Gefaehrliche Ueberraschung
dachte er.
Um seinen sterblichen Überresten so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu sichern, hatte Goodloe sehr genaue Instruktionen erteilt. Für den Fall, dass er an einem Wochenende starb, sollte die Totenwache erst am Dienstag beginnen. Er wollte zwei volle Tage aufgebahrt und am Donnerstag bestattet werden. Genauso war es dann geschehen.
»Es braucht gewisse Zeit, alle zu benachrichtigen und die To-desanzeige in die Zeitungen zu setzen«, hatte Goodloe betont.
Diese Pflanzenfreaks wurden weiß Gott ausreichend in Kenntnis gesetzt, dachte Austin – und nun werden wir sie nicht mehr los.
Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. »Ich kann nur hoffen, dass das nicht wieder dieser Bumbles ist«, murmelte Grady. Es war Regan. Flüchtig brachte ihn der Klang ihrer Stimme auf die Vermutung, Luke und Rosita könnten gefunden und in Sicherheit sein. Doch das war eine Illusion.
Grady erzählte ihr von seinen Nachforschungen. »Bisher leider ohne Erfolg, aber ich bleibe dran«, versprach er. »Darüber hinaus werde ich mich diskret danach erkundigen, ob es unter den Angestellten vielleicht irgendwelche Probleme gibt, von denen wir nichts wissen.«
»Danke, Austin.« Regan seufzte. »Wir sollten wirklich keine noch so vage Möglichkeit aus dem Auge lassen. Im Moment konzentriert sich die Polizei auf Rositas Exmann. Er soll Spiel-106
schulden haben. Und das offenbar bei den falschen Leuten.«
»Ein durchaus überzeugendes Motiv, seine Hände nach jeder Million Dollar auszustrecken, die man kriegen kann.«
»Natürlich kann hinter der Entführung auch jemand stecken, der schon jahrelang auf meinen Vater wütend ist«, gab Regan mit einem Anflug von Leichtfertigkeit zu bedenken. »Wie heißt es doch über uns Iren? Wir können alles vergessen, nur nicht unseren Groll.«
»Kommt mir irgendwie bekannt vor, Regan.« Austin Grady dachte an seine Großmutter Emily, die einer Cousine nie verzei-hen konnte, dass diese ihr »die Schau stahl«, indem sie ihre Hochzeit kurzerhand zwei Wochen vor Emilys Trauung festsetz-te. Auch sechzig Jahre später, auf ihrem Totenbett, giftete sie noch darüber. Selbst die Tatsache, dass die Ehe ihrer Cousine unglücklich verlief, konnte sie nicht besänftigen.
»Und wie geht es Ihrer Mutter?«, fragte Austin.
»Nicht allzu gut. Ich habe vor, bis zum späten Nachmittag bei ihr zu bleiben.«
»Überbringen Sie ihr meine besten Grüße. Und, Regan, passen Sie gut auf sich auf.«
»Mach ich. Ich rufe Sie später wieder an.«
Grady hatte den Hörer kaum aufgelegt, als das Telefon erneut klingelte. Fast rechnete er damit, Lukes Stimme zu hören, wie schon tausende Male zuvor: »Und was liegt heute so an, Austin?«
»Austin Grady«, meldete er sich.
»Hier Ernest Bumbles«, schallte es an sein Ohr.
»Mister Reilly ist nicht da«, erklärte Grady förmlich.
»Und um Ihrer Frage zuvorzukommen: Ich weiß nicht, wann mit ihm zu rechnen ist.«
»Dann versuche ich es wieder«, verkündete Bumbles ungerührt. »Bis später.«
107
uke und Rosita zogen sich die dünnen Decken bis zum LHals. Der kleine Propangasofen half nur wenig gegen die feuchte Kälte auf dem zugigen Hausboot.
»Wenn wir hier rauskommen, fliege ich mit den Jungs für ei-ne Woche nach Puerto Rico«, sagte Rosita. »So lange brauche ich mindestens, um wieder warm zu werden.«
» Wenn wir hier rauskommen, spendiere ich Ihnen First-Class-Tickets«, versprach Luke.
Rosita lächelte angestrengt. »Sollten Sie nicht sparsamer mit Ihrem Geld umgehen? Ihr Konto wird gerade um eine Million leichter.«
»Ich rechne fest damit, dass Sie mir die Hälfte der Lösegeldsumme erstatten.«
»Sie haben Nerven!« Jetzt lachte Rosita schallend. »Muss ich Sie an C. B.s Worte erinnern? Hätten Sie seinen Onkel nicht mit den Blumenfreunden bekannt gemacht, wäre es doch nie zur Änderung seines Testaments gekommen.«
»Was blieb mir anderes übrig? Es wurde von mir erwartet, zu diesem Dinner in zahlreicher Begleitung zu erscheinen!«
»Halten Sie es für möglich, dass Mister Grady etwas ahnt und unseren Freund C. B. von den Cops überprüfen lässt?«
Luke entschied sich zur Offenheit. »Ich kann keinen Grund sehen, warum er das tun sollte. C. B. hat seine Verbitterung eigentlich sehr gut verborgen. Auch wenn ich ihn dabei ertappte, wie er kurz vor Schluss der Totenwache vergammeltes Grünzeug in die Anzugärmel seines Onkels stopfte.«
»Im Ernst? Haben Sie das Mister Grady erzählt?«, fragte sie gespannt.
»Nein. Leider. Ich
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