Gefaehrliche Spur
Null war. Sie fühlte sich in einer Falle gefangen und spürte, wie die altvertra u te Panik in ihr aufzusteigen drohte. Aber das war Tom, verdammt, mit dem sie vorhin geschlafen hatte. Er würde ihr nichts tun. Zumindest nicht körpe r lich.
„ Ich warte auf eine Erklärung“, verlangte er. „Und die sollte besser der Wahrheit entsprechen, andernfalls muss ich Silvia rufen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das würdest du tun? Nach allem, was zwischen uns war?“ Der Ausdruck seiner Augen bestätigte das.
„ Nenn mir einen Grund, warum ich das nicht tun sollte. Du bist keine Wicca. Glaub nur nicht, dass ich das nicht gemerkt hätte. Du hast dich hier eingeschlichen, und jetzt erwische ich dich dabei, wie du Silvias Dateien au s spionieren willst. Wenn unsere Rollen vertauscht wären, was würdest du de n ken, was ich mit dem offensichtlich geplanten Hacken des Laptops will?“
„ Ich …“ Verdammt, sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Nachdem sie erlebt hatte, wie eng die Wicca-Gemeinschaft zusammenhielt, würde er sie denen ausliefern. Andererseits war die Wahrheit das Einzige, was ihn vie l leicht daran hindern würde, sie gänzlich auffliegen zu lassen, und dadurch dafür zu sorgen, dass sie im Gefängnis landete.
„ Ja?“, hakte er nach.
Sie holte tief Luft. „Ich habe den begründeten Verdacht, dass Silvia entg e gen ihrer Behauptung weiß, wo Marty Kirk ist. Oder was aus ihm geworden ist. Alle Spuren, die ich verfolgt habe, führen zu Aid for the Homeless. Ich hoffte, auf ihrem Laptop die entsprechenden Informationen zu finden. D a rum … habe ich mich bei euch eingeschlichen.“ Glaubte er ihr? Vor allem: Wie würde er auf diese Eröffnung reagieren? „Tom, ich … Es tut mir leid, aber …“
„ Was bringt dich zu der Annahme, dass Silvia mit seinem Verschwinden zu tun haben könnte?“
Wenigsten s reagierte er nicht sauer. Noch nicht. „Joe aus dem Obdachl o senasyl hat mir gesagt, er könnte bei Aid for the Homeless untergekommen sein. Er sagte, er hätte schon mehrere seiner Schützlinge dorthin verwiesen, und alle hätten wohl Glück gehabt, denn sie seien danach verschwunden.“ Sie sah ihn eindringlich an. „Kommt dir das nicht seltsam vor? Und vorhin hat Silvia behaupte t, sie würde Kirk nicht kennen. Ich will Silvia wirklich nichts am Zeug flicken, aber ich brauche Gewissheit.“
Er sah sie eine Weile ausdruckslos an. Dann schloss er die Tür und ging zum Laptop. Tippte etwas ein , und mit einem leisen Pling wurde der Zugang freigegeben.
Rya starrte Tom misstrauisch an. „Woher kennst du ihr Passwort?“
Er schüttelte den Kopf. „Tue ich nicht. Aber Silvia trägt einen Pferdetali s man, und zwar ständig. Da dachte ich mir, ich versuche es mit dem Namen der keltischen Pferdegöttin: Epona. Und Bingo.“ Er setzte sich auf den Stuhl und klickte den Ordner an, der mit AFTH bezeichnet war. Darin befanden sich eine Menge anderer Ordner, unter anderem einer, der mit Personalakten bezeichnet war. Tom klickte ihn an und erhielt eine Liste von achtzehn D a teien mit überwiegend männlichen Namen. Der von Marty Kirk war nicht darunter. Rya fühlte sich enttäuscht. Tom gab jedoch nicht so schnell auf. Er gab Marty Kirk in die Suchfunktion ein und ließ den Laptop alle Ordner und Unterordner durchsuchen, die auf der Festplatte gespeichert waren. Es gab keinen Treffer.
Rya seufzte enttäuscht. Falls Kirk tatsächlich etwas mit Aid for the Home less zu tun gehabt hatte, war seine Personalakte inzwischen entweder gelöscht worden oder, falls Silvia tatsächlich Dreck am Stecken haben sollte, sie b e fand sich nicht auf diesem Laptop. Tom studierte die Namen der Personala k ten. Rya studierte die kleinen Wellen, mit denen sich sein Haar im Nacken lockte. Im schwachen Schein der Leselampe wirkte es dunkel und zeigte nichts von den goldenen Reflexen, die es am Tag in der Sonne gehabt hatte. Sie sah sich immer noch außerstande, seine Haarfarbe einzuordnen. Braun; soviel stand fest. Aber je nach den Lichtverhältnissen oder neben wem er stand, wirkte es mal heller, mal dunkler. Es wäre interessant, in einem Spiegel zu sehen, wie es neben ihrem roten Haar wirkte.
Sie wurde aus ihrer Betrachtung gerissen, als er einen anderen Ordner a n klickte, der mit Privat überschrieben war. D a rin befanden sich ebenfalls Pe r sonalakten, jedoch nur sieben, und keine trug Kirks Namen. Tom schaltete den Laptop aus und griff nach dem Smartphone. Hier tippte er die Zahlen fünf, sieben, sechs,
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