Gefallene Engel
Hand – neugierig, wie er mit diesem Punkt umgehen würde.
Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen.
»Noch keine Kommunikation, Captain.« Die Stimme des Konzernmitarbeiters war ein Paradebeispiel für konzentrierte Geistesabwesenheit. Man hätte schwören können, dass er sich nur für den Countdown interessierte, aber unter dem beiläufigen Tonfall war unmissverständlich die kräftige Spannung eines Befehls herauszuhören. »Lassen Sie uns flexibel bleiben und von Fall zu Fall entscheiden, bis wir tatsächlich zum Rückflug bereit sind. Trotzdem soll Vongsavath schon mal den Parabelkurs festlegen.«
Sutjiadi war nicht blöd. Er hörte die unterschwellige Botschaft in Hands Worten und warf mir einen weiteren fragenden Blick zu.
Ich zuckte die Achseln und entschied mich, Hands Täuschungsmanöver zu unterstützen. Zu irgendetwas mussten Envoys schließlich gut sein.
»Betrachten Sie es folgendermaßen, Sutjiadi. Wenn die wüssten, dass Sie sich an Bord befinden, würde man uns höchstwahrscheinlich sowieso abschießen, nur um Sie zu erwischen.«
»Carrera«, sagte Hand steif, »würde so etwas nie tun, solange er vertraglich ans Kartell gebunden ist.«
»Oder meinen Sie vielleicht die Regierung?«, höhnte Schneider. »Ich dachte, dieser Krieg wäre eine interne Angelegenheit, Hand.«
Hand warf ihm einen ermatteten Blick zu.
»Vongsavath.« Sutjiadi hatte sein Kinnmikro auf den allgemeinen Kanal geschaltet. »Sind Sie da?«
»Allzeit bereit.«
»Und die anderen?«
Vier weitere Stimmen summten im Induktionshörer an meinem Ohr. Hansen und Jiang mit knapper Alarmbereitschaft, Deprez lakonisch und Sun irgendwo dazwischen.
»Berechnen Sie einen Start- und Landekurs. Von hier nach Landfall. Wir rechnen damit, in etwa sieben Stunden von hier zu verschwinden.«
Vier jubelnde Stimmen drangen aus meinem Komset.
»Versuchen Sie sich einen Eindruck zu verschaffen, wie der suborbitale Verkehr entlang der Route aussieht, aber wahren Sie Funkstille, bis wir abheben. Verstanden?«
»Ich werde keinen Mucks von mir geben«, sagte Vongsavath. »Verstanden.«
»Gut.« Sutjiadi nickte Cruickshank zu, die daraufhin aus der Höhle stürmte. »Hansen, Cruickshank kommt zu Ihnen, um bei der Vorbereitung der Claimboje zu helfen. Das wäre alles. Alle anderen bleiben in Bereitschaft.« Sutjiadi entspannte seine Haltung ein wenig und wandte sich der Archäologin zu. »Madame Wardani, Sie sehen krank aus. Müssen Sie hier noch irgendetwas tun?«
»Ich…« Wardani konnte sich nur mühsam an der Konsole aufrecht halten. »Nein, ich bin fertig. Bis Sie möchten, dass das verdammte Ding wieder geschlossen wird.«
»Oh, das wird nicht nötig sein«, rief Hand von der Seite des Tores, zu dem er mit der Miene des stolzen Besitzers aufblickte. »Wenn die Boje installiert ist, können wir das Kartell benachrichtigen und mit einem größeren Team wiederkommen. Mit Unterstützung von Wedge dürften wir für diese Zone in recht kurzer Zeit einen Waffenstillstand durchgesetzt haben.« Er lächelte.
»Versuchen Sie das Kemp klar zu machen«, sagte Schneider.
»Oh, das werden wir.«
»Auf jeden Fall«, sagte Sutjiadi in ungeduldigem Tonfall, »schlage ich vor, dass Sie, Madame Wardani, ebenfalls zur Nagini zurückkehren. Bitten Sie Cruickshank, ihr Sanitäterprogramm aufzurufen und Sie durchzuchecken.«
»Okay… danke.«
»Wie bitte?«
Wardani schüttelte den Kopf und erhob sich. »Ich dachte, einer von uns sollte es sagen.«
Sie ging, ohne sich noch einmal umzublicken. Schneider sah mich an, und nach kurzem Zögern folgte er ihr.
»Sie haben eine seltsame Art, mit Zivilisten umzugehen, Sutjiadi. Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?«
Er starrte mich leidenschaftslos an. »Gibt es irgendeinen Grund, warum Sie hier bleiben sollten?«
»Mir gefällt die Aussicht.«
Er stieß einen undefinierbaren Kehllaut aus und wandte sich wieder dem Tor zu. Es war unübersehbar, dass es ihm nicht gefiel, und nachdem Cruickshank gegangen war, ließ er sein Gefühl durchschimmern. Er nahm eine steife Beherrschtheit an, sobald er vor dem Apparat stand, ähnlich wie die angespannte Haltung, die man an schlechten Kämpfern beobachten konnte, bevor es in den Ring ging.
Ich hob die Hand und öffnete sie, damit er sie sehen konnte, und nach einer angemessenen Pause schlug ich sie ihm leicht auf die Schulter.
»Erzählen Sie mir nicht, dass dieses Ding Ihnen Angst einjagt, Sutjiadi. Nicht dem Mann, der es mit dem Hund Veutin und seiner
Weitere Kostenlose Bücher