Gaunts Geister - Band 1-3
geholfen hatten, die Schlacht
zu gewinnen.
Es war Zeit genug. Mit den
Schmelzhüttenarbeitern Gannif, Fafenge und Modj lud Soric Leichen auf
Handkarren. Es war eine dreckige, bestialische Arbeit. Sie versuchten jeden
Leichnam in einen Leinensack zu wickeln, und man hatte ihnen aufgetragen, den
Soldaten die Hundemarken abzunehmen und die Identität jedes Einzelnen auf einer
Datentafel festzuhalten. Doch manche Leichen fanden sie nicht mehr in einem
Stück vor. Manche waren nur noch Einzelteile. Und manche Teile passten nicht zu
anderen.
Manche lebten noch.
Der Bahnhof war ein
Schlachthaus. Überall fuhren Leichenkarren herum, medizinisches Personal und
Aufräumtrupps wogten durcheinander, und die Verwundeten schlurften in
langsamen, müden Reihen aus dem Bahnhof, manche von ihnen mit schrecklichen
Wunden. Ab und zu machten sie Platz für einen Lastwagen oder eine Sanitäts-Chimäre,
die zu einer Krankenanstalt raste.
Soric hatte die Hüfte auf seine
Grubenhammer-Krücke gestützt, bückte sich und schob die in Papierhandschuhen steckenden
Hände unter die Achseln eines geschwärzten, beinlosen Leichnams.
Als er ihn hochhob, ächzte er.
»Sanitäter! Sanitäter!«, rief
er, indem er von dem ruinierten Ding zurückwich, das er berührt hatte.
Ein stämmiger Sanitätsoffizier
schob sich durch die wogenden Massen, ein Mann Mitte fünfzig mit einem
silbergrauen Bart und dem Aussehen eines Fremdweltlers. Unter seiner roten
Krankenhausschürze trug er schwarzen Drillich und Armee-Stiefel.
»Lebt er noch?«, fragte der
Arzt Soric.
»Keine Ahnung, ich nehme es an.
Hab versucht, ihn zu bewegen.«
Der Sanitäter zückte einen
flexiblen Schlauch, steckte sich ein Ende ins Ohr und hielt das andere an den
geschwärzten Rumpf.
»Tot. Sie müssen beim Hochheben
Luft aus seiner Lunge gepresst haben.«
Soric nickte, während der Arzt
aufstand und sein Instrument in seinen Schulterbeutel schob.
»Sie sind Fremdweltler, nicht
wahr?«, meinte Soric.
»Was?«, fragte der Arzt
geistesabwesend. »Fremdweltler?«
Der Arzt nickte knapp. »Erstes
Tanith. Stabsarzt.« Soric streckte die Hand aus, dann streifte er den
Papierhandschuh ab.
»Vielen Dank«, sagte er.
Überrascht sah ihn der Arzt an,
dann nahm er die Hand und schüttelte sie.
»Dorden, Gaunts
Erstes-und-Einziges.«
»Soric. Ich habe früher das da
geleitet.« Soric zeigte mit dem Daumen über die Schulter auf die Ruinen der
Vervunschmelzhütte Eins östlich des Bahnhofs.
»Dies ist eine schlimme Zeit
für uns alle«, bemerkte Dorden, während er den bulligen, noblen Mann
betrachtete, der sich aschegeschwärzt auf seine Krücke stützte.
Soric nickte.
»Die Augenverletzung ... Ist
sie behandelt worden?«, fragte Dorden, indem er vortrat.
Abwehrend hob Soric die Hand.
»Die ist nicht mehr aktuell, mein Freund, Wochen alt. Andere brauchen Ihre Fähigkeiten
dringender.«
Wie aufs Stichwort fuhren
VWMK-Männer einen Karren mit einem schreienden, blutgetränkten KolNord-Soldaten
vorbei.
Mtane und einer von Curths
Männern eilten hinzu.
Dorden wandte sich wieder an
Soric.
»Sie haben mir gedankt. Warum?«
Soric zuckte die Achseln. »Ich
habe das hier von Anfang an mitgemacht. Wir wurden zum Sterben zurückgelassen.
Sie hätten nicht herzukommen brauchen, haben es aber trotzdem getan, und dafür
danke ich Ihnen.«
Dorden schüttelte den Kopf.
»Kriegsmeister Macaroth schickt uns, wohin er will. Aber ich bin froh, dass ich
helfen kann.«
»Ohne euch Fremdweltler wäre
die Vervunmakropole längst tot. Deshalb habe ich Ihnen gedankt.«
»Ich weiß das zu schätzen.
Meine Aufgabe ist meistens sehr undankbar.«
»Haben Sie Major Racine
gesehen? Von der Vervunwehr? Er ist ein guter Mann ...«
Dorden schüttelte den Kopf und
begab sich dorthin, wo Bahrenträger die tanithischen Verwundeten aus der
Gefechtszone brachten. Die Soldaten Milo und Baffels trugen Manik, der aufgrund
seiner Unterleibswunde schrie, aus der Blut über den Rand der Bahre tropfte.
Dorden beeilte sich, Manik zu
helfen. Er war sicher, dass der junge Soldat jeden Augenblick verbluten würde.
Bei der Arbeit wandte er sich
an Milo und Baffels. »Racine? Wisst ihr, was mit ihm ist?«
Dordens Hände waren bereits
glitschig von Maniks Blut. Die Arterie war geplatzt, und er konnte sie nicht
flicken. Sie flutschte zurück in die Bauchhöhle, und Dorden rief Lesp zu, er
möge ihm ein sauberes Skalpell bringen.
»Major Racine?«, sagte Milo,
indem er von der Bahre zurücktrat und seinen Schulterverband
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