Gefangen auf dem Planet der Affen
Sicherheit mischte sich ein wenig Schmerz. Er seufzte und zuckte die Achseln, dann gab er den Gefährten das Zeichen zum Aufbruch. Sie hatten einen weiten Weg vor sich.
5.
Sie hatten kein bestimmtes Ziel. Zuweilen gewannen sie auf ihren Wanderungen Freunde, die sie gastlichen Bekannten weiter empfahlen, doch häufiger mußten die drei Flüchtlinge sich allein auf ihr Glück verlassen und die Augen offenhalten, um unnötige Risiken zu meiden.
Aber nicht immer half Vorsicht gegen das blinde Walten der Schicksalsmächte.
Der Weg von Durlins Hof führte sie zwischen freundlichen, bewaldeten Hügeln dahin, durch Wiesen, bestellte Felder und schattige Wälder. Die Farbe des Himmels wechselte vom tiefsten Blau zu stürmischem Schwarz, die Beschaffenheit des Bodens vom weichen Nadelteppich des Waldes zum scharfkantigen Gestein steiler Hänge. Doch mit diesen Dingen fanden die Flüchtlinge sich gerne ab. Sie waren vorhersehbar und natürlich. Gefahr erwuchs ihnen nur aus dem Denken und Handeln fremder Menschen und Affen, auf die kein Verlaß war.
Entlang einer ungepflasterten Landstraße mit einer braunen Staubschicht, die von langer Trockenheit kündete, lief ein flacher, verschilfter Graben, der jedoch lange kein Wasser mehr gesehen hatte. Die Landstraße war an diesem Nachmittag für den gewöhnlichen Verkehr gesperrt, denn sie wurde für einen anderen Zweck benötigt. Die Sonne brannte aus dem wolkenlosen Himmel herab, und kein kühler Lufthauch brachte Linderung. Doch keiner von denen, die sich entlang der Straße eingefunden hatten, schien unter der Hitze zu leiden, obgleich sie – allesamt Affen – dicke Lederkleidung über den zottigen Fellen trugen. Zwei Pferde, das eine von einem Gorilla, das andere von einem Schimpansen geritten, kamen an der Spitze einer doppelten Staubfahne auf der Landstraße dahergejagt. Die Pferde und ihre Reiter waren mit farbigen Bändern geschmückt, die man in die Mähnen der Tiere geflochten hatte. Die Jockeys trugen Schärpen von den Schultern bis zu den Hüften. Die Reiter waren unbewaffnet und kauerten nach Art professioneller Jockeys mit verkürzten Steigbügeln und angezogenen Knien über die Pferdehälse gebeugt.
Am Vortag hatte man für die prominenteren Zuschauer des Rennens eine hölzerne Plattform errichtet. Hinter dieser stand eine Abteilung der berittenen Landpolizei. Die Plattform selbst entbehrte jedes Schmucks und hatte nicht einmal Sitze. Ein einfaches hölzernes Geländer hatte den Zweck, die Zuschauer vor dem Herabfallen zu bewahren. Am vorderen Geländer, dem besten Platz zur Beobachtung des Rennens, standen General Urko und der örtliche Präfekt, ein Schimpanse. Beide blinzelten in die Sonne und versuchten auszumachen, welches der beiden Pferde führte. Unmittelbar vor ihrer Plattform war die Ziellinie über die Straße gespannt. Der General schien zuversichtlich und scherzte aufgeräumt mit dem Präfekten und den anderen Honoratioren, die zu diesem Anlaß eingeladen worden waren. Im Gegensatz zum General zeigte der Präfekt eine gewisse Nervosität. Er konnte Urkos Zuversicht und Ungezwungenheit nicht teilen und war tatsächlich noch viel unruhiger und besorgter, als er sich anmerken ließ. Die uniformierten Gorillas in Urkos Gefolge genossen die Abwechslung von ihren militärischen Pflichten. Einer von diesen, ein Polizeioffizier namens Zandar, führte ein vertrauliches Gespräch mit einem Schimpansen; dieser zeigte die Straße entlang, wo die Rennpferde Staubwolken aufwirbelten. Zandar hörte auf zu sprechen, steckte seinen Geldbeutel ein und widmete seine Aufmerksamkeit dem Rennen.
Im Hintergrund der Tribünenplattform, ohne eine Gelegenheit, den Verlauf des Rennens zu beobachten, standen ein paar Dutzend Menschen still beisammen. Unter ihnen fiel ein großgewachsener, muskulöser Neger auf, der von Beruf Hufschmied in der nahegelegenen Menschensiedlung war. Diesen menschlichen Besuchern des Rennens war es nicht erlaubt, sich nach eigenem Gutdünken zu versammeln; sie wurden die ganze Zeit von einem bewaffneten Gorilla bewacht.
Urko warf dem Präfekten einen amüsierten Blick zu. »Entspannen Sie sich, lieber Freund«, sagte er. »Warum so aufgeregt? Ich verstehe wirklich nicht, warum Sie so unruhig sind. Sie sind doch eine intelligente Person.«
Es war Urko völlig klar, daß der Präfekt sich gern entspannt hätte, es indessen nicht konnte. »Ja, Sie haben natürlich recht, General«, antwortete der Präfekt unglücklich.
Urko nickte
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