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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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den Blick langsam ab und sah Flense dann jäh wieder an. Unmögliches
Licht flutete Flenses Schädel. Einen Moment lang sah er die Ewigkeit. Er sah
die Ecken des Alls und wie Raum und Zeit miteinander verwoben waren. Er sah die
Gezeiten des Immateriums und seine verödeten Randgebiete, die flüssigen
Zuckungen des Warpraums. Er sah seine Mutter und seine Schwester, die beide
schon lange tot waren.
    Er sah Licht und Dunkelheit und
nichts. Er sah Farben ohne Namen. Er sah die Geburtsqualen des Symbionten,
dessen Blut später sein Gesicht entstellen sollte. Er sah sich selbst auf dem
Exerzierplatz der Schola auf Primagenitor. Er sah eine Explosion von Blut.
Vertrautem Blut. Er fing an zu weinen. Er sah Knochen, die in dickem, schwarzem
Schlamm vergraben waren. Ihm ging auf, dass es seine eigenen waren. Er schaute
in die Augenhöhlen. Er sah Maden. Er schrie. Er übergab sich. Er sah einen
dunkelroten Himmel und eine unmögliche Anzahl von Sonnen. Er sah, wie ein Stern
kollabierte. Er sah ...
    Zu viel.
    Draker Flense fiel auf den
Boden des Allerheiligsten, machte sich in die Hose und fing an zu wimmern.
    »Ich bin froh, dass wir das
klären konnten«, sagte Inquisitor Heldane. Er streifte wieder seine Kapuze
über. »Ich fange noch mal von vorn an. Ich diene Dravere wie Sie auch. Für ihn
werde ich die Sterne beugen. Für ihn werde ich Planeten zerstören. Für ihn
werde ich das Unmögliche möglich machen.«
    Flense stöhnte.
    »Stehen Sie auf! Und hören Sie
mir zu. Das kostbarste Artefakt im All wartet auf unseren Herrn in der
Menazoid-Klammer. Seine Beschreibung und alle Einzelheiten befinden sich im
Besitz von Kommissar Gaunt. Wir werden uns dieses Geheimnis aneignen. Ich habe
bereits kostbare Energien mit dem Versuch verbraucht, es zu beschaffen. Dieser
Gaunt ist — einfallsreich. Sie werden sich in dieser Angelegenheit benutzen
lassen. Sie und die Patrizier. Sie haben bereits eine Fehde mit den Tanithern.«
    »Nicht das ... Nicht das ...«,
keuchte Flense vom Boden aus.
    »Dravere hat sich sehr positiv
über Sie geäußert. Wissen Sie noch, was er gesagt hat?«
    »N-nein ...«
    Heldanes Stimme veränderte sich
und wurde zu einer perfekten Kopie von Draveres. »Wenn Sie diese Schlacht für
mich gewinnen, Flense, werde ich Ihnen das nicht vergessen. Meine Zukunft birgt
große Möglichkeiten, wenn ich hier nicht mehr festgebunden bin. Ich würde sie
mit Ihnen teilen.«
    »Jetzt ist die Zeit gekommen,
Flense«, sagte Heldane wieder mit seiner eigenen Stimme. »Haben Sie teil an den
Möglichkeiten. Helfen Sie mir zu bekommen, was mein Herr Dravere verlangt. Es
wird einen Platz für Sie geben einen Platz der Ehre und des Ruhms. Einen Platz
an der Seite des neuen Kriegsmeisters.«
    »Bitte!«, jammerte Flense. Er
konnte hören, wie die Astropathen über ihn lachten.
    »Sind Sie immer noch unentschlossen?«,
fragte Heldane.
    Er ging auf den am Boden in
fötaler Haltung zusammen gerollten Oberst zu. »Noch einen Blick?«, schlug er
vor.
    Flense fing an zu kreischen.
     
     
    9
     
     
    »Sie schließen uns aus«, sagte
Feygor in die Stille hinein.
    Rawne bedachte seinen
Adjutanten mit einem wütenden Blick, doch er wusste, was der hagere Mann
meinte. Vor vier Stunden waren die übrigen Offiziere zu einer Besprechung mit
Gaunt gerufen worden. Wie praktisch, dass er und sein Trupp ausgeschlossen
worden waren. Wenn natürlich stimmte, was Corbec sagte, und Ärger drohte, war
ein guter Wachdienst von entscheidender Bedeutung. Aber bei einem natürlichen
Gang der Dinge hätte Folores Trupp, der sechzehnte, die erste Schicht
übernehmen müssen.
    Rawne grunzte eine Antwort und
führte seine fünf Mann starke Mannschaft zur Kreuzung mit dem nächsten
Korridor.
    Seit Beginn der Wache hatten
sie diesen Bereich sechsmal abgesucht. Nur zugige Nischen, dunkle Ecken, leere
Spinde, staubige Böden und verschlossene Luken. Er schaute nach, wie spät es
war. Lerod hatte ihn per Kom Nachricht vor zwanzig Minuten darüber informiert,
dass der Schichtwechsel in der nächsten Stunde stattfinden würde. Ihm tat alles
weh. Er wusste, die Männer bei ihm waren müde und froren und brauchten einen
heißen Kaffein und Entspannung. Dementsprechend würde sein ganzer Trupp, alle
fünfzig Männer, die gerade Wachdienst hatten und im Kasernendeck der Geister in
Fünfer-Gruppen Streife gingen, ebenfalls hungrig und demoralisiert sein.
    Rawne dachte, wie er es oft
tat, an Gaunt. An Gaunts Motive. Von Anfang an, seit dem verfluchten Augenblick
der

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