Garnet Lacey 04 - Biss in alle Ewigkeit
von wem ich sprach. Himmel, warum erzählte ich Parrish nicht gleich noch, dass ich mir wegen der Hochzeit gar nicht mehr so sicher war?
Ich starrte auf die Windschutzscheibe, gegen die schwere Schneeflocken klatschten, und wartete darauf, dass Parrish endlich den „Hab ich's nicht gleich gesagt?“-Spruch absonderte, den er sich bestimmt gerade zurechtlegte.
Stattdessen strich er sanft eine Strähne hinter mein Ohr und legte seine kalte, schwere Hand einen Moment länger als unbedingt nötig in meinen Nacken, erst dann zog er sie weg und umfasste wieder das Lenkrad.
Mist. Etwas Sarkastisches wäre mir lieber gewesen. Parrishs behutsame Art dagegen drohte, die Tränen fließen zu lassen, die ich mir schon den ganzen Tag verkniffen hatte. „Es ist ja nicht so, als könnte ich es nicht verstehen“, sagte ich und musste über die Ironie lachen, dass ich versuchte, es ausgerechnet ihm zu erklären. Parrish war meine Teréza. Ich schien ihn einfach nicht überwinden zu können, auch wenn ich mich noch so sehr anstrengte. Ich wusste, er war nicht der Richtige für mich, aber uns verband eine gemeinsame Vergangenheit. „Weißt du, die zwei passen so gut zusammen. Sie sind beide Vampire, und sie sind praktisch uralt.“
„Und du wirst alt werden und sterben“, erwiderte Parrish sachlich. „Manchmal macht das nichts aus ... jedenfalls nicht, wenn er dich wirklich liebt.“
Sein sehnsüchtiger Tonfall erinnerte mich daran, dass zu Hause in meiner Schmuckschatulle sein weißgoldener Black-Hills-Ehering lag. Parrish war mindestens ein Mal verheiratet gewesen - mit einer Sterblichen. Auch wenn ich gern diese Geschichte gehört hätte, hatte ich das Gefühl, etwas erklären zu müssen. „Genau genommen bin ich mir gar nicht so sicher, ob ich tatsächlich altern und sterben werde, jedenfalls nicht, seit ich mit Lilith eins geworden bin. Das ist mit ein Grund, warum es mir gefiel, Sebastian zu heiraten. Wenn wir uns für immer Treue schwören, dann wird das auch für immer sein.“
Parrish sah mich auf eine Art an, die ich in der Dunkelheit nicht so richtig deuten konnte. Aber ich hielt es für eine Kombination aus Erstaunen und Abscheu. „Bist du verrückt?“
Ich fühlte mich ein wenig beleidigt. „Wie meinst du das?“
„Für immer? Garnet, wie viele Männer hast du gehabt?“
„Das werde ich dir doch nicht auf die Nase binden!“
„Okay, selbst wenn ich großzügig kalkuliere, dürften es bei deinem Alter wohl nicht mehr als fünfzig gewesen sein.“
„Fünfzig! Hältst du mich für ein Flittchen oder wa...“
Er schüttelte den Kopf. „Du lebst noch nicht lange genug, um dich in irgendeiner Sache für immer festzulegen.“
„Du hörst dich ja an wie meine Mutter. Nur mit dem Unterschied, dass sie sich darüber gefreut hat.“ Ich ließ den Gedanken dahinziehen und kehrte zum eigentlichen Thema zurück. „Hör zu, ich weiß auch, dass die Hälfte aller Ehen geschieden wird. Aber im Moment fühlt es sich richtig an, den Rest meines Lebens mit Sebastian zu verbringen, ganz gleich, wie lange dieser Rest auch ausfallen wird. Ich liebe ihn, und ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.“
Wieder schüttelte er den Kopf und betrachtete mürrisch die Landschaft. Die Scheibenwischer bewegten sich in ihrem immer gleichen Rhythmus hin und her, und mir wurde bewusst, dass ich es so meinte, wie ich es gerade eben gesagt hatte.
Natürlich war ich immer noch sauer, was den Kuss anging. Und ich fand, dass ich auch noch einiges darüber in Erfahrung bringen musste, wer er war und wer er in den vielen Jahren seines untoten Lebens gewesen war. Aber ich wollte es herausfinden ... zusammen mit ihm. Ich war bereit, zwischen Sebastian und mir für klare Fronten zu sorgen, weil mir ein Leben ohne ihn unmöglich erschien.
Allmählich erkannte ich markante Punkte in der Landschaft wieder. Wir kamen an der Fieldman-Farm vorbei, auch wenn der Schneefall so dicht war, dass ich deren traditionelles
weißes Farmhaus kaum ausmachen konnte. Dabei fiel mir etwas ein. „Ich glaube, Teréza lebt in der Scheune.“
„Er lässt seine Exfrau auf seinem Grund und Boden quartieren?“
„Ehrlich gesagt, dürfte das wohl eher Mátyás’ Idee gewesen sein. Und sie waren nie verheiratet.“
„Red dir das ruhig weiter ein“, meinte Parrish. „Hey, warte mal. Dieser Mátyás ... ist das Sebastians Sohn?“
„Ja“, antwortete ich und musste lachen, als mir Parrishs Worte ins Gedächtnis kamen. „Der Bastard.“
„Wie
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