Gefaehrliche Spur
Wände besaß, sondern im Schein von einer Reihe von Teelichtern, die überall verteilt waren, sonnengelb leuchtete. Das Bett an der Wand war mit Blütenblättern bestreut, und ein Duft von süßem Räucherwerk erfüllte die Luft.
„Offenbar wünschen die Götter, dass wir noch eine Weile zusammenbleiben.“
Sie zuckte beim Klang von Toms Stimme zusammen, der hinter sie getreten war. Er hielt seinen Zettel hoch, dass Rya die Zahl darauf sehen konnte: ebenfalls die 4. Schlagartig begriff sie, was er damit gemeint hatte, dass sie das Los entscheiden lassen sollten. Sie warf einen Blick an ihm vorbei in den Flur, wo die anderen ebenfalls ausschließlich zu zweit in ein Zimmer gingen. Verdammt! Die Wicca feierten ihr Beltane-Fest offensichtlich doch mit einem realen Geschlechtsakt. Rya fühlte ihre Hände kalt werden.
Tom nahm ihre Hände, zog Rya ins Zimmer und schloss die Tür mit dem Fuß, ehe er sich vor ihr auf einem Knie niederließ, ohne ihre Hände loszulassen. „Willkommen, Göttin.“
Er stand auf, küsste jede Hand und ihre Stirn. Rya zuckte zurück.
„T-Tom, i-ich …“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Habe bitte keine Angst, Rya. Es ist deine Entscheidung; deine ganz allein. Und ich hoffe, du weißt, dass ich dich nicht gegen deinen Willen anrühren werde. Aber um die Götter nicht zu beleidigen, sollten wir die Nacht gemeinsam in diesem Zimmer verbringen.“
Sie starrte ihn erschrocken an. Ahnte er, wusste er, dass sie sich nur eingeschlichen hatte?
„Ich finde es jedenfalls sehr mutig von dir, dass du trotz deines Traumas versuchst, wieder Nähe in einem sicheren Rahmen zuzulassen“, sagte er. „Und bisher ist dir das wunderbar gelungen.“
Seine aufrichtige Bewunderung machte sie verlegen.
Er deutete auf das Bett. „Glaubst du, wir können schon mal Probe liegen?“
Sie musste über die Formulierung lachen und schüttelte den Kopf. „Tom, ich … ich …“
Er sah sie verschmitzt an, ehe er ernst wurde und sanft die Hand gegen ihre Wange legte. „Du bist eine wunderbare Frau, Rya. Und zwar genau so, wie du bist. Lass dir von niemandem was anderes einreden.“
Er zog seine Schuhe aus, die Weste und auch die Hose und legte beides auf einen Stuhl. Da sein Tunika-Hemd bis zu seinen Knien reichte, hatte er immer noch genug an. Trotzdem spürte Rya ein angenehmes Kribbeln im Körper. Er sah sie über die Schulter hinweg an.
„ Möchtest du vorn oder hinten liegen?“
„ Vorn bitte.“
Nur wenn sie vorn lag, konnte sie sich unbemerkt später davonstehlen, s o bald er eingeschlafen war. Aber sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, neben ihm zu liegen. Andererseits hatte er recht damit, dass das hier ein g e schützter Rahmen war. Sie hatte den ganzen Tag über Gelegenheit gehabt zu beobachten, dass die Männer tatsächlich überaus respektvoll mit den Frauen umgingen. Mit jeder Frau, nicht nur mit ihrer Partnerin. Und Tom hatte ihr diesen Respekt schon bei ihrer ersten Begegnung entgegen gebracht.
Er legte sich an die Wand auf die Seite, stützte den Kopf in die Hand und sah Rya abwartend an. Scheiße, verdammte! Sie würde sich nicht von ihren Ängsten tyrannisieren lassen. Sie legte den inzwischen erschlafften Blume n kranz ab, zog ihre Schuhe aus und setzte sich auf das Bett. Tom machte keine Anstalten, sie zum Hinlegen zu bewegen. Er sah sie nur unverwandt an. Als sie seinen Blick erwiderte und in seinen Augen forschte, um zu erkennen, was er vielleicht dachte, wurde ihr bewusst, dass sie ihm in einer Weise vertraute, die sie überraschte. Aber dieses Vertrauen fühlte sich gut an. Vor allem ric h tig.
Dr. Serkova hatte ihr prophezeit, dass sie das eines Tages erleben würde, wenn sie dazu bereit wäre und es zuließe. Und wenn sie schon so weit war, konnte sie auch noch einen Schritt weitergehen. Einen kleinen zumindest. Sie legte sich neben Tom, ließ aber noch genug Raum zwischen ihnen, dass sie ihn nicht berührte. Sie stützte ebenfalls den Kopf in die Hand, sah ihn ebenso an wie er sie und stellte fest, dass sie nicht einmal einen Hauch von Panik verspürte. Obwohl dieses Zimmer erheblich kleiner war als das im Pomegr a nate Inn und sie nicht in Angst aufgelöst war, sodass sie jemanden brauchte, an den sie sich klammern konnte, egal , wer er war. Sie lächelte.
Tom lächelte ebenfalls. Langsam hob er die Hand und strich ihren Pony zur Seite. Sie widerstand dem Impuls, zurückzuzucken oder die Haare wieder über die Narbe zu ziehen, sondern ließ zu, dass
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