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Ganz oder gar nicht (German Edition)

Ganz oder gar nicht (German Edition)

Titel: Ganz oder gar nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Häusler , Lothar Matthäus
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gemeinsam mit dem wiedergenesenen Olaf Thon spielen können. Aber nein, Berti Vogts hatte sich wohl nur halb entschieden und stellte mich im ersten Spiel in Paris gegen die USA nicht in die Stammelf. Ich durfte auf der Bank Platz nehmen. Wir gewannen 2:0. Da ich Berti Vogts versprochen hatte, keine Probleme zu machen, auch nicht über den Weg der Journaille, verhielt ich mich ruhig. Beim zweiten Spiel jedoch geriet Vogts plötzlich unter Druck. Wir lagen früh mit 0:1 gegen die Jugoslawen zurück, die Fans forderten mich. Ich hatte damals ein Riesenstanding. Nach dreißig Minuten hallten Matthäus-Sprechchöre durch das Stadion von Lens, das war für mich schon recht angenehm zu hören. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Bayern München zu der Zeit der meistgehasste Verein Deutschlands gewesen ist. Berti Vogts schickte mich auf den Platz. Wir erreichten noch ein 2:2, wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich dazu nicht viel beigetragen habe.
    Von nun an war ich dabei. Beim 2:0 gegen den Iran im letzten Gruppenspiel und im Achtelfinale gegen Mexiko, das wir 2:1 gewannen. Im Quartier und im Team herrschte zwar kein Chaos wie 1994, aber eine gute WM spielten wir auch hier nicht. Wieder war im Viertelfinale Schluss, 0:3 gegen Kroatien. Kurioserweise war dieses Spiel unser stärkstes. In der ersten Halbzeit hatten wir die Begegnung in der Hand. Vor allem Oliver Bierhoff kam zu vielen Chancen. Kurz vor der Pause spielte ich einen verhängnisvollen Pass, der eigentlich Christian Wörns erreichen sollte. Davor Suker kam eher an den Ball, und Wörns als letzter Mann sah sich gezwungen, Suker zu foulen. Rote Karte. Eine Minute später dann das Freistoßtor der Kroaten. In der zweiten Halbzeit waren wir trotz Unterzahl dem Ausgleich sehr nah, machten ihn aber nicht. Dafür legten die Kroaten gegen Ende des Spiels zwei Treffer nach. Es folgte der Rücktritt von Berti Vogts, und auch ich dachte, dass die Nationalmannschaftskarriere für mich nun endgültig beendet sein würde. Ein alter Bekannter, Erich Ribbeck, übernahm. »Mach’ bitte weiter, Lothar«, bat er mich. Er gab mir das Gefühl, mich zu brauchen. Das hat mir geschmeichelt. Als Kind der Nationalmannschaft musste ich nicht lange überlegen. Mein Weg im Trikot mit dem Adler auf der Brust war noch nicht zu Ende …

DIE TOCHTER DES ARZTES
    Was soll man tun, wenn die Liebe dort hinfällt, wo eigentlich gearbeitet wird? Dies ist die Geschichte von Maren und mir. Ich habe Maren heranwachsen sehen – vom Mädchen zur Frau. Daher war es für mich schon ein wenig seltsam, als sie mich anrief und meinte, ich solle sie doch mal in London besuchen. Der Impuls ging von ihr aus, egal, was man mir nachsagt. In diesem Fall hätte ich einfach zu großen Respekt gehabt. Denn Maren war die Tochter des Bayern- und Nationalmannschaftsarztes Dr. Müller-Wohlfahrt, jenem Mann, der meinen Körper besser kannte als ich selbst und der mir über viele Jahre zu einem engen Freund und Vertrauten geworden war. Als Maren und ich uns näherkamen, war sie 19 Jahre alt und ich 16 Jahre älter. Und wir beide waren Single.
    Es begann nach einer ziemlich langweiligen Party des FC Bayern. Wir hatten das UEFA-Cup-Finale gegen Girondins Bordeaux gewonnen und feierten draußen in Grünwald. Gegen ein Uhr entschied sich eine kleine Gruppe, darunter auch Maren und ihre Eltern, sich mit dem Mannschaftsbus in die Disco abzusetzen. Irgendein Spieler, ich glaube, es war Christian Nerlinger, sagte: »Maren, geh’ doch noch mal rein und hol’ den Lothar.« Ich meinte zu ihr, dass ich schon mitgehen könne, sie aber doch besser alleine mit den jungen Leuten feiern sollte. »Nein, die Jungs wollen, dass du mitkommst«, erwiderte sie. »Okay«, meinte ich, »dann musst du dich aber um mich kümmern.« Auf dem Weg in die Innenstadt rief ich die Besitzerin des »Maximilian« am Maximilianplatz an und kündigte an, dass wir gleich mit zwanzig Leuten vorbeikommen würden und Platz bräuchten. Unter Alkoholeinfluss flirteten Maren und ich ein wenig – nicht mehr und nicht weniger. Morgens um halb fünf saßen die drei Müller-Wohlfahrts plus Lothar in einem Taxi, und man wünschte sich eine gute Nacht.
    Eine Woche später bekam ich jenen Anruf. »Mensch, Maren, woher hast du denn meine Telefonnummer?« »Ich würde doch wissen, dass eine Freundin die Sekretärin vom Papa sei«. »Ach so, ja«, erinnerte ich mich. »Und, was gibt’s?« Der Disco-Abend in der letzten Woche sei doch so schön gewesen, ob ich sie

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