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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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auf.

    Scrubbs Hand grub tiefer in seine Tasche und schloss sich fest um die beiden goldenen Ohrringe. Wie wichtig konnten diese beiden kleinen Schmuckstücke für den Ausgang des Krieges sein! Und selbst Gylion mit all seinen Plänen hatte keine Ahnung davon. Einmal, zum ersten Mal war er seinem besten Freund gegenüber im Vorteil.
    Dieser beste Freund schien inzwischen völlig in eines seiner militärischen Strategiespielchen versunken, an denen er so viel Spaß hatte, die aber Scrubb eher langweilten. Die auf dem Brett aufgebauten Spielfiguren wirkten wie zwei Heere, die gleich gegeneinander stürmen würden, und da Gylion ein Faible für effektvolle Zaubertricks hatte, hätte sich Scrubb nicht gewundert, wenn sie gleich zum Leben erwachten und wirklich wie Feinde aufeinander losgehen würden. Da fiel ihm auf, dass der weiße König fehlte. Gylion hielt ihn noch gleichgültig zwischen seinen Fingern und spielte damit herum. Ganz gegen seinen Willen starrte Scrubb ihn an.
    »Der König fehlt noch, nicht wahr?« Gylion wandte sich plötzlich an seinen Freund, während seine Faust die Spielfigur umklammerte. »Eine interessante Situation, findest du nicht auch? Das dunkle Heer hat nur einen einzigen Kommandanten, einen vorausschauenden und charismatischen Führer, der über alle nötigen Fähigkeiten verfügt, der immer das bekommt, was er will, und der vielleicht mit allen sein Spiel treibt, ohne dass sie es wissen.« Hier machte er eine selbstzufriedene Pause. »Die Ewigen dagegen haben eine ganze Reihe herausragender Persönlichkeiten, auch wenn ich vermute, dass sie sich dessen gar nicht bewusst sind. Da wären zum Beispiel Vandriyan, der Letzte der Ersten, dann der Regent der Letzten Stadt oder der Statthalter von Syrkun und noch ein paar hervorragende Krieger, von denen ich mir noch die eine oder andere Überraschung erwarte. Ach ja, und dann natürlich dieser fantastische Bund der Rebellen, der immer noch zu uns unterwegs ist, sehr zur Freude
der Ewigen, und, das gebe ich gern zu, auch zu meinem Vergnügen.«
    In der nun folgenden Pause fragte sich Scrubb, was Gylion wohl damit gemeint haben mochte. An seiner Stelle wäre er sicher nicht vor Freude in die Luft gesprungen, wenn er erfahren hätte, dass die Rebellen entgegen allen Erwartungen immer noch lebten und fest entschlossen waren, Eileen zu befreien. Doch wie so oft verhielt sich Gylion jenseits jeder Logik. Scrubb hegte den Verdacht, dass er mehr wusste, als er sagte, und dass er einen Teil seiner Pläne noch niemandem enthüllt hatte.Allerdings wusste er nur zu gut, dass es absolut nichts bringen würde, wenn er ihn danach fragte.Wenn Gylion dieses Geheimnis bislang nicht mit ihm teilen wollte, würde er es auch jetzt nicht preisgeben.
    »Trotzdem, auch wenn es so viele bedeutende Persönlichkeiten bei den Ewigen gibt«, fuhr Gylion fort, ohne auf die erstaunte Miene seines Freundes einzugehen, »so ist doch keiner von ihnen eine echte Führerpersönlichkeit, ein wahrer Kommandant. Ja, sie sind Anführer, da gibt es keinen Zweifel. Aber jeder nur für sich im Kleinen. Keiner von ihnen hat das absolute Kommando über alle Ewigen. Und keiner von ihnen wird das je haben. Keiner von ihnen ist der Herr der Ewigen, keiner ist ein König oder dieser Rolle auch nur würdig. Und da ist noch ein dritter interessanter Punkt, Scrubb, da wirst du mir zustimmen. Die Ewigen hatten früher jede Menge Verbündete, sodass auch ich es mir zweimal überlegt hätte, ehe ich sie angegriffen hätte. Ihr größter und wichtigster Bündnispartner, das Nebelreich, ist auf unsere Seite gewechselt. Das ist sehr gut. Dann gibt es noch die Gnomen, aber die haben die Ewigen eigentlich nie unterstützt, auch wenn sie sie nicht direkt angegriffen haben. Im Reich der Wälder leben die Köhler, aber die kämpfen nicht und verhalten sich immer neutral. Es gibt auch noch andere Völker mit Soldaten und Streitkräften, aber die sind mehr als überschaubar, Zentauren, Feen und andere Elementargeister. Und das Schönste ist, dass nicht nur
diese Völker versuchen, sich aus allem rauszuhalten und weit weg vom Kriegsgeschehen zu bleiben, auch die Ewigen selbst reißen sich kein Bein aus. Nimm doch bloß die Letzte Stadt - liegt sie jetzt nicht praktisch schutzlos da, weil die Ewigen der anderen Grenzstädte es vorgezogen haben, die Grenze aufzugeben, anstatt uns direkt anzugreifen? Oder Mymar - wie viele Männer haben sie zur Verteidigung der Grenzen geschickt? Lächerliche

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