Gefährliche Intrigen
gehört zu haben. Aber über wen gesprochen wurde, wusste Grey nicht. Doch der Satz, der Logan eine Gänsehaut bereitet hatte, und wegen dem er jetzt wie der Teufel nach Stainton ritt, kam erst am Ende des Gesprächs:
»Ich konnte hören, wie gesagt wurde ›Ich werde bekommen, was ich will, und wenn ich dafür deine ganze Familie opfern muss!‹ «
Agathon war ein hervorragendes Pferd, und Logan trieb es immer weiter an. Während des Rittes überlegte er die ganze Zeit, wer einen Grund gehabt hatte, den Earl von Norfolk zu töten. Er fürchtete, der Überfall auf Emmas Kutsche wäre ein weiterer Mordversuch gewesen, aber wenn dem so war, dann schwebte seine Elfe noch immer in großer Gefahr. Dieser Gedanke machte ihn wahnsinnig! Wie hatte er sie nur allein lassen können?
Er musste unbedingt mit ihr über alles sprechen. Vielleicht machte er sich völlig umsonst Sorgen, und Emma würde ihn womöglich auslachen, wenn er mit seiner Theorie ankam. Ja, so würde es vermutlich sein, versuchte er sich zu beruhigen. Aber die Gänsehaut blieb. Das Gefühl, zu spät zu kommen, ließ ihn nicht los.
Nach dem langen, scharfen Ritt tauchte nun endlich das Dorf Stainton Hall am Horizont auf. Agathon hatte bereits Schaum vor dem Maul, aber Logan trieb sein Pferd selbst die letzten Meter noch unerbittlich weiter.
Logan zitterte vor Angst um Emma, als er endlich die Eingangstür hineinstürmte und laut nach ihr rief. Aiden war als Erster zur Stelle und sah seinen Bruder erstaunt an.
»Was ist denn los?«, fragte er.
»Emma, wo ist Emma?«
Logan riss nacheinander sämtliche Türen auf und spähte in die Zimmer.
»Sie wollte sich mit Roxana im Garten treffen, aber leider fühlt sich meine Gattin nicht wohl und liegt noch in ihrem Salon«, gab Aiden bereitwillig Auskunft.
Sofort steuerte Logan auf den gelben Salon zu, dessen Flügeltüren sich zum Rosengarten hin öffneten. Sein Bruder folgte ihm dicht auf den Fersen.
»Emma!«, schrie Logan, als er auf der Terrasse stand und den Rosengarten überblicken konnte.
Keine Spur von ihr. Mit einem Satz sprang Logan die Stufen hinunter, die in den Garten führten, und bog um die Ecke in den Kräutergarten. »Emma!«
Emma hatte die Augen geschlossen. Sie genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Bunte Lichter tanzten hinter ihren geschlossenen Lidern. Sie war kurz vor dem Einschlafen, als sie plötzlich seine Stimme hörte. Hatte sie richtig gehört? Eiligen Schrittes lief sie den Pfad entlang und strich sich dabei die Falten aus dem Kleid. Logan war zurück!
Valroy wusste nicht, wie ihm geschah! Eben noch war sein Opfer direkt vor ihm auf der Bank gesessen. Und jetzt? Ein Ruf, und das Weib sprang plötzlich auf und rannte davon. Dabei hätte er nur noch zuschlagen brauchen. Er überlegte kurz, ihr zu folgen, doch die Gefahr entdeckt zu werden, war ihm zu groß. Stattdessen duckte er sich, so schnell er konnte, hinter den Baumstamm und zog entschlossen seine Pistole. Mit sicherer Hand richtete er den Lauf auf das Mädchen. Sein Finger spannte sich um den Hahn – als zwei Männer um die Ecke kamen. Frustriert ließ Valroy die Waffe sinken.
Logan war so erleichtert, Emma unversehrt vor sich zu sehen, dass er am liebsten auf sie zugerannt wäre, um sie in seine Arme zu reißen und mit Küssen zu überschütten. Sie war so schön, seine Elfe, so zart - und doch ganz anders als bei ihrer ersten Begegnung. Sie trug ein elegantes Kleid aus cremefarbener Spitze über einem leichten Reifrock. Ihre schlanke Figur wurde durch ein enges, mit Perlen besticktes Mieder besonders zur Geltung gebracht. Das sonnendurchflutete Haar fiel ihr offen über die Schultern.
Auch Emma musste sich beherrschen. Sie hatte in den wenigen Tagen seiner Abwesenheit fast vergessen, welche Gefühle er in ihr erweckte, sobald sie ihn sah. Kraftvoll und wild stand er vor ihr. Sie spürte seinen Wunsch, sie in seine Arme zu ziehen, und auch sie träumte davon, sich ihm an den Hals zu werfen. Doch beide hielten sich zurück. Emma knickste höflich vor ihm.
»Mylord, es freut mich, Euch wiederzusehen!«
»Miss Pears, seid Ihr wohlauf? Wie geht es Euren Verletzungen?«, fragte Logan höflich und sich bewusst, dass sein Bruder sie beide verwundert betrachtete.
»Miss Pears«, mischte sich Aiden auch sogleich ins Gespräch ein, »mein Bruder stürmte soeben ins Haus, fest davon überzeugt, Ihr würdet in Gefahr schweben!«
Emma drehte sich erstaunt zu Logan um.
»In Gefahr? Wie kommt Ihr denn
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