Gebrauchsanweisung für Schwaben
oder Würfelchen schneiden, in der Butter goldbraun braten. Die Maultaschen in Suppentellern in etwas heißer Fleischbrühe servieren, die Zwiebeln darüber dekorieren.
Abwandlungen des Grundrezepts:
Möglich ist auch eine Schinken-Mangold-Füllung: 250 Gramm gekochten Schinken, 300 Gramm Mangold, eine Schalotte, eine Knoblauchzehe, zwei Brötchen, Salz, Muskat.
Oder eine Hackfleisch-Chinakohl-Füllung: 250 Gramm Schweinehack, 200 Gramm Chinakohl, 100 Gramm Champignons, zwei Frühlingszwiebeln, ein Teelöffel geriebener Ingwer. Hackfleisch mit einem Eßlöffel Öl anbraten, mit dem jeweils feingehackten Kohl und den Zwiebeln vermengen, etwas Wasser zugießen und unter Rühren garen, bis das Wasser verkocht und das Gemüse gar ist. Mit Salz, Pfeffer und Ingwer abschmecken, erkalten lassen.
Geröstete Maultaschen: Die Maultaschen werden in Streifen geschnitten und in einer Pfanne mit Butter angeröstet. Acht Eier verquirlen, mit Salz und Pfeffer würzen, über die Maultaschen gießen und stocken lassen. Bei Bedarf wenden. Mit gehacktem Schnittlauch oder Petersilie dekorieren. Dazu gibt es grünen Salat und/oder Kartoffelsalat.
Die Maultaschen-Connection
Es war eine jener Nichtigkeiten, die ganze Erdbeben auslösen, einer jener winzigen Risse im Fels, die fragile Strukturen offenlegen und Einsichten in das bisher verborgene Innere gewähren. Es war wie bei einer Geheimloge: Wenn ein Konfident plaudert, ist nichts mehr, wie es vorher war. Die Kugel ist aus dem Lauf, der Vorgang ist unumkehrbar. Das kunstvoll und zuweilen bauernschlau errichtete Gebilde ist nur noch Schutt.
Ausgerechnet in einem Container seiner Firma fand der frühere Leiter der baden-württembergischen Staatskanzlei und ehemalige Vorsitzende des CDU-Bezirks Nordwürttemberg, Gerhard Mahler, alte Protokolle, aus denen hervorging, daß sich das CDU-Präsidium in einer turbulenten Sitzung mit den nicht ganz feinen Methoden der Parteienfinanzierung befaßt hatte. Dieser Fund barg schon deshalb Sprengstoff, weil der damalige Ministerpräsident des Landes, das »Cleverle« Lothar Späth, sich bei seinen Kommentaren zum Parteispendengebaren auffallend zurückhielt und zumindest den Eindruck erweckte, von der Praxis nichts gewußt zu haben.
Die Geldgeber in den achtziger Jahren waren aber nicht irgendwer, sondern die wirtschaftlichen Stützen der schwäbischen Gesellschaft – hoch angesehen, integer, fleißig, gut untereinander verdrahtet und mit einem ordentlichen Pfund Ehrgefühl ausgestattet. Es waren Männer wie der damalige Bosch-Chef Hans L. Merkle, den die politischen Akteure ob seiner Machtfülle »Gottvater« nannten, und sein Kollege, der Auspuff-Unternehmer Helmut Eberspächer, um nur die prominentesten Protagonisten in diesem Drama Schillerschen Ausmaßes zu nennen. Als sich diese Herrschaften noch mit den Repräsentanten der Politik zum Austausch von Meinung und Interessen trafen, pflegten sie zum Trollinger gewöhnlich Maultaschen zu verspeisen.
Ignorante Begünstigte
Merkle und Eberspächer standen Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre vor Gericht, weil sie sich weigerten, stillschweigend und gegen ihre Überzeugung eine Strafe für ihre Parteispenden anzunehmen. Anders als die meisten anderen Geber beteuerten sie ihre Unschuld, gaben an, die Spenden nach Formulierung der Finanzbehörden erteilt zu haben und verlangten nach einer rechtskräftigen Verurteilung, um die Spitzen der baden-württembergischen Politik bloßzustellen. Denn noch mehr als über die juristische und damit öffentliche Anklage ärgerten sich Merkle und Eberspächer über die Ignoranz der Begünstigten. Keiner der Parteioberen stand den Spendern bei, keiner fand vor Publikum oder im persönlichen Gespräch ein Wort des Verständnisses für die Angeklagten, keiner mühte sich um Milde für die im juristischen Gestrüpp gestrauchelten Allmächtigen – auch nicht das »Cleverle«. Das haben ihm die Streiter in Sachen persönlicher Ehre niemals verziehen. Und niemals hieß bei ihnen niemals. Es kam einem Todesurteil gleich.
Eberspächer schrieb in einem offenen Brief an den »sehr geehrten Herrn Ministerpräsidenten, lieber Lothar«, daß es ihm unendlich leid tue, ihm in all den Jahren ständig Geld zugeschoben zu haben, das er, wie es jetzt scheine, gar nicht haben wollte. Und an anderer Stelle klagte er, Späth habe seit Beginn des Prozesses, also seit mehr als anderthalb Jahren, nicht einmal ein Wort des Bedauerns für ihn
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