Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
Zügel und winkte ihnen zu, ihr leise zu folgen. Die Beiden saßen ab
und schritten langsam hinter ihr her. Nicht weit vom eigentlichen Haupttor
entfernt war eine kleine Nebentür. Es sah aus wie ein alter Dienstboteneingang
im Schloss, sperrangelweit offen. Sowohl Alex als auch James stutzen. Das
durfte nicht sein, und einmal mehr blickten sie sich nach allen Seiten um. Doch
da war nichts und niemand zu sehen. Nachdem sie das Tor passiert hatten schloss
der Schwarzgewandte es hinter ihnen, leise und behutsam. Dann irrten sie durch
zahlreiche kleine Gassen, auf der Suche nach einer Unterkunft. Es war notwendig
diese kleinen, sandigen Wege zu benutzen. Auf gepflastertem Stein hätten die
Hufe zu viel Lärm gemacht. Endlich erreichten sie ein noch beleuchtetes
Gasthaus. Gelächter und Sprüche klangen aus dem geöffneten Fenster. Sie führten
ihre Pferde über die kleine Steinstraße ohne bemerkt zu werden und brachten sie
in den Stall. Dort versorgten sie die Tiere und Alex beobachtete missmutig den
dösenden Stallburschen, der neben ihnen im Stroh lag und von alledem nichts
mitbekam. Sicher, die Tore waren geschlossen, es durften also keine neuen Gäste
erwartet werden. Als die Tiere abgesattelt, trocken gerieben und getränkt waren
verließen sie leise den Stall und huschten immer noch unbemerkt zur Tür des
Schankhauses. Über diesem hing ein altes Messingschild mit der Aufschrift „Zum
lachenden Huhn“. Die Tür hing leicht schief in den Angeln und wies einige
beschädigte Stellen auf. Offensichtlich zählte dies zu den Wirtshäusern, in den
öfter Meinungsverschiedenheiten ausgetragen wurden. James und Alex kannten
solche Häuser nur zu gut. Man mied sie am besten. Es gab sie in jeder Stadt und
die Leute darin ähnelten sich immer. Besonders im betrunkenen Zustand waren die
Männer und Gauner nicht mehr berechenbar. James stieß die Tür auf und sofort
stieg ihnen der Geruch von Met, altem Fett und Verbrannten in die Nase. Bei
ihrem Eintritt wurde es schlagartig still. Plötzlich wurde sich James seines
dreckigen, zerzausten Aussehens bewusst. Doch im Vergleich mit diesen Männer
musste er geradezu sauber wirken. Sich ihren Ekel und ihre Nervosität nicht
anmerken lassend, gingen sie ohne die Anderen eines Blickes zu würdigen zur
Theke. Der Wirt, ein kleiner dicklicher Mann mit fettigen, langen braunen
Haaren, blickte sie gelangweilt aus blutunterlaufenden Augen an, während er
mehr oder weniger versuchte mit einem dreckigen Tuch ein Glas zu säubern. Die
Drei warteten kurz auf eine Begrüßung oder ähnliches. Doch der Wirt blickte sie
nur weiterhin reglos an. Schließlich stellte er das Glas ab, fuhr sich mit dem
Ärmel seines verschmutzten Hemdes über die Nase und baute sich herausfordern,
die Hände auf die Theke stützend, auf.
„Was wollt ihr
hier so spät, wer seid ihr?“, grummelte er mit einer tiefen Stimme. Er stank
nach Rauch.
„Etwas zu essen
und drei Zimmer“, übernahm James das Sprechen.
„Soso. Und wer
seid ihr, woher kommt ihr und was wollt ihr hier?“
„Wir wollen
rasten und haben die Stadt erst zu später Stunde erreicht. Wir sind aus Ma…“,
plötzlich spürte er wie sich eine Hand ganz vorsichtig auf seinen Rücken legte.
Verdutzt stellte er fest, dass es die Gestalt war. Ihre Bewegung war
unauffällig und komischerweise sehr sanft. Er blickte sie aus den Augenwinkeln
an und sah wie sie kaum merklich, den Kopf schüttelte.
„Aus Makira“,
vollendete James seinen Satz spontan und beobachtete Alex Reaktion dabei aus
den Augenwinkeln. Dieser zeigte keinerlei offenes Erstaunen und so sprach James
weiter.
„Einem kleinen
Dorf, weiter südlich gelegen, ich denke ihr werdet es nicht kennen. Was wir wollen?
Das ist eigentlich unsere Angelegenheit, aber zu eurer Beruhigung, wir suchen
einen alten Bekannten auf. Doch zu dieser späten Stunde wagten wir es nicht bei
ihm zu läuten.“ Der Wirt sah ihn immer noch emotionslos an. Doch ein Hauch von
Misstrauen hatte sich in seine Miene geschlichen. Würde er weiter fragen? James
war nervös, ihm gefiel diese Umgebung nicht. Am liebsten hätte er auf dem
Absatz kehrt gemacht und wäre zu den Tieren in den Stall schlafen gegangen.
Doch für einen Rückzug war es zu spät, alle Augenpaare im Raum waren auf sie
gerichtet. Plötzlich grinste der Wirt:
„Und was
versteckt sich unter dem Tuch da?“, rief er rüde. „Wohl nicht etwa eine hübsche
Maid die ihr vor uns zu verstecken gedenkt, oder? Hier wird alles brüderlich
geteilt!“ Zum
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