Ganz oder gar nicht (German Edition)
Spiel hat man herausgefunden, dass der Linienrichter aus Chicago kam …
Eine derart erfolgreiche Saison, zu der ich meinen Beitrag geleistet hatte, erlebte New York bis heute nicht mehr. Dennoch wäre ganz klar mehr drin gewesen in den USA. Man gab mir zwar die Kapitänsbinde, was für mich eher zweitrangig gewesen war. Entscheidender war, dass die anderen jungen amerikanischen Spieler zwar wollten, aber sie wollten alles für sich alleine. Weil schon damals in Amerika sportliche Qualität über Statistik definiert wurde, waren meine Mitspieler von dem Bewusstsein besessen, möglichst viele Ballkontakte zu haben oder höchstselbst aufs Tor schießen zu müssen. Man glaubte weniger an den gemeinsamen Erfolg. Ich frage mich, warum Octavio Zambrano, der neue junge Trainer aus Südamerika, meine Erfahrung nicht genutzt hat, um die Hierarchie, die jede Mannschaft braucht, zu entwickeln. Wurde ich aber mit meiner Erfahrung genauso behandelt wie ein 19-Jähriger, machte der Trainer einen Fehler.
Trotz der fußballerischen Defizite spielte ich mit dem Gedanken, ein weiteres Jahr dranzuhängen in New York. Es gefiel uns einfach zu gut. Inzwischen klappte auch die Kommunikation besser. Ich hatte mich an den Rhythmus gewöhnt und an die amerikanische Art, in leeren Stadien Fußball zu spielen. Aber das Management der Metro Stars war nicht in der Lage oder willens, mich für ein weiteres Jahr zu bezahlen. Vielleicht hatte man sich auch durch mich einen größeren Werbeeffekt erhofft, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das neue Management es versäumte, mich öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.
Menschlich war New York eine neue Erfahrung. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass der Wechsel dorthin eher ein Fehler gewesen ist. Hätte ich meine Karriere bei Bayern München beendet, hätte es viele Missverständnisse nicht gegeben, ich hätte mir einigen Ärger erspart, wäre gleichzeitig fest integrierter Bestandteil des Clubs geblieben und hätte nach meiner aktiven Karriere womöglich einen Job bei den Bayern sicher gehabt. Stattdessen entwickelten sich sehr unschöne Wirren um mein Abschiedsspiel.
DAS DILEMMA UMS ABSCHIEDSSPIEL
Wäre es so gelaufen wie geplant, wären mir zwei Abschiedsspiele garantiert gewesen. Eines vom DFB, zugesagt vom damaligen Präsidenten Egidius Braun, und eines vom FC Bayern. Wie kann einem Spieler ein Abschiedsspiel bei einem Club garantiert werden? Weil es im Vertrag stand. Ich habe über all die Jahre auf Gehaltserhöhungen verzichtet. Stattdessen wurde mir ein Teil der Einnahmen aus dem Abschiedsspiel zugesagt. Diese Summe steigerte sich mit jeder Vertragsverlängerung. Im Falle des DFB-Abschiedsspiels wäre sogar der komplette Gewinn an mich gegangen. Mit beiden Arrangements war ich einverstanden, finanziell und sportlich sowieso.
Irgendwann im April 2000 rief mich Karl Hopfner, der Geschäftsführer des FC Bayern München, in New York an. Es ging um die Organisation des Abschiedsspiels. Zu meiner Überraschung konfrontierte mich Hopfner mit folgender Idee: Er kam mir moralisch und meinte sinngemäß, ob es nicht unanständig und gierig aussehen würde, wenn ich zwei Abschiedsspiele bestreitete? Das käme in der Öffentlichkeit schlecht an . Was würde ich davon halten, mich nur auf ein Abschiedsspiel zu beschränken? In meiner Dummheit und Naivität stimmte ich dem zu und meinte, dass ich dann zumindest das Spiel mit den höheren Einnahmen bevorzugen würde. Ich entschied mich für das DFB-Spiel, weil dabei die Fernseheinnahmen den Unterschied ausmachten.
Der gewählte Mechanismus war letztlich der, das DFB-Abschiedsspiel vom FC Bayern austragen zu lassen. Wie und was die dann hintenrum verhandelt haben, welche Verträge ohne mein Wissen abgeschlossen wurden, weiß ich nicht. Ich weiß nur eines: dass ich irgendwann im September eine Abrechnung bekam, auf der mich ein großer Negativposten störte. Nicht die Anmietung des Olympiastadions, nicht die von Käfer organisierte Party mit 700 Gästen, nicht die Geschenke, die verteilt worden sind, nicht die Autos, nicht die Hotels. Es waren die 1,2 Millionen Mark, die laut Abrechnung an die Sportvermarktungsagentur Sport5 gezahlt worden sind. Mir war völlig schleierhaft, warum ich eine solche Summe an eine Agentur zu zahlen hatte, wenn man ein Abschiedsspiel vom DFB geschenkt bekommt. Das war der Streitpunkt. Daraufhin habe ich Herrn Hopfner aus Amerika angerufen und ihn um Aufklärung gebeten. Die leistete er, indem er mir
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