Gedrillt
ich. »Ich werde während des kommenden Jahres weiterarbeiten, wie sie mir vorschlagen, aber nur, wenn sie mir den Job lassen, den ich jetzt habe. Und wenn das Department nach zwölf Monaten noch immer hinter meinem Skalp her ist, können wir uns über eine angemessene Entschädigung immer noch unterhalten.«
»Ich sehe da keinen Unterschied, Bernard.«
»Wirklich nicht, Frank? Der Unterschied ist der: Wenn ich jetzt kündige, kommt das dem Eingeständnis irgendeiner Schuld gleich, gebe ich praktisch zu, daß ich an eine fremde Macht Staatsgeheimnisse verscherbelt oder Bürobleistifte mit nach Hause genommen habe. Wenn sie mich ein weiteres Jahr lang normal beschäftigen, kommt das dem Eingeständnis gleich, daß ich zu Unrecht beschuldigt worden bin.«
»Die Antwort wird ihnen nicht gefallen«, sagte Frank. »Sie wollen die Sache so schnell wie möglich vom Tisch haben.« Wieder stieß der Wind zu, diesmal heftiger. Wenn er nachließ, würde es anfangen zu regnen.
»Darauf wette ich. Also schön, wenn’s denn unbedingt sein muß, können wir die Sache im Handumdrehen bereinigen. Ich faxe einfach meine Story an die New York Times.«
Franks Reaktion ließ einen Augenblick auf sich warten. Dann rieb er sich das Gesicht und sagte: »Mach nicht solche Witze, Bernard. Mich schaudert bei dem Gedanken an den Schaden, den du uns allen zufügst, wenn du so was Dummes machst.«
»Meinetwegen, Frank. Ich höre auf, solche Witze zu machen, und du bestellst in London, daß der Handel zu meinen Bedingungen geht oder gar nicht.«
Seine Stimme blieb leise und gemessen. »Ich kenne niemanden mit deiner Kenntnis der hiesigen Verhältnisse und deinem Gespür für das, was hier läuft. Deine Erfahrung als Agent im Außendienst im Verein mit der beim DeutschlandReferat in London macht dich zu einer Schlüsselfigur und auch zu einer erstklassigen Zielscheibe. Du hast die Arbeit des Departments schließlich schon kennengelernt, als du noch auf den Knien deines Vaters geritten bist. Du wirst also doch wohl verstehen können, weshalb sie sich solche Sorgen machen.«
»Ja, Frank. Also sag in London Bescheid, daß es so läuft, wie ich sage, oder gar nicht.«
»Die lassen sich nicht drohen, Bernard.«
»Das klingt ganz schön drohend, Frank.«
»Wirklich? Dann tut es mir leid, nichts lag mir ferner, als dir das zu vermitteln. Ich wollte dir nur zu verstehen geben, daß ich dein Vorgehen für unklug halte. Das Angebot, das sie dir machen, ist ehrlich gemeint. Meinst du wirklich, daß du es ihnen vor die Füße werfen solltest?«
»Ich kündige nicht.«
»Geh nach London zurück. Ich werde alles arrangieren. Geh ins Büro und mach deine Arbeit wie gewöhnlich. Lassen wir die Frage der Kündigung auf sich beruhen, bis ich mit dem Alten gesprochen habe.«
»Da bleibt noch die Frage nach Fiona«, sagte ich. Frank zuckte zurück, als hätte ich ihn geschlagen.
»Wir können nicht über deine Frau diskutieren.«
»Ich muß einfach wissen, ob Fiona übergelaufen ist oder ob sie da drüben noch immer für das Department arbeitet.« Frank starrte mich an. Sein Gesicht war wie Stein, verriet mit keinem Schimmer Empfindung.
Ich sagte: »Na gut, amtlich kannst du’s mir nicht geben, und das verstehe ich, Frank. Aber sie ist meine Frau. Ich muß Bescheid wissen.«
Ich ließ ihm Zeit, eine Antwort zu formulieren, die seinem Gefühl für das Schickliche und Mögliche entspräche, wartete aber vergebens.
»Fiona ist rübergeschickt worden, stimmt’s? Sie arbeitet noch immer für uns?« Franks Gesicht war das desselben Frank, den ich seit meiner Kindheit kannte, aber diese mitleidlosen Augen offenbarten einen Frank, dessen Existenz ich immer bestritten hatte. Dieser zähe, unnachgiebige Widerstand gegen mein Fragen machte ihn mir nicht verhaßt. Ganz im Gegenteil wünschte ich mir deswegen seine Hilfe und Unterstützung nur um so mehr. Das war natürlich das Geheimnis von Franks Erfolg über so viele Jahre hinweg; es hatte nur lange gedauert, bis ich dahinterkam. »Stimmt’s?« Ich glaubte, Zustimmung in seinen Augen zu lesen. Ich war überzeugt, daß Frank mir nicht gestatten würde, den gefährlichen Glauben an Fionas Unschuld weiter zu kultivieren, wenn sie wirklich unsere entschiedene Gegnerin wäre.
Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, sagte Frank: »Ich verbiete dir, dich mit mir oder sonst jemandem über Fiona zu unterhalten. Ich habe dir schon versprochen, mein Bestes zu tun, um aufzuklären, was du wissen willst. Inzwischen mußt du
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