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Gefangen im Terror (German Edition)

Gefangen im Terror (German Edition)

Titel: Gefangen im Terror (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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ich ihr war, für diese Zusage. Unsere bisherige Flucht war alles andere als angenehm gewesen. Eigentlich hatte ich jegliche Hoffnung verloren, dass es ein gutes Ende nehmen würde. Mariam gab mir neuen Mut.
    Ich wusste nicht, was sie über das Geiseldrama gehört hatte und erzählte ihr kurz von der Schule. Ich erwähnte nur, dass ich froh war, ohne größere Verletzungen frei gekommen zu sein. Sie schaute mich ungläubig an. „Du bist eine der Geiseln?“ Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Dann muss sich Achmed besonders gut um dich kümmern, ich werde es ihm ans Herz legen.“
    Ich sagte ihr nicht, dass gerade Achmed es war, der mir in der Schule besondere Angst eingeflößt hatte. Inzwischen bewunderte ich ihn fast für seine Gelassenheit und wie er es geschafft hatte, Chamil wieder auf die Beine zu stellen. Ich sagte, um Mariam meinen Eindruck ihres Bruders zu schildern: „Achmed scheint eine medizinische Ausbildung zu haben. Er hat Chamil mit Spritzen versorgt und seitdem geht es ihm wieder gut.“ Sie lachte und antwortete: „Wenn es um Spritzen geht, ist er sicher, aber für andere medizinische Einsätze ist er eher ungeeignet.“ An meinem fragenden Blick erkannte sie, dass ich mit dieser Antwort nicht viel anfangen konnte. Sie fügte hinzu: „Du weißt schon, den Stress hält man ohne einen Schuss nicht lange durch und da hilft Achmed schon mal nach.“
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Es war also selbstverständlich, dass man Drogen nahm. Deshalb ging es Chamil plötzlich wieder gut, er hatte Rauschgift im Blut. Ich war entsetzt. War er bereits abhängig? Wie hatte er das all die Zeit vor mir verheimlichen können? Diesen Schock musste ich erst verarbeiten. Welche Überraschungen würden noch auf mich warten?
    Ich bat Mariam, in mein Zimmer gehen zu können und sie begleitete mich bis zum Eingang und wünschte mir angenehme Ruhe.
    In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sich mein Leben komplett verändert. Ich war nicht mehr die brave Lehrerin, die ihren Schülern mit Geduld und Ausdauer Geschichtsdaten beibrachte. Ich war jetzt die Freundin eines von Rauschgift abhängigen Terroristen auf der Flucht. Ich hatte meine Eltern bestohlen und verlassen und war jetzt sicher, dass ich dahin nie wieder zurückkehren konnte. Mein Vater würde mich nicht mehr aufnehmen. Meine armen Schwestern würden die ausgesuchten Männer nicht heiraten können, wenn man über mich die Wahrheit erführe. Am schlimmsten würde es meiner Mutter gehen, die es nicht aushalten würde, dass ich nie mehr nach Hause kam. Obwohl ich vor Scham und Entsetzen zitterte, übermannte mich der Schlaf und ich erwachte erst am nächsten Morgen, als es an meiner Tür klopfte.
    Chamil steckte den Kopf zur Türe herein. „Fatma, mach dich fertig und komm, ich muss mit dir sprechen.“ Er klang bekümmert und ich stand schnell auf, um mich anzuziehen. Chamil wartete vor meiner Tür, er zog mich in eine Ecke des Ganges und sprach in leisem Ton mit mir: „Achmed und ich müssen so schnell wie möglich nach Afghanistan ausfliegen. Wir haben dort einen neuen Auftrag zu erledigen. Wir besorgen heute die Tickets und die Ausweise in Tbilisi. Du bleibst hier, bis ich dich nachholen kann.“
    Wie aus der Ferne hörte ich mich antworten: „Nein, Chamil, ich bleibe nicht hier. Du musst mich mitnehmen, was soll ich hier in der Wüste ohne dich. "Bitte nimm mich mit“, begann ich zu schluchzen.
    Chamil sah mich verzweifelt an. „Ich weiß“, sagte er, „ich bin an allem schuld. Ich werde noch mal mit Achmed sprechen.“ Damit wandte er sich um und ich ging zurück in sein Zimmer.
    Es dauerte nicht lange, dann kam er wieder: „Hör zu Fatma, es gibt nur eine Lösung. Wenn wir dich mit nach Afghanistan nehmen, musst du als Terroristin mit. Andere Frauen werden in diesem Camp nicht geduldet. Du weißt was das bedeutet!“ Ich schüttelte entsetzt den Kopf: „Du meinst ich muss lernen, Menschen zu töten?“ Chamil erwiderte: „Du musst lernen zu schießen und der Umgang mit anderen Waffen und Bomben gehört auch dazu.“
    „Ich packe meine Sachen“, sagte ich kurz, „wartet auf mich“. Chamil blieb einen Moment mit gesenktem Kopf stehen, dann ging er wortlos.
    Was spielte es jetzt noch für eine Rolle, wohin ich ging und was ich in Zukunft tat? Ich wollte bei Chamil bleiben und wenn ich hier auf ihn wartete, dann wäre das vielleicht für immer. Falls er beim nächsten Einsatz getötet würde, wollte ich lieber mit

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