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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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eigentlich auch.
    „Danke“, sagte ich leise, „Bis später.“
    Leon nickte nur und ich konnte mich im letzten Moment beherrschen, ihm nicht die Lippen ins Haar zu drücken. Schnell stand ich auf und machte mich auf den Weg.

    „Was ist passiert?“, waren die Begrüßungsworte meiner Mutter. Ich schloss einen Moment die Augen und sammelte mich. War ja klar, dass sie sofort sah, dass ich mitgenommen war.
    „Nichts. Und tu mir den Gefallen: kein Verhör heute“, bat ich sie leise und küsste sie auf die Wange. Sie sah mich streng an, ließ mich aber vorbei. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn ich ihr etwas nicht erzählte. Das war bisher auch noch nicht oft vorgekommen. Bis auf die Details meiner kurzen Beziehung, konnten meine Eltern ruhig alles wissen. Immerhin hatten sie nicht selten einen guten Rat auf Lager. Außerdem war es bei uns eben so, dass wir einander nichts verheimlichten. War noch nie anders gewesen.
    Ich begrüßte meinen Vater und setzte mich an den Tisch, der natürlich schon gedeckt war. Auch die Suppe stand schon dampfend da. Ich befürchtete schon, dass ich meine Mutter enttäuschen würde, denn mir war der Appetit vergangen.
    Ich zwang mich, mein Entsetzen zu überwinden, das mich nach Leons Offenbarung noch immer gepackt hielt. Es war nur ein weiteres Detail, sagte ich mir. Wenn er mir mehr vertraute, würde ich vielleicht noch weitere hören. Ich konnte nicht ändern, was passiert war. Doch das machte es nicht leichter zu ertragen.
    Das Schweigen, das zwischen uns herrschte, war auch ungewöhnlich. Wie nicht anders zu erwarten, wurde es von meiner Mutter unterbrochen, kaum dass sie den Hauptgang aufgetischt hatte.
    „Was arbeitet Leon. Wenn die Frage gestattet ist?“, wollte sie mit mühsam unterdrückter Ungeduld wissen. Ich warf ihr einen Blick zu. Sie zappelte richtig herum, so neugierig war sie. Unwillkürlich musste ich lachen, was unheimlich gut tat.
    „Deine Neugier, wird dich noch mal umbringen“, scherzte ich. Mein Vater kicherte verhalten, doch meine Mutter funkelte mich gespielt aufgebracht an.
    „Ja klar. Krieg ich jetzt eine Antwort?“, war sie noch ungeduldiger als vorher.
    „Programmierer“, erlöste ich sie, „Allerdings auf Bewährung, sozusagen.“
    „Er war im Gefängnis?“, fragte sie entsetzt.
    „Nein!“, rief ich empört. Die einzigen, die dorthin gehörten, waren seine Eltern.
    „Er schreibt an einem Programm und danach entscheidet Heinz, wie er ihm weiter helfen kann“, versuchte ich zu erklären.
    „Wer ist Heinz?“, fragte meine Mutter sofort. Diese Auskunft konnte ich ihr gerne und ausführlich geben. Hauptsache, sie ließ von Leon ab.
    Langsam entspannte ich mich wieder und vergaß für eine Weile meine Sorge um Leon.

    ***

    Den Sonntag verbrachte ich entspannt mit einem Buch oder vor dem Fernseher. Wobei ich den Fernseher bald abschaltete, weil ich das Gefühl hatte, Leon in seiner Konzentration zu stören. Ich hatte den Eindruck, dass das Hämmern auf der Tastatur, mit jeder Stunde verzweifelter wurde. Auch wollte er keine Pause machen um zu essen. Ich nahm es stirnrunzelnd zur Kenntnis. So verbissen hatte ich ihn noch nicht gesehen, nahm aber an, dass er einfach an einem Problem bei seinem Programm arbeitete. Da konnte ich ihm ohnehin nicht helfen, also hielt ich den Mund und ließ ihn machen. Es war schon dreiundzwanzig Uhr, als er auf den Tisch hieb, dass ich zusammenzuckte und ausrief: „Scheiße!“
    Mein Blick war automatisch zu ihm gehuscht. Nun sah er mich ängstlich an. Ich konnte nur grinsen. Das war das erste Mal, dass ich ihn fluchen hörte. Er wandte sich wieder ab, doch ich hatte noch mitbekommen, dass er frustriert drein gesehen hatte.
    „Was ist los?“, wollte ich wissen.
    „Ich krieg das nicht hin. War vielleicht keine gute Idee“, meinte er niedergeschlagen.
    „Du bringst das Programm nicht zum Laufen?“, fragte ich nach.
    „Doch natürlich. Aber dieser eine Punkt, den Heinz verlangt, das funktioniert einfach nicht!“, erklärte er wütend. Dann hämmerte er wieder auf die Tastatur ein. Ich widmete mich wieder meinem Buch, doch ich kam nicht weit. Leon war aufgestanden und setzte sich auf den Fernsehsessel. Die Enttäuschung war ihm ins Gesicht geschrieben.
    „Jetzt mach nicht so ein Gesicht, nur weil eine Kleinigkeit nicht funktioniert. Es ist doch eine Kleinigkeit?“, versicherte ich mich schnell. Er nickte, dann warf er mir einen verzweifelten Blick zu. Nachdem er ihn wieder abgewandt hatte, murmelte er:

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