbeitete für die Agentur, die das Turnier, an dem ich mit dem FC Bayern München teilnahm, organisiert hatte. Lolita saß auf derselben Tribüne, auf der sich die Mannschaften in den Spielpausen entspannten. Nicht nur mir fiel
Weitere Kostenlose Bücher