Gefangen auf dem Planet der Affen
angelehnten Leiter, kletterte hinauf und verschwand durch die Öffnung zum Dachboden, wahrscheinlich um sich irgendwo ins Heu zu werfen und auszuweinen. Virdon blickte ihm bekümmert nach. Etwas in ihm krampfte sich zusammen, daß es ihn körperlich schmerzte. Er bückte sich stumm und hob die Stücke des zerbrochenen Flugzeugs auf.
4.
Es war Nachmittag. Arn und Virdon saßen am Feuer und blickten schweigend in die Flammen, als die altersschwache Leiter knarrte und der Junge zögernd herabgeklettert kam. Einen Augenblick sah es aus, als wollte er zu ihnen kommen, doch dann drückte er sich stumm an ihnen vorbei und ging in seinen Winkel bei der Tür, wo seine Holzschale mit der Mittagsration auf ihn wartete. Arn stand auf und ging ihm nach.
Kraik war im Begriff, sich zu setzen, als er im Halbdunkel das wieder zusammengeflickte Modellflugzeug auf seinem Strohsack liegen sah. Er nahm es behutsam auf und betrachtete es. Arn kam zu ihm und schaute ihn an. »Er war sehr aufgeregt«, sagte sie leise.
Kraik wandte sich um und blickte sie an, Tränen in den Augen.
»Das Flugzeug«, sagte Arn. »Er hatte es für dich gemacht.«
Der Junge sah von ihr zu dem Holzmodell, und plötzlich konnte er die Tränen nicht länger zurückhalten. Aus dem selbstgenügsamen, zähen Burschen war ein ängstlicher kleiner Junge geworden, der die Arme um sie warf und an ihrer Brust schluchzte. »Ich ... ich hab's dem Wärter gesagt«, stammelte er unter Tränen.
Der Hauptmann und eine Abteilung der Suchmannschaft hatten das Institutsgebäude umstellt und zogen den Ring enger. Es war dafür gesorgt, daß niemand aus dem Gebäude entkommen konnte.
Als die Soldaten kurze Zeit später in das Gebäude eindrangen, fanden sie eine Feuerstelle mit noch warmer Asche und andere Anzeichen, die darauf hindeuteten, daß die Gesuchten noch vor kurzem dagewesen waren. Doch so gründlich die Ruine auch vom Keller bis zu den einsturzgefährdeten oberen Geschossen durchsucht wurde, die beiden waren verschwunden.
Niemand kam auf die abwegig scheinende Idee, den Trümmerhaufen aus geborstenen Wandteilen auseinanderzureißen, der in einer Ecke der Eingangshalle lag. Die Maschine, von der der gefangene Junge gesprochen hatte, war nirgendwo zu sehen.
Kraik stand mit gesenktem Kopf und tränenfeuchtem Gesicht im Gefängnisraum und blickte Virdon von unten herauf an. Arn stand bei ihm, die Hand auf seiner Schulter.
»Nein, Junge«, sagte Virdon. »Ich hasse dich nicht.«
»Es tut mir leid«, sagte Kraik mit tonloser Stimme.
»Was wird jetzt mit deinen Freunden geschehen?« fragte Arn.
»Ich vermute, sie werden längst aus diesem Gebäude verschwunden sein«, sagte Virdon.
»Können sie die sprechende Maschine mitgenommen haben?« sagte Kraik.
Der Gedanke machte Virdon Sorgen. »Nein, dafür wäre sie zu schwer«, antwortete er. »Aber wenn es meinen Freunden gelungen ist, sie zum Arbeiten zu bringen, dann könnte sie mir sagen, wo ich die beiden finde.«
»Das hat wenig Sinn«, meinte Arn. »Du kannst nicht zu ihnen.«
»Die Affen könnten diese Botschaft finden«, sagte Virdon beunruhigt. »General Urko ist schlau; man darf ihn nicht unterschätzen. Jetzt kommt es auf rasches Handeln an. Ich muß hier heraus.«
»Ich weiß einen Weg!« sagte Kraik zuversichtlich.
Virdon sah ihn erstaunt an. »Warum sagst du das jetzt erst?«
»Weil es mir hier gefiel«, antwortete Kraik. »Ich hatte genug zu essen, und die Gorillas sagten, daß sie mir noch viel mehr geben würden, wenn ich ihnen hülfe.«
»Ich verstehe«, sagte Virdon. »Nun, Kraik, ich kann dir kein Essen versprechen, aber – willst du mir helfen?«
Kraik nickte.
Nur zwei Soldaten waren zur Bewachung der Gefangenen und des Tors zum Innenhof der Garnison zurückgelassen worden. Als von innen gegen die Gefängnistür geklopft wurde, trat der Wärter an das kleine Fenster, und es gab ein kurzes Hin und Her, worauf er öffnete und Kraik herausließ. Der Junge sagte etwas zu dem Gorilla, aber Virdon, der die Vorgänge aus der Fensteröffnung des Heubodens beobachtete, konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde.
»Habt ihr das Ding gefunden?« fragte Kraik den Gorilla.
»Gefunden?« Der Wärter schaute verdutzt auf den Jungen herab. »Was sollen wir gefunden haben?«
»Die Waffe, natürlich«, sagte Kraik mit einem vorsichtigen Blick über die Schulter zur Gefängnistür.
»Was redest du da für ein Zeug?« sagte der verwirrte Wärter.
»Ich habe es gestern dem
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