Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Diesmal bekam er keine Antwort, was hatte er auch erwartet. Der kleine
Federball flog zwischen den Jungen hin und her in merkwürdigen Schleifenlinien.
Als er damit fertig war, war das eine Ende des Lederriemens erstaunlicherweise fest
um James Handgelenk geschlungen.
„Aya klug, Aya
gut Lehrer“, zwitscherte der Vogel zufrieden bevor er davon flatterte. Alex und
James sahen sich verständnislos an.
„Jetzt hab ich
einen Zügel am Handgelenk baumeln, hat das irgendeine Bedeutung? Besitze ich
jetzt Magie und kann dem Vogel hinterher fliegen oder was?“
„Hey, du hast
das Federding angeschleppt, nicht ich.“
„Lass los
Alex, bitte. Du kannst mich sowieso nicht mehr lange halten.“
„Nein.“
Abermals erklang ein lautes Wiehern, dann Hufgetrappel. Alex spürte wie das
Pferd neben ihm zum stehen kam. Vorsichtig drehte er den Kopf. Der Quitschy saß
auf Tylas Kopf und endlich Begriff der Junge. Vorsichtig griff er mit der
freien Hand nach dem Band, das einst ein Zügel gewesen war, hob es vorsichtig
hoch, drehte sich ganz langsam zu der Stute. Diese senkte, als wäre es das
natürlichste der Welt den Kopf, griff mit den Zähnen nach dem Ende und zog. James
bewegte sich nach oben, langsam aber stetig. Alex fragte sich nicht, woher das
Tier auf einmal die Intelligenz nahm, ob jemand in der Nähe war der über Magie
verfügte oder was es sonst war. Ihm war alles egal, er war einfach nur froh als
das Gewicht an seinem Arm abnahm. Nur einen kurzen Augenblick später stand
James mit zitternden Beinen auf dem Rasen und auch Alex rappelte sich auf. Für
einen Moment standen sie sich gegenüber, dann fingen sie an zu grinsen und
schließlich klopften sie sich gegenseitig auf die Schulter.
„Danke.“
„Ich glaub,
ich brauch jetzt erst mal eine Mütze voll Schlaf.“
„Ja, aber
vielleicht nicht gerade hier unter der Riesenzraane, ich verzichte auf einen
zweiten Tag wie heute.“
Sie knüpften
aus dem rettenden Band wieder einen Zügel und setzten ihren Weg dann ohne
weitere Verzögerungen fort. Mit einer fröhlich zwitschernden Aya im Schlepptau.
Kawikos
Wie von der Mylanya empfohlen
ritten sie immer weiter Richtung Norden. Bald war das Gras trocken und
verdorrt. Immer wieder stolperten die Pferde über Gesteinsbrocken die im Weg
lagen. Von der Sommerhitze war nichts mehr übrig geblieben und auch für den
beginnenden Herbst war es hier im Norden erstaunlich kühl. Und es wurde noch kälter.
Den Siedlungen gingen sie meist aus dem Weg, um keine Aufmerksamkeit auf sich
zu lenken. Doch diesen Plan fortlaufend durchzuhalten war schier unmöglich,
denn sie mussten ihre Vorräte aufstocken, Je weiter sie jedoch in den Norden
kamen, desto weniger Dörfer schien es zu geben. Allmählich gingen ihre Vorräte
zur Neige. Als sie eine Woche geritten waren ohne auf ein Lebewesen zustoßen,
fingen sie an sich Sorgen zu machen.
„Wenn wir
nicht bald ein Dorf oder zumindest einen Händler finden, bekommen wir ein Problem.“
James schwieg,
eine ganze Weile sprach keiner von Ihnen ein Wort. Jeder hing seinen Gedanken
nach. Dann fragte Alex: „Weißt du was im Norden liegt?“
„Ja, und ich
habe mich auch schon gefragt, ob wir vielleicht nicht ganz in den Norden
sollten, sondern nur die Richtung einschlagen hätten sollen. Ich meine
vielleicht sind wir schon viel zu weit, vielleicht ist das, was wir suchen
schon in unserer Nähe gewesen und wir… wir reiten nach…“, er brach verzweifelt
ab.
„Kawikos“,
beendete Alex den Satz. „Wir reiten in die unüberwindbare Eiswüste.“
„Lass uns umkehren
Alex, wir sind hier falsch. Das kann unmöglich der richtige Weg sein. Wenn wir
nicht verhungern, werden wir erfrieren.“
„Nein!“, war
die harte Antwort. Im Stillen musste Alexander seinem Gefährten Recht geben,
aber irgendetwas, drängte ihn weiter.
„Alex ich
bitte dich!“
„Da vorne ist
Rauch! Da wird eine Siedlung sein. Los!“
„Es gibt
Momente, da könnte ich…“, er vollendete den Satz nicht, sondern preschte los,
um Alex einzuholen, der ihm schon weit voraus war.
Das Dorf welches sie schließlich
erreichten, hatte die Bezeichnung wohl kaum verdient, es war wie ausgestorben.
Nirgends war auch nur eine Menschenseele zu sehen. Häuser waren verlassen und
verwahrlost, zerstört. Dächer waren eingefallen. Eingeschlagene Fenster und
eingetretene Türen gaben den Blick auf zahlreiche verwüstete Zimmer frei.
„Was ist hier
passiert?“, flüsterte James schockiert, sich nicht trauend die
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