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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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mir zwar ein wenig peinlich, dich einfach so zu nerven, aber könntest du mir einen Gefallen tun?“, fragte ich weiter.
    „Sicher doch. Was gibt´s?“, wollte er bereitwillig wissen.
    „Könntest du den Schläger raushängen lassen?“
    Seine Antwort bestand wieder in einem Lachen, was mich erleichtert aufatmen ließ.
    „Wann und wo?“, fragte er, als er sich endlich wieder beruhigt hatte.
    „So bald wie möglich. Wir treffen uns bei mir und fahren dann gemeinsam“, erklärte ich.
    „Du bist aber nicht in irgendwelche krummen Geschäfte verwickelt?“, fragte er drohend. Diesmal lachte ich. Er war ein von Grund auf ehrlicher Mensch.
    „Nein natürlich nicht. Ich erklär´s dir noch. Wann?“, wollte ich wissen. Ich hatte keine Zeit für stundenlanges Quatschen.
    „Heute. Wo wohnst du eigentlich genau?“, bot er sofort an. Nachdem ich ihm meine Adresse genannt hatte, überlegte er eine Weile und meinte dann: „Achtzehn Uhr?“
    „Passt. Danke schon mal“, erwiderte ich erleichtert. Je schneller ich das hinter mir hatte, umso besser. Er legte auf und ich widmete mich wieder meiner Arbeit.
    Es war schon fast halb sechs, als ich endlich fertig war, höchste Zeit aufzubrechen, wenn ich Felix nicht warten lassen wollte. Ich fuhr nicht in die Garage, sondern parkte vor dem Haus. Gerade als ich ausstieg, kam Felix auf mich zu. Mit einem breiten Lächeln schloss er mich in die Arme, dass mir die Luft weg blieb. So war er halt. Lachend löste ich mich von ihm.
    „Hi, schön dich zu sehen“, strahlte er. Er war einfach ein richtig herzlicher Mensch. Wen er einmal ins Herz geschlossen hatte, der entkam ihm scheinbar nicht mehr.
    „Ja. Danke, dass du so kurzfristig Zeit findest“, erklärte ich und wandte mich wieder zu meinem Auto. Er stieg ebenfalls ein. Schweigend fuhren wir los.
    Vor dem Haus von Leons Vater blieb ich stehen. Mit klopfendem Herzen blickte ich auf die erleuchteten Fenster.
    „Was machen wir jetzt genau?“, riss Felix mich aus meinem Bemühen, genug Mut zu sammeln.
    „Wir holen nur was ab. Aber ich hab echt Schiss, dass der Typ auf mich los geht“, erklärte ich.
    „Hat er einen Grund dazu?“, hakte Felix ein wenig misstrauisch nach.
    „Wenn´s nach mir geht nicht. Wenn´s nach ihm geht vermutlich schon“, murmelte ich.
    „Nat“, sagte Felix drohend.
    „Ich hab ihm quasi den Sohn weggenommen“, versuchte ich die Sache zu umschreiben. Felix sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren, doch er sagte nichts, sondern stieg aus. Ich holte noch einmal tief Luft und tat es ihm nach. Zu sagen, dass ich ein mulmiges Gefühl hatte, als ich klopfte, war ziemlich untertrieben. Doch ich sperrte meine Angst weg. Ich musste genauso sicher auftreten, wie das letzte Mal. Tatsächlich wurde die Tür nach kurzer Zeit geöffnet.
    „Du schon wieder“, begrüßte mich Leons Vater barsch.
    „Ja, Leon braucht seine Dokumente. Bitte“, erklärte ich ruhig, aber mit fester Stimme. Ich war stolz auf mich. Sein Vater warf einen Blick auf Felix und nickte. War ich froh, dass ich ihn mitgenommen hatte!
    Leons Vater drehte sich um und ging, nicht ohne zuvor eine auffordernde Geste zu machen. Widerwillig folgte ich ihm. Wie beim letzten Mal, nahm mir der Gestank hier fast den Atem.
    „Puh“, machte Felix hinter mir. Ich nickte nur bestätigend. Leons Vater war ins Wohnzimmer gegangen und kramte in einer Mappe. Die Frau – Leons Mutter, nahm ich mal an – saß auf dem Sofa und blickte auf.
    „Ist er das?“, fragte sie. Ich fühlte mich nicht angesprochen und reagierte nicht. Leons Vater nickte.
    „Ich will Leon zurück“, quengelte sie, dann wandte sie verträumt den Blick ab, „Kein anderer war so gut wie er.“
    Mir drehte es fast den Magen um, bei dieser Aussage. Denn sie hatte sicher nicht gemeint, dass er ein nettes Kind gewesen war.
    „Wo ist er?“, fragte jetzt sein Vater, der Papiere in der Hand hatte und sich zu uns umgewandt hatte.
    „Das geht Sie nichts an“, erklärte ich fest. Mir war noch immer übel.
    „Weißt du eigentlich, was mir entgeht?“, fragte er lauernd. Ich musste schnell hier raus, bevor ich den Boden vollkotzte. Fordernd streckte ich nur die Hand aus.
    „Ich will eine finanzielle Entschädigung“, forderte sein Vater, doch er drückte mir die Papiere in die Hand.
    „Suchen Sie sich lieber einen Psychiater“, rutschte es mir heraus. In den Augen von Leons Vater blitzte es wütend auf.
    „Er ist immer noch mein Sohn“, fuhr er mich an.
    „Falsch, er ist ein

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