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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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bekommen, was hätte ich zur Strafe hungern müssen! Und jetzt? Pizza! Das war auch so ein ganz neuartiger Luxus! Warmer dünner Brotteig, bestrichen mit Tomatenmark und mit Käse überbacken, noch dazu dick belegt mit Wurst und Schinken! Gewürze wie Oregano und Basilikum – wie das duftete! Natürlich packte mich der Ehrgeiz, und schon bald darauf versuchte ich mich an meiner ersten selbst gemachten Pizza.
    Nachmittags buk ich mit Riesenspaß Kuchen, und bald gewöhnte es sich die Familie Wolf an, auch zum Kaffee für ein Viertelstündchen heraufzukommen. Ich sparte nie an Butter, Sahne und gutem Bohnenkaffee. Anschließend gab es noch einen kleinen Cognac für den zufriedenen Hausherrn. Die Wirtschaft boomte, und wer etwas auf sich hielt, aß und trank, bis man es ihm ansehen konnte. Walter Wolf war ein aufgeschlossener, kontaktfreudiger Mensch, der gerne mit seinen Kunden ein freundliches Schwätzchen hielt. Genau wie seine Frau Ursula begann er in seinem Laden von seiner neuen »Perle Gerti« zu schwärmen. Sie gaben richtig mit mir an, so wie andere Leute mit ihrem neuen Auto oder ihrer ersten Italienreise!
    Einmal in der Woche kamen Freunde der Familie Wolf zum Essen, dann gab ich mir immer ganz besondere Mühe. Es waren die Besitzer des Hotels Harmonie in Reutlingen, also waren sie vom Fach. Herbert und Anneliese fiel der Unterkiefer herunter, und ich sah, wie ihre Blicke fassungslos über das Meer von bunten Häppchen mit Schirmchen und Dekofähnchen glitten.
    »Schau nur, Herbert, diese entzückenden kalten Platten! So abwechslungsreich und kreativ dekoriert!«
    Anneliese zupfte ein Fähnchen heraus und las vor, was ich in schnörkeliger Kinderschrift darauf geschrieben hatte: »Hackepeterigel mit Zwiebelstacheln!«
    »Donnerwetter«, entfuhr es Herbert. »Das ist ja höchst beeindruckend. Irgendwie viel persönlicher als bei uns!«
    »Man merkt, das ist mit Liebe gemacht. Und was ist das hier, kleine Kaltmamsell?«
    »Roastbeef mit Meerrettich an grünem Blattsalat!«, moderierte ich bescheiden.
    »Aber was das kostet!«, entfuhr es Anneliese. Fragend schaute sie meinen Chef an.
    Mein Arbeitgeber schnalzte stolz mit der Zunge. »Es ist ja nicht so, dass wir arm wären, wir arbeiten ja schließlich auch für unser Geld!«
    »Und was ist das auf diesem Tablett?«
    »Thunfischsalat mit Erbsen auf Schwarzbrotdreiecken mit Gurken. Ich habe sie so dekoriert, dass sie mit dem Salatblatt wie kleine Segelschiffchen aussehen.«
    »Was für eine zauberhafte Idee!«, stieß Anneliese entzückt aus. »So eine kalte Platte wäre was für unser Abendbuffet!«
    »Oder für die Tanzparty am nächsten Wochenende! Ihre Spargelröllchen mit Remoulade und der Igel aus Käsewürfeln und Weintrauben wären doch die ideale Zwischenmahlzeit vor der Tombola!«
    »Auch der Toast Hawaii ist ein Hingucker«, lobte Anneliese, »und schmeckt ganz vorzüglich. Mit Schinken, Ananas und Aprikose. Die jungen Leute haben immer neue Ideen!«
    »Ich finde ihre hart gekochten Eier mit den Gesichtern aus falschem Kaviar am besten«, sagte Herbert mit vollem Mund. »Die Creme aus Mayonnaise, Eigelb und Gewürzen hat sie durch eine Sahnespritztüte gedrückt und so angerichtet, dass sie aussehen wie lustige Hüte! Das wäre was für unser Karnevalsbuffet!«
    »Und schau doch nur, diese hinreißenden Fliegenpilze aus Tomaten, mit Fleischsalat gefüllt! Wie witzig sie die dekoriert hat!«
    Verstohlen stibitzte ich ein winziges Häppchen und musste zugeben: Meine kalte Platte war mir nicht nur optisch gelungen. Es schmeckte einfach himmlisch. Als der Sturm aufs kalte Buffet vorüber war, begann ich diskret aufzuräumen.
    »Sie kann unglaublich flink sein, wir sind selbst ganz überwältigt!«
    »Die Küche ist immer blitzsauber! Ihr könnt dort vom Boden essen!«, teilte Ursula ihrer Freundin hinter vorgehaltener Hand mit.
    »So fleißig und immer zufrieden!« Walter Wolf schlug seine Zähne in das letzte Mettbrötchen, das er mir vom Tablett nahm.
    »Aber lasst euch noch Platz für ihre unvergleichlichen Süßspeisen!«
    Als Kuchen konnte ich »kalten Hund«, Frankfurter Kranz und Käsesahnetorte bald aus dem E ffeff . Meine Schlammbowle bestand aus Vanilleeis, Schattenmorellen aus dem Glas, verfeinert mit Wodka und Bitter Lemon-Limonade.
    Am berühmtesten aber wurden meine hausgemachten Spätzle. Die gelangen mir einfach immer vortrefflich. Die Gäste vergingen fast vor Seligkeit.
    »Leiht ihr uns eure kleine Spitzenköchin mal aus?« Herbert und

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