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Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition)

Titel: Gefangen in Afrika: Roman nach einer wahren Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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verlieren!« Sein Gesicht wurde ganz weich. »Du bist die Mutter, die ich mir für meine Kinder wünsche!«
    Mein Herz begann zu rasen. Er meinte es ernst! Es war nicht nur verletzte Eitelkeit!
    Plötzlich ging er auf die Knie. »Gerti, bitte werde meine Frau!« Mit einer hastigen Bewegung zog er etwas Filigranes, Funkelndes aus seiner Hemdtasche.
    Es war ein traumhaft schöner Ring! Ich konnte es kaum fassen: Da stand ich mit Schürze und Pantoffeln an der Mülltonne, und er, Leo Wolf, der Sparkassenfilialleiter in spe, machte mir in Anzug und Krawatte einen Antrag?
    Mein Blick saugte sich an dem Ring fest. War das ein … Diamant oder was? Ein … ähm Dings, ein Brillant oder was war das für ein Stein? Der musste wahnsinnig teuer gewesen sein! Meine Hand zuckte, ich wollte danach greifen und mir gleichzeitig selbst auf die Hand schlagen. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie mit zehn, wenn ich etwas Verbotenes tat. Es war genau dieselbe Mischung aus freudiger Erregung und Angst.
    Männer wollen nur Schweinerei.
    »Was sagst du, Gerti?« Ich sah Leos Halsschlagader zucken. »Willst du mich heiraten?«
    »Okay«, stieß ich atemlos hervor. »Ich meine, ähm, ja, also unter einer Bedingung vielleicht!«
    Fassungslos starrte er mich an. »Und die wäre?«
    »Ich möchte mit dem Sex noch warten«, entfuhr es mir. »Also bis wir Mann und Frau sind, wenn das für dich okay ist!«
    Er schloss die Augen, als müsste er überlegen.
    Oh. Hoffentlich sagte er jetzt nicht: »Dann hau doch ab, du frigide Kuh!«
    Aber er kam mit Schwung wieder hoch und atmete tief durch.
    »Das ist mir nur recht«, sagte Leo fast erleichtert. »Ich will kein leichtes Mädchen! Zumindest nicht im moralischen Sinne!« Er umarmte mich, hob mich hoch und schwenkte mich im Kreis herum.
    Ich lachte befreit auf. »Wir können es ja erst mal mit Küssen versuchen?«
    Und das taten wir dann auch. Vor dieser Mülltonne in einem Reutlinger Hinterhof, an einem Abend im Mai bekam ich den ersten Kuss meines Lebens. Und war verlobt.

11
    »Ach, Kinderlein, ihr seid doch noch viel zu jung!«
    Tante Emmi war die Erste, die die Neuigkeit erfuhr. Mit meinem Leo war ich ganz aufgeregt bei ihr aufgetaucht und saß nun an ihrem Küchentisch.
    Leo stand etwas verlegen an der Wand.
    »Aber Tante Emmi, ich bin neunzehn, und Leo ist zweiundzwanzig!«
    »Na ja, die Frage, wovon er dich ernähren will, erübrigt sich wohl.«
    Tante Emmi stellte einen Teller mit Leberwurstbroten auf den Tisch und setzte sich zu mir auf die Bank. Sie sah mich über ihre Lesebrille hinweg prüfend an. »Wissen es deine Eltern schon?«
    »Nein, du bist die Erste!« Schüchtern erwiderte ich ihren Blick.
    »Das ist eine Ehre für mich, Liebes, aber deine Eltern müssen ihr schriftliches Einverständnis geben, schließlich bist du erst mit einundzwanzig volljährig!«
    »Ja.« Verlegen wischte ich ein paar Krümel von der Tischdecke.
    »Ich hatte gehofft, du legst ein gutes Wort bei ihnen ein!« Flehentlich sah ich sie von der Seite an und zog einen kindlichen Flunsch. Tante Emmis Urteil war für meine Eltern genauso maßgeblich wie die Bibel und das bürgerliche Gesetzbuch. Wenn sie etwas für gut befand, war das für meine Eltern in Ordnung.
    »Mein lieber junger Mann, wie stellen Sie sich das Leben mit meiner kleinen Gerti denn vor?« Tante Emmi wies mit der Hand auf den freien Stuhl, und Leo setzte sich schüchtern.
    »Ich möchte ihr so viel bieten, wissen Sie!« Leos Blick flog zwischen Tante Emmi und mir hin und her. Er wirkte sehr männlich und erwachsen in seinem grauen Anzug mit Krawatte, den er für diesen Antrittsbesuch extra angelegt hatte. »Sie hat ihr ganzes Leben nur geackert und geschuftet, war immer nur für andere da. Von nun an möchte ich sie auf Händen tragen und verwöhnen, so wie sie es verdient hat!«
    »Das wird für sie sehr ungewohnt sein«, sagte Tante Emmi lächelnd und biss beherzt in ein Schwarzbrot mit Leberwurst. »Hoffentlich möchte sie das überhaupt!«
    Ich spielte mit meinem funkelnden Verlobungsring, sodass ihr Blick unweigerlich darauffallen musste. »Also ehrlich gesagt, ja!« Glücklich strahlte ich Tante Emmi an. Sie warf einen Blick auf meinen Ring und lächelte liebevoll. »Das ist ja ein ganz wertvolles Stück!«
    »Genau wie Gerti!« Nervös rutschte Leo auf seinem Küchenstuhl hin und her.
    »Das will ich wohl meinen! Pfefferminztee?« Sie hielt die bauchige geblümte Kanne mit dem Tropfenfänger einladend hoch, aber Leo zog eine Flasche

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