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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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setzte den FC Bayern unter Druck. Klinsmann hatte eine starke Saison gespielt und allein 15 Tore im UEFA-Cup erzielt. Möglicherweise drohte er mit einem Wechsel für den Fall, dass man sich nicht von Otto Rehhagel, mit dem er nie klargekommen war, trennen sollte. Ich war nie ein enger Freund von Otto Rehhagel, aber ich habe seinen Abschied sehr bedauert. Ich habe ihn als einen feinen, ehrlichen, geradlinigen Menschen erlebt. Er hatte immer ein Ohr für die Probleme der Spieler, die er als seine Kinder betrachtete. Ich habe Hochachtung vor ihm. Die Umstände, unter denen er plötzlich verschwand, passten mir gar nicht. Von Angesicht zu Angesicht kann man alles ausdiskutieren. Aber hinterrücks, das ist mir zuwider. Da Rehhagel nun weg war, musste für vier Wochen noch einmal Franz Beckenbauer ran. Zwar blieben wir nur auf dem zweiten Tabellenplatz, konnten im UEFA-Cup-Finale gegen Bordeaux aber das ernten, was Otto Rehhagel mit gesät hatte.
    Wie stehe ich heute zu Jürgen Klinsmann? Ich bin kein Mensch, der nachtragend ist oder nicht verzeihen kann, ich lud Jürgen sogar zu meinem Abschiedsspiel ein. Wenn wir uns sehen, begrüßen und umarmen wir uns. Inzwischen haben wir tolle Gespräche geführt – ohne allerdings noch einmal auf das einzugehen, was vor fünfzehn Jahren passiert ist. Ich spreche da gerne von Verjährung.

VON PRESSEPARTNERN UND PRIVATJOURNALISTEN
    Was hat es nun auf sich mit der Presse und mir? Fakt ist, dass ich Mitte der neunziger Jahre ein gutes Verhältnis zu einem Journalisten der Bild -Zeitung hatte. Der Mann war Österreicher, hieß Wolfgang Ruiner und ist das beste Beispiel dafür, dass ich den falschen Leuten zu lange vertraut habe. Er war noch keine große Nummer bei Bild , als er als Fußballreporter nach München kam. Aber er hatte einen »guten Schmäh« und war irgendwie vernarrt in mich, hat sich eingeschmeichelt. Das hat er gut gemacht, und wir hatten auch eine tolle Zeit. Doch was passierte, als Lothar Matthäus mit dem Fußballspielen aufhörte? Da stellte Ruiner sich vor die Kamera und sagte, dass ich an meinem Image ja selber schuld wäre, weil ich mir den Mund zerreden und mit den falschen Leuten zusammen sein würde. Er war der Falsche! Er hat zehn Jahre von mir und unserem Kontakt profitiert, brachte es in einem Jahr vom kleinen Sportredakteur zum Nationalmannschafts-Korrespondenten. Ich hatte sehr viele Probleme durch ihn mit Berti Vogts. Ich erwarte keine Dankbarkeit, aber ich will Fairness.
    Ein Verhältnis wie zwischen mir und Ruiner war damals branchenüblich. Uli Hoeneß oder Karl-Heinz Rummenigge pflegten genauso bestimmte Pressekontakte. Hoeneß hing jeden Tag mit Ludger Schulze am Telefon, Klinsmann ebenso. Darüber schrieb nie jemand. Weil Schulze bei der Süddeutschen Zeitung arbeitete. Rummenigge und Raimund Hinko von der SportBild , wie oft haben die miteinander gegessen. Jeder hatte seinen Privatjournalisten. Ich habe miterlebt, wie Spieler in ihrem Auto das Trainingsgelände verließen und nach 500 Metern rechts ranfuhren, um unbehelligt mit Bild zu sprechen. Dieses Versteckspiel mochte ich nie. Wieso kann man sich nicht mit einem Journalisten offen unterhalten, wenn man nichts zu verbergen hat?
    Wenn ein Journalist nicht mit dir spricht, kann er dich auch nicht beurteilen. Es gab sogar im Spiegel ein paar Artikel über mich, die zu einem hohen Prozentsatz nicht der Wahrheit entsprachen. Das überrascht beim Spiegel besonders, hier erwartet man, dass recherchiert wird. Ich erinnere mich an einen Text aus dem Jahr 2000, in dem es um mein Engagement in New York ging. Ich hätte blauäugig und ungelesen den Vertrag bei den Metro Stars unterschrieben, behauptete der Journalist. War er bei der Vertragsunterzeichnung dabei? Natürlich hatte ich damals eine Rechtsberatung. Früher habe ich mich geärgert, heute schmunzle ich, wenn Leute über mich etwas zu wissen meinen, was ich selber nicht weiß. Fatal ist natürlich, wenn so etwas im Spiegel steht. Denn wenn das da steht, wird es wohl stimmen, oder?
    Die Bild war häufiger als der Spiegel dabei, beim Training, bei den Spielen, bei mir. Deshalb hatte man dort auch mehr Informationen über mich und den FC Bayern. Das heißt aber nicht, dass Ruiner Dinge erfahren hat, die er nicht erfahren durfte. Es gab immer eine Grenze, die mit der Loyalität zum Verein und zur Mannschaft zu tun hatte. Natürlich hatte er meine Privatnummer, genau wie die Journalisten vom Spiegel . Sie haben sie nur seltener gewählt. Wer

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