Gebrochene Schwingen
schloß ich das Album.
»Nein«, murmelte ich. »Ich war bei meiner Großmutter.«
Dann wandte ich mich meinem Mann zu und legte ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht. »Nun, was hat Tony dir gezeigt?«
»Alles«, sagte Logan bewundernd. »Das ganze Paradies, genannt Farthinggale Manor. Ich kann es kaum glauben, doch es gibt ein Hallenbad. Das Labyrinth, den See, die Ställe, Morgen über Morgen wunderbares Land und den Privatstrand.«
»So hat Tony mit dir die große Tour gemacht?«
»Das sage ich doch. Natürlich ist er sehr stolz darauf. Stolz auf das, was es ist, zu was er es gemacht hat, und stolz auf das, was es weiterhin sein kann«, fügte Logan hinzu. »Er ist ein faszinierender Mann, sehr scharfsinnig und eindeutig in seinen Aussagen zu Politik und Wirtschaft. Ich habe nie verstanden, was Tatterton-Spielzeug wirklich ist, bis er es mir heute erklärt hat.«
»Stimmt das?« Ich setzte mich zurück mit einem halben Lächeln. Logan benahm sich wie ein dummer Schuljunge.
Er lächelte, und ich umarmte und küßte ihn. Es war ein langer, leidenschaftlicher Kuß. Seine Umarmung wurde fester, und ich fühlte die Erregung, die mich meinen Körper enger an den seinen schmiegen ließ.
»Jedes Mal, wenn ich dich küsse«, murmelte ich in sein Ohr,
»denke ich an unseren ersten Kuß. Erinnerst du dich?«
»Ja. Ich erinnere mich«, flüsterte er. Ich war damals die Forsche gewesen. Er hatte mich nach Haus gebracht und stand an dem Weg. Begeistert darüber, wie er an jenem Tag für mich gekämpft hatte, hatte ich es nicht abwarten können, daß er den Mut fand, mich in seine Arme zu nehmen.
»Du sagtest: ›Logan, wäre es in Ordnung, wenn ich dich jetzt einmal küsse? Dafür küsse, daß du so bist, wie ich es mir wünsche?‹ Und dann hast du mich geküßt, aber so leidenschaftlich…«
Ich wandte mich von ihm ab.
»Was ist los?«
»Nichts«, sagte ich. Dann schenkte ich ihm mein verführerischstes Lächeln.
»Wir haben noch Zeit vor dem Essen«, gurrte ich schmeichelnd.
»Um mit den Flitterwochen zu beginnen«, vollendete er den Satz mit einem strahlenden Lächeln.
»O Logan, ich…«
Er nahm mich in die Arme und küßte mich. Dann fing er an, mich auszuziehen. Ich schloß die Augen und ließ bei seinen sanften Berührungen alle Gedanken verstummen. Ich überließ mich vollkommen dem gemeinsamen Willen unserer Körper.
Als Logan und ich uns nebeneinander ausstreckten, zogen mich seine Küsse und Liebkosungen hinab in einen See von Zärtlichkeit. Und als er in meinen Körper eindrang, verjagte das Licht seiner Liebe alle Schatten, die noch von meiner dunklen verbotenen Liebe geblieben waren. Es war, wie es nun immer sein sollte, Logan und Heaven. Logan, der mich berührte, Logan, der mich küßte, Logan, der mich streichelte, Logan, der mich mit solch einer Zärtlichkeit liebte. Nicht die wilde, verbotene Leidenschaft, die ich mit Troy erfahren hatte, nicht diese alles verschlingende Liebe, die die Welt zum Verschwinden brachte und dazu führte, daß man sich an die Liebe klammerte wie ein Schiffbrüchiger an ein Floß. Dieses waren sanfte freundliche Wellen der Liebe, angenehm und besänftigend wie ein warmer Teich im Sommer. So sollte mein Leben mit Logan sein.
Hinterher schlief Logan zusammengerollt in meinen Armen ein. In dem Dämmerlicht des frühen Abends schaute ich mich um. Hier war ich wieder, wieder in Farthy, und hatte gerade mit meinem Ehemann geschlafen. Hatte vielleicht vor Jahren meine Mutter in diesen Mauern ihren jungen Körper gierig an den Ehemann ihrer Mutter gepreßt und damit meine verrückte Existenz geschaffen?
Ich schloß meine Augen. Nun verstand ich, was es bedeutete, wenn man sagte, daß Gespenster weiterleben. Sie leben in uns und machen, daß wir hungrig werden auf die gleichen Dinge.
Meine Mutter lebte weiter in meinen Begierden. Doch meine Wünsche waren rein und vernünftig, denn ich begehrte nur meinen Ehemann und würde nie einen anderen begehren. Ich kuschelte mich an Logans warmen, friedlich schlafenden Körper.
3. KAPITEL
Angebote
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Logan schon fort.
Die Sonne, die durch die Fensterläden schien, hatte mich aufgeweckt. Ich drehte mich zu meinem neuen Ehemann, um ihm einen Guten-Morgen-Kuß zu geben, doch sein Kissen war leer. »Logan!« rief ich. Ich sprang aus dem Bett, lief zum Badezimmer und klopfte leise an die Tür. »Logan?« Doch kein Geräusch war zu vernehmen, kein Plätschern der Dusche, kein
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