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Gebrauchsanweisung für Südengland

Gebrauchsanweisung für Südengland

Titel: Gebrauchsanweisung für Südengland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Kößling
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»Hier baute ein Visionär der Natur eine Kathedrale«. Sechseinhalb Jahre hat es gedauert, bis im März 2001 die Tore für die Besucher geöffnet werden konnten. Schon jetzt, obwohl die Pflanzen ihre volle Pracht noch lange nicht entfaltet haben, kommen täglich bis zu 9000 Besuchern, an manchen Wochenenden fast doppelt so viele. Vier futuristische Kuppeln, die aussehen wie Badeschaum, fügen sich in die Landschaft bei St. Austell. In diese biologischen Dome zogen Pflanzen aus tropischen und mediterranen Landschaften ein. Die Regenwaldhalle, 240 Meter lang und 55 Meter hoch, ist das zweitgrößte freitragende Gewölbe der Welt nach dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral.
    Zu verdanken ist dieses ehrgeizige Projekt Tim Smit, dem früheren Manager von Genesis. Er überzeugte Behörden und Banken von seiner Idee und trieb 300 Millionen Pfund auf. Die wissenschaftliche Leitung übernahm Sir Ghillian Prance, der frühere Direktor von Kew Gardens.
    Smit möchte das Umweltbewußtsein seiner Besucher spielerisch schulen und ihnen klar machen, wofür wir Pflanzen alles brauchen. Schon einige Jahre vorher machte Smit mit einem Gartenprojekt von sich reden: Anfang der 90er Jahre hatte er ganz in der Nähe unter meterhohem Brombeergestrüpp die Reste eines prächtigen viktorianischen Parks entdeckt. Diese Lost Gardens of Heligan, die er mit Spenden und der Unterstützung freiwilliger Helfer restauriert hatte, wurden ursprünglich 1780 angelegt und hatten ihre Glanzzeit bis etwa 1880. Sie verfielen im 20. Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf, nachdem im Ersten Weltkrieg die Hälfte der Gärtner gefallen war, die sich bis dahin um den Gartenbesitz der Familie Tremayne rund um ihr Anwesen Heligan House gekümmert hatten. 1991 wurden in dem Dschungel aus Hecken und Efeu die vergessenen Orchideenhäuser, Weinanlagen und selbst Ananaspflanzen entdeckt. Auf rund 23 Hektar findet man heute einen Italienischen Garten, eine Kristallgrotte und Sommerhäuser, umgeben von riesigen Rhododendren. Über weitere 100 acres erstreckt sich ein Waldgarten. Der von einer Mauer umgebende Küchengarten, in dem Pfirsiche und Melonen wachsen, ist der ganze Stolz der Betreiber.
    Die Liste der zauberhaften Gärten Südenglands ließe sich endlos fortsetzen. Letztendlich ist doch die gesamte südenglische Landschaft ein einziger großer »englischer Garten«. Doch sollten wir uns nun, nach der Landbetrachtung, dem anderen Element zuwenden, das das Leben Südenglands wesentlich prägt: das Meer. Schließlich sind Engländer, wie Elisabeth Castonier so treffend bemerkte, eine Nation von seefahrenden Gärtnern.
     
     

Meeresrauschen
     
     
I must go down to the seas again,
for the call of the running tide
Is a wild call and a clear call that
may not be denied;
And all I ask is a windy day
with the white clouds flying, And the flung spray and the blown spume, and the sea-gulls crying.
John Masefield , Sea-Fever
     
     
    Wo auch immer man sich in Südengland gerade aufhält, mit dem Auto ist man in maximal einer Stunde am Meer. Im Südwesten hat man die Qual der Wahl zwischen der lieblichen Südküste und der eher rauhen Nordküste. Im Südosten stehen Ärmelkanal und Nordsee zur Disposition.
    Die Szenerie wechselt von Sand- zu Kieselstränden, von den weißen Kalkklippen des Südostens zu den dunklen, dramatischen Felsformationen an der Nordküste von Devon und Cornwall.
    Mal tobt das Meer und droht, die Insel und ihre Bewohner mit sich in die Tiefen des Ozeans zu reißen. Dann wieder spielt es sanft mit den Kieselsteinen am Strand, die, wenn man genau zuhört, leise singen.
    Überall an der Südküste haben Seefahrer ihre Spuren hinterlassen. Von hier aus zog England in den Krieg und schickte seine Entdecker auf den Weg, die Welt zu erkunden. Sträflinge und Auswanderer brachen auf mit der ungewissen Aussicht auf eine neue Heimat irgendwo jenseits des Horizonts.
    Händler und Kaufleute landeten an der Südküste mit ihren
    Waren, die der Insel Reichtum brachten.
    Ein Besuch in der Hafenstadt Portsmouth hilft, dem englischen Wesen auf die Spur zu kommen. Wer Meer mit Schiffen und Hafenbetrieb verbindet und das vor einer prächtigen Kulisse genießen will, ist hier genau richtig. Der Buchautor Peter Sager schwärmt vom Hafenpanorama als eines der großen der Welt:
    »Auf der Halbinsel im Vordergrund die Mauern von Portchester Castle, in der Bucht die weißen Segler, dahinter die grauen Schiffe der Royal Navy, die Phalanx der Öltanks, die Docks, die

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