Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
Vom Netzwerk:
ist,
Kommissar-General.«
    Vielleicht lächelte Oktar, aber
das ließ sich in der Dunkelheit des Gartens nicht genau sagen.
    Gaunt wandte sich zum Gehen.
    »Noch eine Sache,
Kommissar-General«, sagte er, indem er sich wieder umdrehte.
    »Nur zu, Gaunt.«
    »Könnten Sie versuchen, die
Männer zu ermuntern damit aufzuhören, mich den Jungen zu nennen?«
    Gaunt ließ Oktar schallend
lachend in der Dunkelheit zurück.
     
    Gaunts Hände waren klebrig vom
getrockneten Saft. Er schritt durch einen langen, von Lampen erhellten Flur,
glättete dabei seinen Mantel und setzte sich seine Kadettenmütze ordentlich
auf.
    Unter einem Torbogen standen
Hyrkaner in voller Felduniform Wache. Die Waffen hingen locker über ihrer
Schulter. Es gab auch noch andere: berobte, Kapuzen tragende Wesen, die im
Schatten des Kerzenscheins umherschlichen und dabei vor sich hinmurmelten und
Datentafeln sowie Aussageprotokolle austauschten. Weihrauch hing in der Luft.
Irgendwo wimmerte jemand.
    Major Tanhause, der das
Kommando über die anwesenden Hyrkaner hatte, winkte ihn mit einem Zwinkern
durch und schickte ihn nach links.
    Im Gang zur Linken stand ein
Junge vor einer verschlossenen Tür.
    Nicht älter als ich , sann Gaunt, als er sich näherte.
    Der Junge sah auf. Er war blass
und dünn, größer als Gaunt, trug lange, rotbraune Gewänder, und seine Augen
waren durchdringend. Glatte schwarze Haare fielen tief auf eine Seite seines
blassen Gesichts hinunter.
    »Sie können hier nicht rein«,
sagte er verdrossen.
    »Ich bin Gaunt.
Kommissar-Kadett Gaunt.«
    Der Junge runzelte die Stirn.
Er drehte sich um, klopfte an die Tür und öffnete sie dann einen Spalt, als eine
Stimme antwortete. Den anschließenden Wortwechsel konnte Gaunt nicht verstehen,
bevor eine große Gestalt aus dem Zimmer trat und die Tür hinter sich schloss.
    »Das ist erst einmal alles,
Gravier«, sagte der Mann zu dem Jungen, der sich in die Schatten zurückzog. Er
war groß und kräftig, sogar größer als Oktar. Der Mann trug eine schmucke
Rüstung mit einem langen, purpurfarbenen Umhang. Sein Gesicht war vollkommen
unter einer nichtssagenden Kapuze verborgen, die Gaunt ängstigte. Strahlende
Augen funkelten ihn kurz durch die Kapuzenschlitze an und schätzten ihn ab.
Dann schlug der Mann die Kapuze zurück.
    Sein Gesicht war ansehnlich und
raubvogelartig. Gaunt war überrascht, dort Mitgefühl vorzufinden, Schmerz,
Erschöpfung und Verständnis. Das Gesicht war kalt-weiß, die Haut blass, aber
irgendwie war auch Wärme da und ein Licht.
    »Ich bin Defay«, sagte der
Inquisitor mit tiefer, sonorer Stimme.
    »Sie sind Kadett Gaunt, nehme
ich an.«
    »Jawohl, Inquisitor. Was soll
ich tun?«
    Defay näherte sich dem
Kadetten, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drehte ihn um, bevor er
sprach.
    »Ein Mädchen. Sie kennen es.«
    Das war keine Frage.
    »Ich kenne das Mädchen. Ich
habe — es gesehen.«
    »Diese junge Frau ist der
Schlüssel, Gaunt. In ihrem Verstand liegen die Geheimnisse dessen verborgen,
was diese Welt in Unordnung gebracht hat. Es ist ermüdend, ich weiß, aber meine
Aufgabe besteht darin, solche Geheimnisse zu ergründen.«
    »Wir alle dienen dem Imperator,
Inquisitor.«
    »Das tun wir gewiss, Gaunt. Und
jetzt passen Sie gut auf. Sie sagt, sie kennt Sie. Völliger Unfug, davon bin
ich überzeugt. Aber sie sagt auch, dass Sie der Einzige sind, dem sie antworten
wird. Gaunt, ich übe mein Amt lange genug aus, um eine Blöße zu erkennen. Ich
könnte — ihr die von mir gesuchten Geheinmisse auf vielerlei Art entreißen,
aber die schmerzloseste — für mich wie für sie — ist die, Sie zu benutzen.
Fühlen Sie sich dem gewachsen?«
    Gaunt drehte sich zu Defay um.
Seine strenge und doch onkelhafte Art erinnerte ihn an jemanden. An Oktar — nein,
an Onkel Dercius. »Was soll ich tun?«
    »Gehen Sie da hinein, und reden
Sie mit ihr. Nicht mehr. Es gibt weder Bild- noch Tonaufzeichner, die Sie
überwachen. Ich will nur, dass Sie mit ihr reden. Wenn sie Ihnen sagt, was sie
Ihnen sagen will, ergibt sich daraus vielleicht für mich ein Ansatzpunkt, den
ich nutzen kann.«
     
    Gaunt betrat den Raum, und die
Tür schloss sich hinter ihm. Die kleine Kammer war bis auf einen Tisch mit
einem Hocker auf jeder Seite leer. Das Mädchen saß auf einem. An der Wand
flackerte eine Natriumlampe.
    Gaunt setzte sich auf den
anderen Hocker ihr gegenüber.
    Ihre Augen waren so schwarz wie
ihre Haare. Ihr Kleid war so weiß wie ihre Haut. Sie war wunderschön.
    »Ibram!

Weitere Kostenlose Bücher