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Gebrauchsanweisung für den Gardasee

Gebrauchsanweisung für den Gardasee

Titel: Gebrauchsanweisung für den Gardasee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Stephan
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meisterlich.
    Unsere kleine lukullische Rundreise führt uns nun von Riva aus links um den See herum. In Torbole brauchen wir dabei nicht zwingend haltzumachen; wer dennoch hier essen will (und sei es nur, weil er es leid ist, den an Wochenenden obligatorischen Torbolestau auf der Gardesana orientale durchzustehen), sollte das im La Terrazza tun; das bietet neben einer akzeptablen Fischküche auch einen wunderschönen Blick auf den See.
    Faustregel bleibt freilich: Die wirklich guten Restaurants findet man ganz selten direkt am Seeufer. Das gilt auch für die Trattorìa Vecchia Malcesine; sie liegt am oberen südlichen Rand der Altstadt von Malcesine (aber noch vor der hier ausnahmsweise nicht direkt am Ufer entlanglaufenden Gardesana). Für den Seeblick ist dank der hohen Fenster des edel restaurierten Steinhauses trotzdem gesorgt, und er fällt hier, über die Dächer des alten Hafenortes hinweg, sogar besonders schön aus. In reizvollem Kontrast zu diesem Panorama stehen die betont modernen optischen Reize, die den Besuchern im Lokal selbst geboten werden. Und spätestens wenn das Essen auf edlen und obendrein von Gang zu Gang immer anderen Designertellern serviert wird, ahnt man, daß die schlichte Bezeichnung »Trattoria« hier eher ein kokettes Understatement darstellt.
    Die Speisen selbst bestätigen diesen Verdacht – auf höchst erfreuliche Weise. Mauro Caprile, der Koch des Vecchia Malcesine, experimentiert mit Hingabe, aber meist auf der Basis der regionalen Küche. Herauskommen so ungewöhnliche, und ungewöhnlich gutgelungene Kombinationen wie die mit Kürbis, Zwiebeln und einer Zitronencreme angerichtete Forelle, die traumhafte Minestrone mit Scampi, der ein Rosmarinpesto den entscheidenden Pfiff verleiht, oder die mit Rotbarbenfilets und Parmesanbrocken gefüllte Polenta. Kurzum: Der Besuch hier gehört zu den Höhepunkten unserer kulinarischen Seerundreise. Wer sich vor dem Essen auf einem Spaziergang zur Scaligerburg und durchs abendliche Malcesine den nötigen Appetit holt, kann also die Aberdutzende von touristischen Abfüllstationen längs der mittelalterlichen Gassen beruhigt links und rechts liegen lassen. Daß man hier mittlerweile auch so gut essen kann wie im Vecchia Malcesine, grenzt nicht nur an ein kleines Wunder; es ist zugleich der Beleg für die sich am Gardasee anbahnende Wende von der Quantität zur Qualität.
    Weiter seeabwärts wird die Lage etwas verwirrend, weniger gastronomisch als geographisch. Die Steilabhänge des Monte Baldo legen sich südlich von Malcesine etwas zurück, was eine fast ununterbrochene Bebauung der ufernahen Regionen längs der Gardesana est zur Folge hat. So leicht es deswegen ist, hier irgendein Restaurant zu finden, so schwer ist es mitunter, genau das zu finden, das man sucht. Die Schwierigkeit beginnt schon mit den Ortsnamen: Zwar reiht sich hier mehr als ein halbes Dutzend von Orten und Ortsteilen an- und übereinander, doch auf Karten mit nicht besonders genauen Maßstäben heißt alles, was zwischen Malcesine und Torri del Benaco liegt, oft nur pauschal Brenzone; auch auf den Ortsschildern entlang der Gardesana – gleich in welcher Richtung man sie befährt – taucht dieser Name verwirrenderweise immer wieder auf, bevor man den eigentlichen Ort Brenzone tatsächlich erreicht. Verwaltungstechnisch ist das zwar korrekt, weil Brenzone als Hauptgemeinde fungiert. Doch wen schert schon die regionale Verwaltungsorganisation, wen er auf der Suche nach der regionalen Küche ist?
    Relativ einfach ist die Sache noch beim besten Fischrestaurant an diesem Seeabschnitt: Das Giuly liegt tatsächlich in Brenzone, genau gesagt: an der via XX settembre, die parallel zur Gardesana am See entlangführt. Der Koch Vittorio de Paulis beschränkt sich keineswegs auf einheimische Fische, sondern schöpft, in immer wechselnden Menüs, das gesamte Adria-Angebot aus. Besonders gut gelingen ihm dabei die Risotti und die Salate mit Meeresfrüchten; auch seine Riesengarnelen werden weitum geschätzt.
    Gleichfalls auf Fisch, daneben aber – leider immer noch eine Seltenheit am Gardasee – auf die vegetarische Küche spezialisiert hat sich Roberto Brighenti in seinem hübschen, mit einer überbauten Seeterrasse ausgestatteten Ristorante Alla Fassa. Auch das steht offiziell in Brenzone – allerdings im Ortsteil Castelletto, und zwar, wenn man vom eigentlichen Brenzone her kommt, gleich hinter der (in diesem Fall gottlob korrekt beschilderten) Ortseinfahrt. Hier gilt die

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