Ganz oder gar nicht (German Edition)
eröffnete, dass der FC Bayern bereits 1994 mit Sport5 einen Deal geschlossen und einige Rechte an meinem Abschiedsspiel abgetreten habe. Nun hat aber das Abschiedsspiel des FC Bayern nicht stattgefunden, es war das Abschiedsspiel des DFB. Der Agentur war also ein Geschäft geplatzt, und der FC Bayern hatte nun ein Problem. Das Leichteste für den Verein war wohl, diese vor sechs Jahren vereinbarte Summe von den mir zustehenden Einnahmen abzuzweigen. Mit so einer Entwicklung hätte ich nie gerechnet, ich war schockiert.
Zuerst versuchte ich, die Angelegenheit in persönlichen Gesprächen mit Karl Hopfner und Uli Hoeneß zu klären – Franz Beckenbauer hatte da vermittelt –, aber schon nach wenigen Minuten wurde mir klargemacht, dass es keinen Kompromiss geben könne. Tja, was sollte ich machen? Ich fühlte mich bestohlen und beschissen und sah keine andere Möglichkeit, als gegen den FC Bayern zu klagen. Das Problem: Mein Anwalt war heiß, diesen öffentlichkeitswirksamen Prozess zu führen. Vielleicht war er zu heiß, denn ich sah mich nicht über alle Konsequenzen dieses Prozesses unterrichtet. Auch hier habe ich blind vertraut. Es stellte sich nämlich erst sehr spät heraus, dass ich – hätte ich den Prozess weitergeführt und gewonnen, wovon ich ausgehe – eine hohe Steuernachzahlung zu erwarten gehabt hätte. Ich biss in den sauren Apfel und zog meine Klage zurück. So stand ich für die Öffentlichkeit als Verlierer da, und zwischen mir und dem FC Bayern war das Tischtuch zerschnitten.
Inzwischen haben Uli Hoeneß und ich das Kriegsbeil begraben, die Sache ist erledigt. Aber das Verhältnis wurde nie wieder so gut, wie es vor der Angelegenheit gewesen ist. Und ich habe bis heute das Gefühl, dass meine Gutmütigkeit und mein Vertrauen ausgenutzt worden sind. Weil ich bis heute im Unklaren bin, liegt es mir am Herzen, zu sagen, dass ich mich gerne mit den Verantwortlichen von damals zu einem offenen Gespräch zusammensetzen würde, um herauszufinden, wie sie die ganze Sache menschlich beurteilen.
Das Abschiedsspiel wurde vom FC Bayern München und der Nationalelf bestritten, garniert mit zwei Gastspielern namens Klinsmann und Maradona. Ich spielte eine Halbzeit hier, eine Halbzeit da. Endstand: 1:1. Schon das dürftige Ergebnis zeigt, dass es kein klassisches Freundschaftsspiel gewesen ist, was da veranstaltet wurde. Dafür war es viel zu verkrampft. Denn es ging für viele Spieler darum, etwas zu beweisen. Die in der Nationalmannschaft wollten Erich Ribbeck zeigen, dass sie in die Startelf gehören. Und die vom FC Bayern wollten Ribbeck zeigen, dass er es bereuen muss, sie nicht für den EM-Kader nominiert zu haben. Alle haben sich richtig angestrengt. Der Einzige, dem mit großem Respekt und ohne Körperkontakt begegnet wurde, war Diego Maradona.
Die Stimmung war gut. Das Stadion war ausverkauft, die Organisation war top. Ich wurde in der 85. Minute ausgewechselt und durfte dabei einen der intensivsten Momente mit meinen Töchtern erleben. Alisa und Viola hielten die Tafel mit meiner Rückennummer hoch und baten mich vom Platz. Ich lief meine Ehrenrunde, Sarah Brightman sang »Time to say Goodbye«, das Feuerwerk erhellte den Nachthimmel, und natürlich vergoss man die eine oder andere Träne. Es war schön und traurig zugleich.
Nach dem Spiel brachten Shuttle-Busse 700 Freunde und geladene Gäste zum Galadiner. Fünfgängemenü, reichlich Getränke, viel Händeschütteln, einige Ansprachen und ein Live-Auftritt von Zucchero. Der Abend bestand eigentlich nur aus Höhepunkten. Dann war die Party vorbei – für mich. Die letzte Erinnerung an diesen Abend: Ein recht berühmter Ballzauberer wollte wissen, in welchem Saunaclub er sich in München noch entspannen könnte. Ein Bekannter, der mit uns gefeiert hatte und sich in dem Bereich auskannte, fuhr Maradona dann diskret »nach Hause«.
Maradona schreibt in seinen Memoiren, dass ich für ihn der beste Fußballer gewesen sei. Ich sage nun in meinen Memoiren das Gleiche von ihm und muss ihm damit ganz klar widersprechen. Ich habe zwar meine Erfolge gehabt, aber er spielte eleganter und trickreicher. Maradona war damals über uns allen.
Ich will an dieser Stelle noch ein Wort über Maradona verlieren, ein Gedanke, der mich auch zu mir und meiner Karriere führt. Maradona war ein begnadeter Fußballspieler, der alles erreicht hat, was man nur erreichen kann. Dann nahm er Drogen, wurde fett, hatte Affären, er schoss mit einem Luftgewehr auf
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