Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
erregt ein. „Damit verurteilst du deinen Bruder praktisch zum Tode.“
„Es ist eine Falle, Madeline. Wenn ich allein gehe, habe ich wenigstens die Chance, Farquharson unschädlich zu machen.“
„Und du glaubst, ich bleibe hier und lasse dich einfach in diese Falle laufen? Er wird dich töten, Lucien.“
„Nein, Madeline.“ Lucien griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ich werde ihm zuvorkommen und ihn zuerst töten. Nur so kann ich Guy helfen, denn Farquharson will ihn ohnehin umbringen. Und er würde ihn nicht einfach erschießen, sondern langsam und qualvoll sterben lassen“, setzte er bitter hinzu. „Dieser elende Bastard findet Vergnügen daran, Menschen Schmerz zuzufügen. Es bereitet ihm Befriedigung, jemanden leiden zu sehen.“
„Sarah Wyatt …?“ Es war nicht fair von ihr, diese Frage ausgerechnet jetzt zu stellen, doch sie musste es einfach wissen.
Luciens Gesichtszüge erstarrten zu einer düsteren Maske. „Eine nicht enden wollende Orgie von Gewalt und Notzucht. Er tötete sie in der Ruine von Tintagel, dann brachte er sie nach Trethevyn und platzierte ihre Leiche in der Hauskapelle, damit ich des Mordes verdächtigt würde. Meine Mutter fand Sarahs grausig zugerichtete Überreste am nächsten Morgen. Der Schock war zu viel für sie. Zwei Monate später starb sie.“
„Oh Lucien.“ Madeline schlang die Arme um ihn. „Es tut mir leid, dass meine Frage so schmerzliche Erinnerungen in dir aufgerührt hat. Warum wurde Farquharson nie vor Gericht gestellt?“
„Er war gerissen genug, sämtliche Spuren, die ihn mit dem Verbrechen in Verbindung gebracht hätten, zu verwischen, und seine Kumpane schworen, dass er die fragliche Nacht mit ihnen verbracht habe. Es wurde keine Anklage gegen ihn erhoben. Außerdem streute er fleißig Gerüchte, dass ich Sarahs Tod auf dem Gewissen hätte. Schließlich war ich der betrogene Verlobte, und man hatte ihre Leiche auf meinem Besitz gefunden.“
Lucien hielt inne und fuhr sich durch die Haare. „Und eines Tages, als er sich längst sicher fühlen konnte, kam er in meinen Klub und setzte sich zu mir, um mir in aller Ausführlichkeit zu erzählen, was er getan hatte.“
„Er gab alles zu?“
„Jede grausame Einzelheit.“
„Konntest du nicht als Zeuge gegen ihn auftreten?“
Lucien schüttelte den Kopf. „Zu der Zeit war ganz London längst fest davon überzeugt, dass ich Sarah getötet hätte. Kein Gericht hätte ihn für schuldig befunden.“
Madeline sah ihn fassungslos an.
„Ich forderte ihn zum Duell“, fuhr er fort, „doch obwohl ich ihm als Schütze haushoch überlegen war, versagte ich, weil ich mich von meinem Hass leiten ließ. Meine Kugel traf ihn im Oberschenkel. Seine ging weit daneben, und damit war die Sache beendet. Ich konnte nur noch warten und ihn auf Schritt und Tritt beobachten … sicherstellen, dass er nie wieder zuschlagen würde.“
Lucien atmete tief durch und ergriff sie bei den Schultern. „Ich muss Farquharson aufhalten, Madeline, denn seine abartigen Gelüste haben mit Sarahs Tod kein Ende gefunden. Nun bist du es, die er will. Verstehst du, warum ich ihn töten muss?“
Madeline klammerte sich an ihn. „Lucien, ich liebe dich. Bitte nimm mich mit.“
„Tu bitte, was ich dir sage“, bat er sie sanft. „Nur dieses eine Mal, Madeline.“
Sie begann zu weinen. „Bitte, Lucien …“
„Keine Tränen, Liebste.“ Lucien senkte seine Lippen auf ihre und küsste sie sanft und zärtlich, mit all der Dankbarkeit für die Freude und den Frieden und die Liebe, die sie in sein Leben gebracht hatte. „Gib mir dein Wort, dass du nicht versuchen wirst, mir zu folgen.“
Madeline biss sich verzweifelt auf die Unterlippe. Eine Minute verging, eine zweite. Lucien wartete. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme brüchig. „Du verlangst Unmögliches von mir.“
„Gib mir dein Wort, Liebste“, wiederholte er und atmete noch einmal ihren wunderbaren Duft nach Orangen ein.
Madeline unterdrückte ein Schluchzen. „Also gut, Lucien. Ich verspreche es dir.“
Lucien spähte in die Dunkelheit. Hin und wieder trat der Vollmond hinter den Wolken hervor und beleuchtete die Überreste der Burg von Tintagel und die schroffen Klippen, die steil ins Meer und in die tosende Brandung abfielen.
Er saß ab und schlang Nelsons Zügel über die Zweige eines niedrigen Buschs. Mit seiner Pistole im Anschlag näherte er sich der Ruine, ohne sie aus den Augen zu lassen. Farquharson war nirgends zu sehen.
Schritt für
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