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Gebrauchsanweisung für Schwaben

Gebrauchsanweisung für Schwaben

Titel: Gebrauchsanweisung für Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Hunger
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gepolsterten Fauteuils und lassen sich mit Musik beschallen, während die Landschaft an ihnen vorbeizieht. Bei einer Autofahrt läßt es sich mitunter so famos entspannen, daß man alles um sich herum vergißt – sogar seinen Ehepartner.
    So erging es jedenfalls Baden-Württembergs Staatsminister Willi Stächele mitten im hektischen Landtagswahlkampf 2006. Gemeinsam mit seiner Frau Sabine hatte der Minister in Brüssel an einem Empfang teilgenommen. Während der Rückfahrt ins heimische Oberkirch bat Stachele den Chauffeur seines Dienstwagens, an einer Raststätte haltzumachen, da er einem menschlichen Bedürfnis nachkommen mußte. Nachdem ihr Mann auf dem stillen Örtchen verschwunden war, verspürte die Ministergattin ihrerseits den Wunsch, sich mal eben kurz frischzumachen, und begab sich auf die Damentoilette. Unterdessen kam Stachele schnellen Schrittes zum Auto zurück, stieg wieder ein und wies den Fahrer an weiterzufahren. Frau Sabine sah gerade noch die Rücklichter des davonbrausenden Dienst-Audi A8. Später wurde eifrig dementiert, daß der Staatsminister erst nach 200 Kilometern bemerkt habe, daß der Platz neben ihm leer war. Ein »Späßle«, wie man es nur im Automobilzeitalter erleben kann.
Eine dicke fliegende Zigarre
    Die Eisenbahn und das Automobil brachten den Menschen ein Höchstmaß an Mobilität und vergrößerten ihren individuellen Aktionsradius erheblich – allerdings nur zweidimensional. Auch noch in die dritte Dimension vorzustoßen, war das Ziel von Graf Ferdinand von Zeppelin (1838 bis 1917). Der in Konstanz geborene Sohn eines württembergischen Ministers startete nach dem Besuch der Kriegsschule Ludwigsburg eine militärische Karriere, die er 1906 als General beendete. Bereits als Mittvierziger, noch während seiner Militärzeit, begann Zeppelin, sich mit lenkbaren Ballonen zu beschäftigen. Zur Jahrhundertwende stieg er dann mit dem weltweit ersten lenkbaren Starrluftschiff, das er selber konstruiert hatte, über dem Bodensee zu Versuchsflügen auf. Die Bevölkerung war begeistert und beteiligte sich mit privaten Geldspenden an der Weiterentwicklung dieser Luftschiffe. Hinzu kamen Einnahmen aus einer Lotterie. Als im Jahr 1908 der Zeppelin LZ 4 bei Echterdingen nahe Stuttgart verunglückte, erlebte Deutschland die bis dahin größte Spendenaktion der Geschichte, die im Echterdinger Wirtshaus Hirsch ihren Anfang nahm. Noch heute weisen in der Gaststube Fotos vom Luftschiffunglück und vom Grafen Zeppelin auf die einmalige Solidaritätsaktion hin.
    Insgesamt rund sechs Millionen Reichsmark kamen zusammen, die der Graf in die Gründung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen investierte. Ein Jahr später gründete er gemeinsam mit Karl Maybach, einem Sohn des Automobilpioniers Wilhelm Maybach, in Bissingen an der Enz eine Motorenbau-Firma, die sämtliche Zeppelinmotoren entwickelte und produzierte. Die bemannten Zeppeline wurden sowohl vom Militär als auch in der zivilen Luftfahrt eingesetzt. Von 1909 bis zum Kriegsausbruch im Jahr 1914 beförderte die Deutsche Luftschiffahrts AG, die erste Fluggesellschaft der Welt, rund 35 . 000 Passagiere unfallfrei durch die Lüfte.
    Während des Ersten Weltkriegs wurden Zeppeline nur noch für militärische Zwecke gebaut. Parallel dazu begann man in Friedrichshafen mit dem Bau von Flugzeugen: 1912 gründete der zuvor bei Zeppelin beschäftigte Konstrukteur Theodor Kober die Flugzeugwerke Friedrichshafen. Claude Dornier, ein weiterer Zeppelin-Mitstreiter, gründete 1914 die Firma Dornier Metallbauten, die im Auftrag von Zeppelin Metallflugboote baute.
    1917, kurz vor Kriegsende, starb der Graf. Die neue Blütezeit des Luftschiffbaus zwischen den beiden Weltkriegen erlebte er nicht mehr. Große Aufträge kamen von der US-Marine, aber auch von der Deutschen Luftschiffahrts AG, die Zeppeline sogar für Transatlantik-Flüge einsetzte. Doch mit der Katastrophe von Lakehurst bei New York am 6. Mai 1937, bei der das vollbesetzte Luftschiff »Hindenburg« während der Landung in Flammen aufging und 35 Menschen getötet wurden, war die Ära des Zeppelins zu Ende. Später wurden Zeppeline nur noch zu Werbezwecken und für Touristenrundflüge eingesetzt. Doch viele der Tochterfirmen und Ausgründungen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts rund um die Luftschiffbau Zeppelin GmbH entstanden, sind noch heute wirtschaftlich erfolgreich.
    So ist die 1915 gegründete Zahnradfabrik heute unter dem Namen ZF Friedrichshafen einer der

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