Gefährlicher Fremder - Rice, L: Gefährlicher Fremder
sie etwas aß, bevor sie ficken konnten.
Nein. Bevor sie sich lieben konnten.
Wow . Das war das erste Mal, dass er es in seinem Kopf so genannt hatte. Außerdem war es das erste Mal, dass er eine Frau begehrte, die es auch mit ihm tun wollte, und dass er dann beschloss, den Sex aufzuschieben, weil sie vielleicht psychisch noch nicht so weit war.
»Ich hasse die Vorstellung, dass jemand in meinem Haus war und meine Sachen durchwühlt hat«, flüsterte sie.
»Ja«, sagte er einfach.
»Und du wirst ein System einbauen, das keiner überwinden kann?«
Er würde ein System einbauen, das nicht einmal er überwinden könnte. Er nickte.
»Tja, ich schätze, dann hast du mich wohl überzeugt.« Caroline holte tief Luft, aber Jacks Blick blieb heldenhaft auf ihr Gesicht gerichtet, auch wenn er sehen konnte, wie sich ihre Brüste unter ihrem Pulli hoben. »Also werde ich dein Geschenk dankend annehmen, und du bekommst im Gegenzug ein kleines Geschenk von mir: Abendessen.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen unbeholfenen Kuss auf den Mundwinkel zu geben. Jack war so überrascht, dass er einfach nur wie angewurzelt dastand. Als ihm endlich einfiel, ihr auch einen Kuss zu geben, war sie schon in der Küche verschwunden.
Er verharrte noch eine ganze Weile an der gleichen Stelle, hörte ihr zu, wie sie mit Töpfen klapperte und Wasser laufen ließ, und dachte an das Gefühl, das in seiner Brust explodiert war, als sie ihn küsste.
Er strich mit der Hand über die Stelle, wo es wehtat.
Sanders saß hinter seinem Schreibtisch und konnte nicht aufhören, mit den Zähnen zu knirschen. Er hatte sich im Wagen gekämmt und seine Kleidung zurechtgerückt, bevor er in sein Büro zurückgekehrt war, aber irgendetwas an seinem Äußeren musste noch immer alarmierend wirken – vielleicht die Wut, die er ausströmte wie Dampf –, denn seine Sekretärin hatte ihn erschrocken angestarrt, als er an ihr vorbeimarschiert war.
Caroline war verloren. Doppelt verloren. Sicher, vielleicht hätte er sie nicht so bedrängen sollen. Aber verdammt noch mal, in diesem Moment dort in ihrem Geschäft hatte ihn auf einmal eine solche Begierde gepackt. Er hatte ganz vergessen, wie schön sie war, wie perfekt für ihn. Und als sie ihm da in ihrem schäbigen kleinen Laden, der vermutlich kaum genug für die Miete erwirtschaftete, gegenübergesessen und ihm gesagt hatte – ihm! –, dass sie ihn nicht in das beste Hotel im ganzen Staat Washington begleiten und auch keine Logenplätze für die Oper haben wolle, da war er einfach ausgerastet.
Vielleicht hätte er sich beherrschen sollen, aber als sie ihm kalt lächelnd eine Absage erteilt hatte, da war ihm der Kragen geplatzt.
Caroline war nie besonders gut im Bett gewesen, aber als sie sich gegen ihn wehrte, da spürte er ihr Feuer, und das erregte ihn. Er hätte sich zurückhalten müssen, aber verdammt, er war nun mal geil.
Und dann stellte sich heraus, dass Caroline gar nicht mehr frei war. Sie schlief mit jemand anders, und dieser Jemand war eifersüchtig und gewalttätig.
In all den Jahren war Sanders insgeheim immer davon ausgegangen, dass, wenn er sich endlich mal dazu entschließen sollte, eine Familie zu gründen, es mit Caroline sein und sie ihm dankbar in die Arme fallen würde. Immerhin bot er ihr damit die Chance, wieder das Leben zu führen, für das sie geboren war und das sie mit dem Tod ihrer Eltern verloren hatte.
Er war stets davon ausgegangen, dass sie auf ihn warten würde. Aber sie hatte sich mit diesem Mistkerl eingelassen, der ihm beinahe den Arm gebrochen hätte, und jetzt war sie nicht mehr zu haben.
Etwas musste geschehen, und zwar schnell. Jetzt, wo er sich für Caroline entschieden hatte, würde er nicht zulassen, dass ein brutales Arschloch, das noch dazu wie der letzte Penner rumlief, ihm seine Frau wegnahm.
Die Gegensprechanlage summte. »Mr McCullin, hier ist ein Besucher für Sie.«
Sanders drückte auf den Knopf. »Ich will jetzt niemanden sehen, Lori. Stellen Sie bitte auch keine Anrufe durch.«
»Äh … Mr McCullin, diesen … Mann sollten Sie vielleicht doch lieber empfangen. Augenblick mal!«, hörte er ihre empörte Stimme im Lautsprecher. »Sie dürfen da nicht ohne Erlaubnis reingehen! Hey, warten Sie …«
Die Tür zu Sanders’ Büro öffnete sich, und ein Mann, der eine Dienstmarke hochhielt, kam herein. Nicht sehr groß, sandfarbenes Haar, schwarze Hornbrille, billiger, glänzender schwarzer Anzug. »Mr McCullin? Mr Sanders
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