Gebrochen
„Ich muss das heute hinkriegen. Er will es schließlich morgen früh haben! Ich bin echt zu nichts zu gebrauchen.“
„Jetzt mal halblang. Schick ihm was du hast, erklär, dass du bei dem einen Problem hängen geblieben bist. Auch Heinz ist nicht unfehlbar“, beruhigte ich ihn. Und das wusste ich genau, weil er bei dem Programm, das er für meine Arbeit geschrieben hatte, für manche Änderungen auch ewig gebraucht hatte. Und es hatten auch nicht alle gleich funktioniert. Genau das erklärte ich auch Leon.
„Er wird enttäuscht sein“, ließ er nicht locker.
„Das weißt du erst, wenn er es gesehen hat“, widersprach ich ihm. Er seufzte schwer und stand wieder auf. Diesmal war das Tippen nicht mehr verzweifelt und ich stand zufrieden auf, um ins Bett zu gehen.
Die nächsten Tage sah ich Leon genau an, dass er auf eine Antwort von Heinz wartete. Ich sagte aber nichts dazu. Als ich am Donnerstag nach Hause kam, erwartete mich das mittlerweile vertraute Bild, von Leon, der vor dem Computer saß. Allerdings starrte er ziemlich perplex auf den Bildschirm. Schien wohl was schiefgelaufen zu sein?
„Was ist passiert?“, fragte ich sofort. Er wandte sich mir zu und deutete auf den Bildschirm. Dann drehte er sich wieder um. Hatte ihm wohl die Sprache verschlagen. Ich ging zu ihm und las die E-Mail, die er scheinbar eben erst von Heinz bekommen hatte. Es war ein Dank für die gute Arbeit und die Frage, ob er an einem weiteren Projekt Interesse hätte. Dann folgte eine für mich nichts sagende Arbeitsanweisung. Am Schluss hatte er noch geschrieben, dass er das Geld auf mein Konto überwiesen hätte, weil er Leons Kontonummer nicht hatte und ziemlich im Stress war.
„Ist doch gut. Er war zufrieden“, stellte ich fest.
„Welches Geld?“, fragte Leon tonlos.
„Für deine Arbeit. Dachtest du, dass du für nichts arbeitest?“, tadelte ich ihn sanft. Ich rückte die Tastatur zu mir und loggte mich auf der Internetseite meiner Bank ein. Dann suchte ich Heinz Überweisung und deutete darauf.
„Das kann nicht sein Ernst sein?“, murmelte Leon fassungslos. Ich war auch ein wenig fassungslos, musste ich zugeben. Das war ja schon beneidenswert, was er da abstaubte!
„War wohl doch eine gute Entscheidung“, grinste ich ihn schließlich an. Leon starrte noch immer ungläubig auf den Bildschirm.
„Das ist mein Geld“, murmelte er mehr zu sich selbst.
„Ja. Du solltest dir wohl ein Konto zulegen“, grinste ich noch immer. Er wandte sich zu mir, noch immer stand der Unglaube in seinem Gesicht.
„Und wie mach ich das?“, wollte er wissen. Das Grinsen fiel aus meinem Gesicht, als mir einfiel, dass er das gar nicht konnte. Dafür brauchte er immerhin irgendeinen Ausweis und ich bezweifelte, dass er den hatte.
„Was?“, fragte er und senkte den Blick.
„Hast du irgendeinen Ausweis?“, fragte ich einfach. Er schüttelte den Kopf.
„Und deine Papiere auch nicht, nehm ich mal an“, stellte ich fest. Wieder schüttelte er den Kopf, verspannte sich am ganzen Körper.
Na klasse, da musste ich wohl seinem Vater doch noch einen Besuch abstatten. Denn ohne Geburtsurkunde, gab es auch keinen Ausweis.
„Ich mach das schon“, beruhigte ich ihn. Er nickte nur, dann stand er auf und verschwand im Schlafzimmer. Als ich den Computer ausgeschaltet hatte und ebenfalls ins Bett ging, fand ich ihn zusammen gerollt und weinend. Ich ließ ihn in Ruhe. Meine Gedanken kreisten darum, wie ich die Dokumente von seinem Vater einfordern konnte. Alleine würde ich da nicht noch einmal hingehen. Das erste Mal hatte mich die Wut mutig gemacht. Diesmal war es etwas ganz anderes.
***
Am nächsten Tag in der Arbeit, kreisten meine Gedanken auch darum, obwohl ich es mir nicht leisten konnte. Ich hatte einfach zu viel zu tun. Trotzdem kam mir der rettende Einfall und unwillkürlich musste ich grinsen. Ich hatte beim Bundesheer einen Typen kennengelernt, der mir sicher weiterhelfen könnte. Er war groß und kräftig und hatte überhaupt das Aussehen von einem brutalen Schläger. Dabei war er die Sanftmut in Person. Kurzerhand beschloss ich, ihn um Hilfe zu bitten. Auch wenn ich kaum Zeit erübrigen konnte, rief ich ihn an.
„Felix“, meldete er sich.
„Hi. Nat hier, vom Bundesheer. Erinnerst du dich noch an mich?“, fragte ich ein wenig betreten.
„Der kleine Nat. Sicher doch“, lachte er. Ich grinste ebenfalls. Ich war zwar alles andere als klein, doch im Gegensatz zu ihm, stimmte die Aussage dann doch wieder.
„Ist
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