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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)
Autoren: Hera Lind
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musste! Und ihm fielen immer neue Dreistigkeiten ein: Als ich eines Abends von Arbeit und Einkauf nach Hause kam, wurde ich von einem riesigen Hund angesprungen, der hechelnd kundtat, dass er der neue Mitbewohner sei.
    »Juhu, Mutti, Überraschung!«, kam es aus der Küche. »Wir haben einen Hund.«
    Ich hatte mich noch nicht von dem Schreck erholt, da hatte der Köter bereits das frische Brot im Maul, das ich unterm Arm gehabt hatte.
    Schwanzwedelnd trug er seine Beute in die Küche, während sich meine Söhne über mein verstörtes Gesicht totlachten.
    »Oh, Mami, wenn du wüsstest, wie komisch du aussiehst!«
    In Leos Augen sah ich Spott glimmen. Er lehnte mit verschränkten Armen in der Tür und sagte: »Die Jungs haben ihren früheren Hund so vermisst, da dachte ich, ich schenk ihnen einen neuen.«
    »Du schenkst ihnen … von welchem Geld denn?«
    »Das ist Erwin, Mama, wir haben ihn aus dem Tierheim. Ist der nicht süß? Der Papa hat ihn uns erlaubt!«
    »Euer Vater wohnt hier nicht wirklich«, zischte ich zwischen den Zähnen hervor. »Der sucht sich am besten eine eigene Wohnung.«
    »Wir sollten diese Scheißwohnung hier verkaufen und uns ein anständiges Haus kaufen«, belehrte mich Leo. »Dann ist das mit dem Hund auch überhaupt kein Problem.«
    »Diese Scheißwohnung?«, brüllte ich. »In der ich dir Unterschlupf gewährt habe, obwohl wir in Scheidung leben?«
    »Sei doch nicht immer so hysterisch«, wiegelte Leo ab und schlug mit der Hand auf die Zeitung. »Ich habe hier einen todsicheren Deal! Ein Haus am Stadtrand, für uns alle!«
    »Ja!«, riefen die Kinder begeistert. »Dann wird alles so wie früher!«
    »Spinnst du?«
    »Du bist ja noch kreditwürdig, Gertilein! Ich habe mich schon erkundigt, dein Arbeitgeber meinte, er kann sich für dich bei der Bank verbürgen!«
    »Ich höre wohl nicht richtig!«, keifte ich ihn an. »Mein Arbeitgeber geht dich überhaupt nichts an!«
    »Oh, Mami, du bist so gemein!«
    »Dann bin ich eben gemein«, schrie ich. »Aber dieser Hund kommt zurück ins Tierheim, und der Papa kann meinetwegen nach Timbuktu auswandern!« Natürlich gingen Bernd und Thomas stinksauer in ihre Zimmer.
    Und auch in mir tobte eine blinde Wut. Ich wusste nur eines: Dieser Leo Wolf hatte nichts mehr in meinem Leben zu suchen. Keinen Tag, keine Stunde, keine Minute.
    Ich würde mich scheiden lassen. Und zwar sofort.
    »So, Ihre Frau ist also fremdgegangen.« Der Richter sah streng über seine Brillengläser hinweg und musterte mich wie eine Schwerverbrecherin. Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Der Richter sah Leo forschend an: »Können Sie das beweisen?«
    »Ja, natürlich. Und deshalb beantrage ich das alleinige Sorgerecht für die Kinder und natürlich einen angemessenen Unterhalt von meiner Frau.« Leo lehnte sich siegesgewiss zurück. »Damit ich weiterhin Zeit mit den Kindern verbringen kann.«
    Mir wich alles Blut aus dem Gesicht. »Ich bin nicht … «
    »Psst!«, machte mein Anwalt, der inzwischen mehrere vierstellige Raten Vorschuss von mir erhalten hatte, und legte seine Hand auf die meine.
    Aber ich war doch nicht fremdgegangen! Genau andersherum war es gewesen! Wie kam Leo nur auf die grenzenlose Unverschämtheit, so etwas zu behaupten? Ich schluckte trocken. Warum half mir denn keiner? Warum saßen denn alle hier und ignorierten mich?
    Leos Lächeln hatte wieder dieses Raubtierhafte. »Natürlich kann ich das beweisen, Euer Ehren. Sie ist sogar mit drei Männern gleichzeitig fremdgegangen.«
    Er und sein Verteidiger steckten die Köpfe zusammen, und kurz darauf wurden die »Belastungszeugen« in den Saal geführt.
    Ich erstarrte und traute meinen Augen nicht: Das waren doch die drei Kerle vom Schiff! Elmar, Peter und Rudi. Die drei Eintänzer, die mich so bedrängt hatten! Mir fiel der Unterkiefer herunter. Wo kamen die denn her? Das war eine Verschwörung! Ein Komplott gegen mich, ein abgekartetes Spiel!
    Genau das rief ich auch verzweifelt in den Raum, aber mein Anwalt gebot mir zu schweigen.
    »Und hier, Euer Gnaden, haben wir auch noch die Beweisfotos … « Leos Verteidiger zog einige Fotos aus einem braunen Umschlag und reichte sie zum Richterpult. »Hier sieht man Frau Gerti Wolf mit Herrn Elmar Schwarz … «
    Der Richter betrachtete mit gerunzelter Stirn das Foto und reichte es mir.
    Ich war in stürmischer Umarmung mit Elmar zu sehen, meine Bluse war schon halb zerrissen, mein Rock hochgeschoben, eine eindeutig zweideutige Situation! Aber ich hatte doch nie …
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