Gefährten - im Wettlauf gegen die Finsternis (German Edition)
aber er sah genauso schlecht wie Alex. Dann gab es
noch eine Chance. Aber… Angst machte sich in ihm breit, die Fragen strömten in
seinen Kopf. Was, wenn er die Rose nicht finden würde? Was wenn Svenja und
James nicht kommen oder ihn nicht finden würden? Er kletterte weiter. Dann, jäh
begann das Klingen erneut und sofort umgab ihn das helle goldene Licht von
Neuem, viel intensiver als zuvor. Er blickte sich um. Wo war die zweite Rose?
Sie musste doch hier irgendwo sein. Aus welcher Richtung kam das Leuchten?
Suchend wanderte sein Blick von links nach rechts und wieder zurück. Als es ihn
plötzlich wie ein Blitz traf. Er starrte die Rose in seiner Hand an. Sie
leuchtete nicht mehr. Sein Blick wanderte ganz langsam über die Blätter der
Linde auf der er stand, nach oben. Und dort, direkt über ihm hing die zweite
goldene Rose. Ein leises, kaum wahrnehmbares Summen ging von ihr aus. „Die
falsche Tiefe musst du finden“, flüsterte er leise als er den letzten Vers
endlich verstand. Er steckte die erste Rose behutsam in seine Tasche und
kletterte vorsichtig höher in den Baum hinauf. Da, nur noch eine Armeslänge von
ihm entfernt, umgeben von einem Kranz aus silbrig-grünen Blättern, hing sie
geradezu in der Luft. Alex atmete noch einmal tief durch und griff nach der
zweiten Blume.
James und Svenja ritten so
schnell sie konnten. Aber wohin? In welche Richtung hatte es Alex verschlagen
und überhaupt, hatte er… Die Erde bebte. Der Silberwald schien zu erzittern.
Silberne Blätter fielen von den Bäumen rings um sie herum.
„Er hat sie“,
sagte James und trieb sein Pferd weiter an. Sie verließen das Dorf, durch den
wahrscheinlich einzigen passierbaren Zugang, einem Torbogen in der Hecke, und
mussten ihre Pferde deutlich zügeln.
„Da vorn ist
Marik“, rief Svenja plötzlich. Und tatsächlich. Der Mann hockte auf dem Boden.
Das gewaltige Beben schien ihn von den Füßen gerissen zu haben, doch als er das
Hufgetrappel hörte schaute er auf. Hass überzog sein Gesicht. Grenzenloser Hass
und er hob den Bogen, der neben ihm auf den Bogen lag.
„Bis hierher
und nicht weiter“, brüllte er vor Wut schäumend. Doch James und Svenja hielten
unbeirrt weiter auf ihn zu. Sie mussten Alex finden und zwar schnell! Er musste
irgendwo hier sein.
„Hierher“,
rief auf einmal Jemand hinter ihnen und die beiden Reiter wirbelten herum. Im
ersten Moment sahen sie niemanden. Dann, etwas weiter entfernt, machten sie
Alex aus, der sich am Stamm einer Linde festklammerte. Sofort wendeten sie und
ritten in seine Richtung. Ein Sirren erklang und erschrocken fuhr James herum.
Mariks Pfeil hatte sich direkt hinter ihm in den Sattel gebohrt. Sie ritten
weiter. Schneller, so schnell wie nur möglich. Sie waren schneller als Marik
jedenfalls. Aber waren sie schnell genug? Das Gebüsch machte das Durchkommen für
die Pferde schwer. Die Erde bebte immer heftiger, zu den herunterfallenden
Blättern gesellten sich Zweige und kleinere Äste, verfingen sich in ihren
Haaren und ihrer Kleidung. Svenja blickte auf. Es war nur noch eine Frage der
Zeit bis auch Alexander stürzen würde. Endlich erreichten sie ihn. Der Junge
hielt sich nur noch mit größter Mühe und Anstrengung auf dem Baum und kaum das
seine Stute direkt unter ihm war, sprang er und landete im Sattel. Das Pferd
wieherte erschrocken auf.
„Bleibt
gefälligst stehen!“, brüllte Marik hysterisch, als er sah, dass die Flucht
gelingen würde und schoss einen weiteren Pfeil ab. Er verfehlte sein Ziel um
Längen. Gehetzt rannte der schlaksige Mann los, die Erde bebte immer noch, er fiel
beinahe über seine eigenen Füße, die Haare hingen ihm wild ins Gesicht, das rot
anlief.
„SCARLETT!“
Etwas flog an
ihrem Ohr vorbei. Ihre feinen Härchen stellten sich auf. Instinktiv wusste sie,
dass Marik soeben einen magischen Stoß ausgeführt hatte. Es war nur eine Frage
der Zeit gewesen, bis er seine Kräfte einsetzte. Jetzt mussten sie sich
beeilen!
Alex Pferd
tänzelte nervös.
„Ruhig!“,
flüsterte er und tätschelte der Stute den Hals, dann drehte er sich zu James
und Svenja um. „Worauf warten wir?“ Sie galoppierten auf einem einigermaßen
passierbaren Pfad los, immer tiefer in den Wald hinein in eine unbekannte
Richtung, Hauptsache weg von dem Dorf und vor allem von Marik. Die Nacht brach endgültig
herein, doch sie ritten weiter, obwohl sie wussten, dass Mariks Männer sie nun
nicht mehr einholen würden können. Sie hatten einen zu großen Vorsprung und
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