Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
gestellt. Keine Lehrer, keine Wächter mehr, nur wir.«
»Du meinst, wir machen weiter?«
»Natürlich, Caro. Wir haben keine andere Wahl. Es gibt immer noch eine Million Dinge, die wir nicht herausgefunden haben – wer steckt hinter Ravenwood? Wie sieht ihr Plan aus? Und wer meinen Vater getötet hat, wissen wir auch noch nicht. Der Regent mag tot sein, aber es gibt jemanden, der noch viel schlimmer ist als er. Jemand, der noch größere Macht hat. Für den sind ein paar Leichen nicht mehr als ein lästiges, kleines Ärgernis.«
»Aber du wärst beinahe getötet worden, April! Schon wieder!«
April lachte.
»Genau aus diesem Grund ist es ja so wichtig, dass wir weitermachen. Ich habe mich und alle anderen, die mir wichtig sind, schließlich nicht umsonst in Gefahr gebracht. Im Ernst, Caro. Ich habe mit angesehen, wie sie Miss Holden gefoltert haben. Es war … grauenhaft. Sie sind unmenschlich, und deshalb müssen wir dem ein Ende bereiten.«
»Und mit ›ein Ende bereiten‹ meinst du, dass wir sie töten müssen, stimmt’s?«
April nickte. »Ich weiß, was du jetzt denkst. Aber es ist Zeit, erwachsen zu werden und sich dem zu stellen, was wir tun müssen. Wir oder sie – das ist die Parole. Sie haben meinen Dad ermordet und deine Freundin – wer muss noch sterben, bevor wir endlich sagen, es reicht?« April zupfte am Saum ihres Krankenhausnachthemds. »Außerdem gibt es noch einen Grund, weshalb wir keine Zeit haben. Ben wusste, dass ich die Furie bin.«
»Was? Nein! Wie ist das möglich?«
»Er hat gesehen, dass Marcus an dem Virus gestorben ist, und zwei und zwei zusammengezählt.«
»Aber wieso war er dann die ganze Zeit hinter dir her? Als du ihn um ein Haar geküsst hast, muss er doch längst gewusst haben, dass du die Furie bist.«
»Ich glaube, er wollte mich rekrutieren«, meinte April. »Stell dir vor, welche Macht ein Vampir hätte, wenn er die Furie auf seiner Seite hat. Das ist so, als hätte jemand Atomwaffen in der Hand, während alle anderen mit Speeren kämpfen. Aber sein Plan ging nicht auf, weil Gabriel plötzlich wieder auf der Bildfläche erschien, deshalb hat er beschlossen, sich stattdessen den Drachenhauch zu beschaffen, damit er immun gegen das Virus ist.«
»Aber woher wusste er, dass es ein Gegengift gibt?«
April verzog das Gesicht. »Keine Ahnung. Scheint, als wäre irgendwo etwas durchgesickert.«
Caro erschauderte. »Oh Gott, inzwischen können wir überhaupt keinem mehr über den Weg trauen. Ich wünschte, wir könnten hier im Krankenhaus bleiben, wo wir in Sicherheit sind.« Polizisten waren auf dem Gang postiert worden, obwohl April vermutete, dass ihre Aufgabe eher darin bestand, sie im Auge zu behalten, als sie zu beschützen.
»Für die Polizei würde ich meine Hand nicht unbedingt ins Feuer legen. Schließlich gehört es doch zu den Zielen der Vampire, möglichst jede gesellschaftliche Schicht zu infiltrieren, oder?«
»Herzlichen Dank, dass du mich daran erinnerst. Da fühle ich mich doch gleich viel besser.«
»Apropos besser …«
Inspector Reece spähte durch das Fenster in der Tür. April winkte ihn herein.
»Wissen Sie, wo Gabriel ist, Mr Reece?«, fragte sie.
Reece schüttelte den Kopf. »Solltest du nicht erst einmal nur an dich denken? Immerhin bist du gerade von einem brennenden Gebäude gefallen.«
»Gesprungen, Mr Reece«, korrigierte Caro.
»Gabriel wurde in einen Sicherheitstrakt für gefangene Patienten hier im Krankenhaus gebracht, wo er wegen seiner Verbrennungen behandelt wird. Aber ich habe gehört, dass es ihm den Umständen entsprechend geht.«
April sprach es nicht aus, doch sie war sicher, dass Gabriels Wunden garantiert bis zum nächsten Morgen vollständig verheilt und er aus dem Krankenhaus verschwunden sein würde, bevor die Polizei Gelegenheit hatte, ihn zu befragen.
Reeces Miene wurde ernst, als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Und jetzt zum weniger erfreulichen Teil. Ich fürchte, DCI Johnston hat einige Fragen an dich. Er ist schon auf dem Weg.«
April nickte beklommen. »Bleib einfach bei der Geschichte, die du mir erzählt hast, dann passiert dir nichts«, riet Reece. »Das war doch die Wahrheit, oder?«
April und Caro hatten sich während der Fahrt im Krankenwagen eine Geschichte ausgedacht, die eine einigermaßen plausible Erklärung für die Geschehnisse dieses Abends lieferte. Ihre Glaubwürdigkeit mochte zwar grenzwertig sein, doch die Wahrheit war definitiv zu irrwitzig, um sie zu erzählen. Sie hatten sich,
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