Gefahr auf High Heels (German Edition)
Mein Magen knurrte laut.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Ich öffnete die Augen und sah eine Brünette aus einem hinteren Zimmer kommen, die sich die Hände an einer gestärkten weißen Schürze abwischte. Ein Stückchen jünger als ich, ungefähr Mitte zwanzig (okay, schon gut, ein ganzes Stückchen jünger), dunkle, ernste Augen und Augenbrauen, die Brooke Shields neidisch gemacht hätten. Sie war nicht sehr viel größer als ich, aber, würde ich vermuten, gute zehn Kilo leichter – ein Strich in der Landschaft, wie man so schön sagt. Ich fragte mich, wie jemand, der den ganzen Tag von solchen Köstlichkeiten umgeben war, so dünn sein konnte. Ich würde die halbe Auslage zum Mittagessen verschlingen.
»Hallo, ich bin Maddie Springer«, sagte ich und reichte der jungen Frau die Hand.
Sie nahm sie mit einem Griff, der erstaunlich fest für so ein schlankes Ding war, und in ihren Augen flackerte Erkennen auf. »Ah, ja, richtig. Sie sind die Valentinshochzeit diesen Samstag, nicht wahr?«
Ich nickte, und mit einem Schlag ging mir auf, wie bald das war. Schon diesen Samstag, war das möglich?
Der darauffolgende Schluckauf war so laut, dass es von den Glasvitrinen widerhallte.
Felix verkniff sich ein Lachen und trat vor. »Felix Dunn«, sagte er und hielt ihr die Hand hin.
»Hallo, ich bin Ann. Pauls Nichte. Dann sind Sie also der Bräutigam?«, fragte sie.
Ich öffnete den Mund, um zu antworten, doch es kam nur ein Schluckauf heraus. Blöde Dinger!
»Richtig, das bin ich«, antwortete Felix. Er legte den Arm um meine Schultern und zog mich an sich.
Wieder ein Schluckauf. Dann warf ich ihm einen vernichtenden Blick zu, kniff mir mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu, hielt den Atem an und zählte bis fünf.
»Die kleine Lady und ich«, redete Felix weiter und zwinkerte mir zu, »waren so enttäuscht, weil wir nie das Probestückchen probieren konnten, das Sie für uns gemacht haben.«
»Oh, riiichtig«, sagte Ann nickend. »Wow, ist das nicht traurig mit Gigi? Fast surreal.«
»Fast.«
»Hm, ja, ich sage schnell meinem Onkel, dass Sie da sind.«
»Das wäre sehr nett von Ihnen, Schätzchen«, sagte Felix und drückte mich erneut.
Sobald Ann wieder im Hinterzimmer verschwunden war, stieß ich den Atem, den ich die ganze Zeit über angehalten hatte, mit einem sehr undamenhaften Geräusch aus, und die Luft strömte zurück in meine Lunge.
Ich wandte mich Felix zu und stieß seinen Arm von meiner Schulter. »Mein Bräutigam?«
»Na ja, ich konnte ihr wohl schlecht sagen, dass ich der Klatschreporter bin, der dir den ganzen Morgen gefolgt ist, oder?«
»Ich schwöre bei Gott, ich werde –« Aber ich kam nicht dazu, die Drohung auszusprechen, denn Ann erschien wieder, dieses Mal mit einem groß gewachsenen älteren Herrn im Schlepptau.
Paul Fauston musste Mitte, Ende vierzig sein, doch seine Größe und die breiten Schultern verliehen ihm etwas Cary-Grant-Haftes. Die Unterarme waren mit einem leichten hellen Flaum bedeckt und durch das jahrelange Kneten von Hefeteig recht muskulös. Auch er trug eine blütenweiße Schürze, eine weiße Hose und ein weißes Button-down-Hemd, was ihm einen monochromen Look verlieh, zumal auch sein Haar weißblond war. Wässrige blaue Augen starrten aus einem Gesicht, das fast zu kantig war: eine lange, schmale Nase, scharfe Wangenknochen und ein Kiefer, dem die Schwerkraft noch nicht zugesetzt hatte.
»Ich bin Paul Fauston«, sagte er und streckte mir die Hand hin. Ich schüttelte sie, wobei ich feststellen konnte, dass auch er einen festen Griff hatte. Das hatte seine Nichte wohl von ihm geerbt. »Schön, Sie beide kennenzulernen. Obwohl ich wünschte, es wäre unter anderen Umständen geschehen.«
Ich nickte und murmelte gedämpft: »Ich auch.«
Statt wieder ins Hinterzimmer zurückzukehren, trat Anne zu einer Vitrine und arrangierte Karamellkonfekt um, während sie (wenig überzeugend) so tat, als würde sie nicht zuhören.
»Das mit Gigi ist solch eine Tragödie«, fuhr Fauston fort. »Ich komme gar nicht drüber hinweg.«
»Unglaublich, nicht wahr?«, erwiderte Felix. »Dass Maddie sie mit dem Gesicht in Ihrer Torte gefunden hat und so.«
Ich gab ihm einen Stoß mit dem Ellbogen. Ich sah schon die sensationslüsterne Schlagzeile vor mir: »Fatales Festmahl aus Faustons Konditorei.«
Aber Fauston nickte nur mit feierlicher Miene. »Wir haben oft mit Gigi zusammengearbeitet. Dieses Teststück hatte ich gerade an diesem Morgen geliefert.«
»Ach?«, fragte
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