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Gauck: Eine Biographie (German Edition)

Gauck: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Gauck: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Frank
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er Gauck am Telefon mit. Er klagte gegen die Herausgabe der angeforderten Unterlagen durch die BStU . Das Verwaltungsgericht Berlin gab ihm recht und entschied, dass ohne Kohls Einwilligung seine personenbezogenen Daten nicht veröffentlicht werden durften. Bald darauf empfing Kohl den Bundesbeauftragten im Bonner Kanzleramt. Er wollte 306 Gauck damit signalisieren, dass die Auseinandersetzung nichts Persönliches war. Gauck erinnerte sich: »Er trug die Strickjacke, die schon so viele Besucher vor mir beeindruckt hatte. Er sprach über sich, ich sprach über mich, es dauerte länger als geplant. Er wollte mir offensichtlich ein Friedenssignal geben. Ich war beruhigt.« Der Bundestag nahm den Vorgang zum Anlass, das Stasiunterlagengesetz im Jahr 2002 erneut zu ändern. Mit dieser Novellierung sollte sichergestellt werden, dass Informationen über Personen der Zeitgeschichte, Inhaber politischer Funktionen und Amtsträger in bestimmtem Umfang auch ohne deren Einwilligung durch die BStU zugänglich gemacht werden durften. Zu diesem Zeitpunkt war Joachim Gauck bereits aus der Behörde ausgeschieden.

Eine Männerfeindschaft
    Im Fall Kohl hatte sich wieder einmal Peter-Michael Diestel, Gaucks Gegner aus Volkskammertagen, zu Wort gemeldet und den Bundesbeauftragten attackiert. »Charakterlump nannte man früher jemanden, der sich borniert, undankbar und selbstsüchtig gegen die wendet, die ihn einst förderten.« Diestel hatte nie aufgehört, seinen Kontrahenten aus Volkskammertagen anzugreifen, wenn sich dazu eine Gelegenheit bot. Als der Bundesbeauftragte Anfang 1991 mit dem Vorwurf konfrontiert worden war, er sei selbst IM gewesen, war sein alter Gegenspieler sofort zur Stelle. »Absetzen, er ist überfordert«, ließ Diestel sich von SUPER illu zitieren. In der Auseinandersetzung um Manfred Stolpe hatte der letzte DDR -Innenminister Partei für den brandenburgischen Ministerpräsidenten ergriffen und dessen Argumentation aufgenommen, dass es offenbar darum gehe, die Ostdeutschen »plattzumachen«. Im Januar 1994 behaup 307 tete Diestel im Neuen Deutschland , über Gauck existiere ein IM -Vorlauf, die Stasi habe also geplant, Gauck als IM anzuwerben. Als Beweis führte Diestel, mittlerweile ein erfolgreicher Anwalt, erneut das Terpe-Protokoll aus dem Jahr 1988 an. Der Bundesbeauftragte erwirkte daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen seinen Dauergegner. Diestel und dem Neuen Deutschland wurden ihre Behauptung untersagt.
    Im Mai 2000 meldete Diestel sich erneut zu Wort. Wieder diente ihm das Neue Deutschland als Sprachrohr. Als IM durfte er Gauck nicht bezeichnen, dass ein IM -Vorlauf über den Bundesbeauftragten angelegt worden sei, auch nicht behaupten. Also versuchte er es mit einer neuen Formulierung, diesmal bezeichnete er Gauck als »Begünstigten« der Staatssicherheit. Diestels jüngste Argumentation: »Den Begriff Täter oder Opfer gibt es nach dem Stasi-Unterlagengesetz nicht. Aber Herr Gauck ist in klassischer Weise – und diesen Begriff gibt es im Gesetz – ein Begünstigter durch die Staatssicherheit. Er hat das seltene Privileg genossen, dass er mit Unterstützung eines Stasi-Anwaltes, des allgemein bekannten Anwalts Wolfgang Schnur, seine Kinder in den Westen reisen lassen konnte. Herr Gauck durfte erleben, dass seine Kinder, nachdem sie mit Unterstützung der Stasi ausreisen durften, auch wieder einreisen konnten. Vergleichbares gibt es nur selten.« In der Tat konnte Diestel sich formaljuristisch auf das Stasi-Unterlagengesetz stützen. Dort war definiert: »Begünstigte sind Personen, die 1. vom Staatssicherheitsdienst wesentlich gefördert worden sind, insbesondere durch Verschaffung beruflicher oder sonstiger wirtschaftlicher Vorteile […]«
    Ein weiteres angebliches »Privileg«, das damals ins Feld geführt wurde, um die These zu stützen, Gauck sei ein Begünstigter der Staatssicherheit gewesen, war der VW -Bus, 308 den Gauck in den achtziger Jahren in Rostock gefahren hatte. Der Besitz eines solchen Fahrzeuges war für einen DDR -Bürger mehr als ungewöhnlich, er war eine Sensation. Aus Gaucks Stasiakte geht jedoch zweifelsfrei hervor, dass es sich bei dem Bus um ein Geschenk aus West-Berlin handelte und nicht um eines der Stasi. »Operativ zu beachten ist, dass ›Larve‹ 1985 von dem Pastor der Dreifaltigkeitskirche in Steglitz/ WB einen VW -Bus als Geschenksendung erhalten hat. Gaucks Schwester Sabine hatte Anfang der 80er Jahre Kontakt zu einem West-Berliner Diakonieverein

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