Gefährliche Glut
sein ganzer Körper an. Sie lag nackt und bereit vor ihm, die Schenkel weit geöffnet.
Er hatte kein Kondom, und er traute ihr nicht. Sie war ein Flittchen, das sich an seinen Halbbruder sowie alle möglichen anderen Männer verkauft hatte. Undenkbar, dass er sie begehrte, und noch undenkbarer, dass er diesem Begehren tatsächlich nachgeben könnte. So ein Risiko durfte er auf gar keinen Fall eingehen.
Er wollte sich eben von ihr abwenden, als sie einen gepeinigten Laut von sich gab.
Sie sah ihn verlangend an, mit einem stummen Flehen in den Augen. Wieder wirkte sie naiv und unschuldig, wie eine Frau, die etwas völlig Neues erlebte, das ihr nicht geheuer war. Ein Trugschluss natürlich.
Um sie nicht unnötig zu demütigen, schob Rocco sanft ihre Schenkel zusammen. Woher kam dieses plötzliche Bedürfnis, sie nicht zu verletzen? Und warum verspürte er es überhaupt?
Jetzt rann unter ihren geschlossenen Augenlidern eine Träne hervor, dabei erschauerte sie heftig.
Er hatte sie in der Hand – buchstäblich wie in übertragenem Sinn. Er konnte sich abwenden … oder bleiben. Er konnte ihr Lust verschaffen oder sie links liegen lassen und seiner Wege gehen, er konnte …
Irgendetwas an ihr ging ihm so unter die Haut, dass er es nicht schaffte, sie zurückzuweisen.
Rocco beugte sich vor und küsste sie auf ihre geschlossenen Lider, die nach Salz und Tränen schmeckten. Dabei massierte, reizte er sie solange zwischen den Beinen, bis sie ein befreites Keuchen ausstieß und heftig erschauerte.
Ihre harten Herzschläge an seinem Ohr hätten eigentlich den Schlusspunkt markieren müssen. Er hatte ihr gegeben, was sie so dringend gebraucht hatte. Trotzdem konnte er jetzt nicht einfach gehen. Er hatte seinem eigenen Verlangen die Zügel schießen lassen, und jetzt lechzte er ebenfalls nach Erlösung. Sicherheit war plötzlich kein Thema mehr.
Sie hielt ihn umschlungen. Ihr schweißbedeckter Körper schmiegte sich an seinen. Er hob ihre Hüften an und kapitulierte vor seiner Begierde, indem er mit einem einzigen geschmeidigen Stoß in sie eindrang. Ihr Schoß nahm ihn auf und umschloss ihn, enger, als er es sich je hätte vorstellen können.
Wie schaffte es eine Frau mit ihrer Erfahrung, so natürlich, ja fast naiv zu wirken? Wie kam es, dass sie sich so verletzlich machte, indem sie ihr Verlangen und ihre Lust so unverhüllt zeigte? Wie konnte sie diesen köstlichen Schock vortäuschen, darüber, wie er sie ausfüllte, wobei sie ihm unter einer Flut von heißen Küssen bewundernde Worte ins Ohr flüsterte? Wie war es möglich …
Alles war möglich, wenn eine Frau einen Mann so erregte wie sie ihn, musste Rocco zugeben, bevor er es zuließ, dass die Flammen ihn erfassten und verschlangen. Dann endlich die vulkanische Explosion, die ihm die lang ersehnte Erlösung brachte, kurz bevor sie ein zweites Mal kam.
Es war vorbei. Julie lag schwer atmend da. Zu erschöpft, um auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen zu können, schloss sie die Augen. Dabei streckte sie die Hand aus und fuhr Rocco über den schweißnassen Rücken – Schweiß, den sie immer noch auf der Zunge schmecken konnte. In ihr mischten sich Gefühle von Demut und Bewunderung. Die Lust, die sie erfahren hatte, war unvorstellbar gewesen, so unvorstellbar, dass sie es immer noch kaum fassen konnte. Dafür würde sie ihrem Schicksal ewig dankbar sein.
Und Rocco war sie ebenfalls dankbar, dafür, dass er ihr etwas geschenkt hatte, was James ihr nie zu geben vermocht hatte.
Der Geruch ihrer Leidenschaft hüllte sie immer noch ein, aber jetzt wirkte er nicht mehr erregend, sondern nur tröstlich und entspannend. Aus einer diffusen Sehnsucht heraus, ihm nah zu sein, schmiegte sie sich noch enger an Rocco.
Sie war ganz anders, als er geglaubt hatte. Eine sinnlich aufreizende Naive, die es irgendwie geschafft hatte, seine Abwehrmechanismen zu durchbrechen und ihn mitzunehmen an einen Ort, an dem er noch nie zuvor gewesen war.
Eine sinnlich aufreizende Naive ? Rocco verzog spöttisch den Mund. Sie war nicht besser als eine Hure. Und wenn sie naiv und unschuldig wirkte, dann höchstens, weil sie alle Kniffe kannte, um einen Mann, der es eigentlich besser wissen müsste, in einen hilflosen Idioten zu verwandeln.
Trotzdem war er immer noch hier und schaffte es nicht, endlich aufzustehen und zu gehen.
9. KAPITEL
Julies Hand zitterte, als sie Josh die Windel anzog und dem Kleinen, der sie anlächelte, ein Küsschen auf den nackten Bauchnabel drückte.
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