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Garp und wie er die Welt sah

Garp und wie er die Welt sah

Titel: Garp und wie er die Welt sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Donnerstimme war tränenerstickt. »Er hat mir den Laufpass
gegeben. Mir! Kannst du das glauben?«
    »Mein Gott, Roberta«, sagte Garp.
    »Oh, ich habe nie gewusst, was
Männer für Drecksäcke sind, bis ich eine Frau wurde«,
sagte Roberta.
    »Es ist Roberta«, flüsterte Garp
Helen zu, um sie zu beruhigen. »Ihr Lover hat Schluss gemacht.« Helen seufzte
erleichtert, ließ Garps Bein los und drehte sich im Bett um.
    »Es ist dir egal, stimmt’s?«,
fragte Roberta Garp gereizt.
    »Bitte, Roberta«, sagte Garp.
    »Entschuldige«, sagte Roberta.
»Aber ich dachte, es sei zu spät, um deine Mutter anzurufen.« Garp fand diese
Logik verblüffend; er wusste, dass Jenny länger aufblieb als er. Aber er mochte
Roberta – sogar sehr –, und sie hatte bestimmt viel durchgemacht.
    »Er sagte, ich sei nicht genug Frau, ich brächte ihn sexuell durcheinander – ich sei sexuell durcheinander!«, weinte Roberta. »O Gott,
dieser Scheißkerl ! Er hat es nur gemacht, weil es
etwas Neues war. Er wollte nur bei seinen Freunden angeben.«
    [421]  »Ich wette, du hättest es mit
ihm aufnehmen können, Roberta«, sagte Garp. »Warum hast du ihn nicht
windelweich geprügelt?«
    »Du verstehst aber auch nichts«,
sagte Roberta. »Mir ist nicht danach, jemanden zu
verprügeln, nicht mehr. Ich bin eine Frau !«
    »Ist Frauen denn nie danach,
jemanden windelweich zu prügeln?«, fragte Garp. Helen langte herüber und zupfte
an seinem Glied.
    »Ich habe keine Ahnung, wonach Frauen ist«, jammerte Roberta. »Ich weiß nicht,
wonach ihnen sein sollte. Ich weiß nur, wonach mir ist.«
    »Wonach denn?«, fragte Garp, weil
er wusste, dass sie es ihm unbedingt sagen wollte.
    »Mir ist danach, ihn jetzt windelweich zu prügeln«, gestand Roberta, »aber als
er mich hier runterputzte, habe ich nur dagesessen und alles über mich ergehen
lassen. Ich habe sogar geweint. Ich habe den ganzen Tag geweint!«, sagte sie
schluchzend. »Und er hat mich sogar angerufen und mir gesagt, wenn ich immer noch weine, mache ich mir nur selbst etwas vor.«
    »Zum Teufel mit ihm«, sagte Garp.
    »Alles, was er wollte, war ein
Fick«, sagte Roberta. »Warum sind die Männer so?«
    »Na ja«, sagte Garp.
    »Oh, ich weiß, du bist nicht so«, sagte Roberta. »Wahrscheinlich findest du mich nicht
einmal attraktiv.«
    »Natürlich bist du attraktiv,
Roberta«, sagte Garp.
    »Aber nicht für dich «, sagte Roberta. »Lüg nicht. Ich bin sexuell nicht
attraktiv, stimmt’s?«
    [422]  »Für mich vielleicht nicht«, gestand Garp, »aber für viele andere Männer durchaus. Selbstverständlich.«
    »Na ja, du bist ein guter Freund,
und das ist wichtiger«, sagte Roberta. »Übrigens finde ich dich sexuell auch
nicht sehr attraktiv.«
    »Dann sind wir ja quitt«, sagte
Garp.
    »Du bist zu klein«, sagte
Roberta. »Ich mag Männer, die größer wirken – ich
meine, sexuell. Nimm es mir bitte nicht übel.«
    »Ich nehme es dir nicht übel«,
sagte Garp. »Du mir bitte aber auch nicht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Roberta.
    »Ruf mich doch morgen früh noch
mal an«, schlug Garp vor. »Dann geht es dir bestimmt schon besser.«
    »Im Gegenteil«, maulte Roberta
beleidigt. »Bestimmt schlechter. Ich schäme mich,
dass ich dich angerufen habe.«
    »Warum sprichst du nicht mit
deinem Arzt?«, fragte Garp. »Mit dem Urologen. Dem Mann, der dich operiert hat – ihr seid doch befreundet, nicht wahr?«
    »Ich glaube, er will mich nur
ficken«, sagte Roberta ernst. »Ich glaube, er hat nie etwas anderes gewollt. Er wollte mich verführen – nur darum hat er mir zu der
Operation geraten –, aber zuerst wollte er eine Frau aus mir machen. Sie sind
dafür berüchtigt – das hat mir ein Freund erzählt.«
    »Der Freund war verrückt, Roberta«, sagte Garp. »Wer ist dafür
berüchtigt?«
    »Urologen«, sagte Roberta. »Also,
ich weiß nicht – ist Urologie für dich nicht auch irgendwie unheimlich?« Garp
teilte ihre Ansicht, wollte Roberta aber nicht noch mehr aus der Fassung
bringen.
    [423]  »Ruf Mom an«, hörte er sich
sagen.» Sie wird dich
aufmuntern, ihr fällt bestimmt etwas ein.«
    »Ja, sie ist wunderbar«, schluchzte Roberta. »Ihr fällt immer etwas ein, aber ich hab das Gefühl, ich habe sie schon zu sehr ausgenutzt.«
    »Sie hilft gern, Roberta«, sagte
Garp im Wissen, dass zumindest das der Wahrheit entsprach. Jenny Fields war
voller Mitgefühl und Geduld, während Garp einfach nur noch schlafen wollte.
»Eine Partie Squash täte dir jetzt vielleicht gut«,

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