Gefaehrliche Ueberraschung
ei-ne durchsichtige Plastiktüte von der Schwesternstation gesteckt hatte. »Wir glauben, dass dieser Teddybär gestern Abend hier erstanden wurde.«
»Bingo.«
»Und Sie haben ihn verkauft?«
»Bingo.«
»Können Sie uns eine Beschreibung des Käufers geben?«
»Natürlich erinnere ich mich an ihn, aber nicht gern. Er kam, als ich gerade schließen wollte, und ließ sich dann stundenlang Zeit mit der Auswahl.« Lucy zeigte auf die anderen Bären im Schaufenster. »Können Sie einen Unterschied zwischen denen da und dem in Ihrer Plastiktüte entdecken? Ich nicht.
Dann griff er in seine Einkaufstüte und zog umständlich den verpackten Rahmen hervor. Ich musste warten, bis er das Papier sorgfältig gefaltet hatte, damit er es noch einmal verwenden kann. Dann drückte er dem Plüschtier den Rahmen in die Arme und bat mich, alles hübsch für ihn zu verpacken. Und dann trö-
delte er auch noch mit dem Bezahlen herum und zählte mir die Münzen einzeln auf den Tresen.« Sie verdrehte die Augen.
»Eins sage ich Ihnen«, kam Lucy zum Schluss. »Die arme Frau, die mit dem Kerl ausgeht, sollte nicht allzu hungrig sein.
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Sie muss für ihr Essen selbst blechen.«
»Er hat bar bezahlt?«, vergewisserte sich Jack.
Die Frau verzog gequält das Gesicht. »Hab ich das nicht gerade gesagt?«
»Wie würden Sie sein Äußeres beschreiben?«, fragte Jack.
Lucy starrte ihn an. »Was soll das eigentlich alles? Erzählen Sie mir bloß nicht, er wäre Bill Gates’ verschollener Bruder.«
Regan rang sich ein Lächeln ab. »Er hat den Plüschbären meiner Mutter überbringen lassen, die zurzeit hier im Krankenhaus liegt, aber die Karte nicht unterschrieben. Sie würde sich aber für das Geschenk gern bedanken.«
»Wie jetzt?« Lucy wirkte aufrichtig verblüfft. »Er wirkte so zufrieden mit sich selbst, als er den Umschlag zu dem Bären in den Karton steckte. Und er hat die Karte nicht unterschrieben?«
»Sagen Sie mir bitte, wie er aussah. Vielleicht weiß ich dann, wer es war«, erklärte Regan.
Lucy verzog das Gesicht. »Nicht unbedingt eine Perle männ-licher Schönheit. Braune, schüttere Haare, mittelgroß, um die fünfzig, unscheinbar bis zur Jämmerlichkeit.«
»Wie Sie sagten, hatte er eine Einkaufstüte bei sich«, hakte Jack nach. »Können Sie sich an das Firmenlogo darauf erinnern?«
Wieder verdrehte Lucy die Augen. »O ja. In diesem Laden habe ich mal ein Kleidungsstück gekauft, das sich bei der ersten Wäsche in seine Bestandteile auflöste.«
»Wie heißt das Geschäft?«, fragte Regan.
»Long’s. Kennen Sie deren Werbespruch? Mich verlangt’s nach Long’s. Nun, ich verspüre nicht das geringste Verlangen nach Long’s.«
»Wann schließen Sie den Kiosk?«, wollte Jack wissen.
»Normalerweise um halb acht. Aber in dieser Woche um 99
neun. Wir wollen schließlich den Weihnachtskram an den Mann bringen. Nach dem Fest können Sie die Leute damit jagen.«
Mehr würden sie von Lucy kaum erfahren, daher verließen Jack und Regan den Kiosk und liefen quer durch die Halle zum Empfang. Die junge Frau hinter dem Schreibtisch wusste sofort, wer am Abend zuvor Dienst gehabt hatte. »Meine Freundin Vanessa. Ich rufe sie an.«
Mit Enttäuschung hörte Regan von Vanessa eine ähnlich vage Beschreibung wie von der Kioskverkäuferin. »Hat er möglicherweise seinen Namen genannt oder erwähnt, er sei ein Freund meiner Mutter?«
»Er hat nur gesagt, dass er sie so spät nicht mehr stören wollte.«
Regan zuckte mit den Schultern. »Nun, ich fürchte, der Unbekannte muss unter diesen Umständen auf ein Dankeschön verzichten.«
»Ein geheimnisvolles Geschenk für die Autorin geheimnisvoller Kriminalromane«, bemerkte Vanessa. »Übermitteln Sie meine besten Wünsche für eine schnelle Genesung.«
Regan legte den Hörer auf und bedankte sich bei der jungen Frau für ihre Vermittlung. »Sie hat bedauerlicherweise nichts hinzugefügt, was uns weiterbringen könnte, Jack.«
Als sie sich vom Empfang abgewandt hatten, deutete Jack auf die in der Halle angebrachten Videokameras. »Ich werde mir die Aufnahmen von gestern Abend zeigen lassen«, sagte er mit ge-dämpfter Stimme zu Regan. »Anhand des Kartons mit der Schleife müssten wir ihn leicht erkennen.«
»Hallo, ihr beiden.« Lächelnd kam Alvirah auf sie zu. Ihr Blick flog zu der Plastiktüte in Regans Hand. »Ich schätze, es hat einen Grund, dass Sie einen Plüschteddy mit sich herumtra-gen«, meinte sie mit besorgter Miene.
»Gehen wir doch in Noras
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