Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Schreibtischlampe an. Du liebe Güte, das sind ja Tausende Bücher!, dachte sie. Wie soll ich hier irgendetwas auf die Schnelle finden?
»Psst!«
April zuckte zusammen, als Caros Kopf in der Tür auftauchte.
»Willst du mich zu Tode erschrecken?«, zischte sie wütend. »Wie bist du überhaupt auf diese hirnrissige Idee gekommen? Willst du mir den Schock meines Lebens verpassen?«
»Entschuldige, April«, flüsterte Caro. »Aber es war die einzige Möglichkeit, die anderen wenigstens für ein paar Minuten abzuschütteln. Wir wollten doch das Buch finden.«
»Ja, mir tut’s auch leid.« April schüttelte den Kopf. »Ich bin bloß ein bisschen durch den Wind. Davina meinte, Gabriel wäre mit Chessy nach oben gegangen.«
»Mach dir keine Sorgen«, beruhigte sie Caro. »Das gehört wahrscheinlich nur zu seinem Plan, die anderen von euch abzulenken. Du glaubst doch nicht im Ernst, er würde sich auch nur im Traum für die fette Kuh interessieren.«
April musste kichern. »Nein, eher nicht.«
»Okay, dann lass uns mal sehen, ob wir Supermans Anti-Kryptonit finden können.«
Da sie trotz der Schreibtischlampe kaum die Hand vor den Augen erkennen konnten, benutzten sie die Beleuchtung ihrer Handys, um die Regale näher in Augenschein nehmen zu können.
»Großer Gott«, stöhnte April, während sie den Blick über die Buchrücken schweifen ließ. »Wo sollen wir bloß anfangen?«
»Ich links, du rechts. Halt nach alten Büchern Ausschau, irgendwelchen staubigen Wälzern.«
»Warum?«
Caro stieß ein genervtes Schnauben aus. »Weil es ein altes Buch ist und deshalb wahrscheinlich staubig. Schließlich ziehen es die Blutsauger wohl kaum jede Woche dreimal aus dem Regal, oder?«
April machte sich an die Arbeit und überflog die Regale, so schnell es nur ging. Die meisten Bücher waren alt, entweder in Leder oder Leinen gebunden. Nur wenige hatten neuere Umschläge, und bei denen schien es sich ausschließlich um Kunst- oder Fotobände zu handeln.
»He, sieh mal hier«, flüsterte Caro und hielt ein Hardcover mit leicht vergilbtem weißem Umschlag in die Höhe. » The Joy of Sex . Das hättest du bei Ma und Pa Osbourne wohl nicht erwartet, hmm?«
»Stell es zurück«, zischte April, den Blick zur Tür gerichtet. »Willst du überall deine Fingerabdrücke hinterlassen, oder was?«
»Ist ja schon gut, Miss Marple«, murmelte Caro und gehorchte.
Allmählich packte April die blanke Verzweiflung. Hier würden sie nie etwas finden. Es waren schlicht und ergreifend zu viele Bücher, und die meisten Titel auf den Buchrücken waren nur mühsam zu erkennen – von der Angst, ertappt zu werden, und dem Stress, ein Heilmittel für Gabriels Krankheit finden zu müssen, während er sich irgendwo mit Chessy zu amüsieren schien, einmal ganz abgesehen.
»Warum tun wir uns das eigentlich an?«, platzte es schließlich aus ihr heraus. »Gabriel ist es doch sowieso völlig egal!«
»Hey, ich weiß, wie schwierig das alles für dich ist, aber überleg doch nur mal, wie er sich fühlen muss. Er muss so tun, als wäre er einer von ihnen, muss ihr Spiel mitspielen, sonst bringen sie ihn um. Außerdem versucht er doch nur, dich zu schützen. Sicher würde er nichts lieber tun, als ganz offen mit dir zusammen zu sein, aber genau das geht im Augenblick eben leider nicht.«
April zog eine Grimasse. »Also gut. Lass uns endlich das verdammte Buch finden, und dann nichts wie weg.«
»Hier, schau dir das mal an«, sagte Caro. Sie stand vor einem reich verzierten, orientalisch anmutenden Kabinettschränkchen. »Mist, verschlossen«, zischte sie genervt, während sie hineinzuspähen versuchte. »Wenn der Schlüssel hier irgendwo ist, dann …« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und tastete über den oberen Rand des Schränkchens.
»Was machst du da?«
»Na ja, wenn das mein Schrank wäre, würde ich den Schlüssel … ah!«
Sie ließ die Hand wieder sinken – mit einem kleinen Messingschlüssel zwischen den Fingern.
»Bingo! Behalt den Flur im Auge, während ich das Schränkchen inspiziere.«
April huschte zur Tür und spähte auf den Korridor hin-aus. Ihr Herz setzte einen Moment lang aus, als Layla um die Ecke bog. Hastig zog sie sich hinter die Tür zurück.
Dann hörte sie, wie die anderen im Wohnzimmer den Countdown skandierten.
»Beeil dich, Caro!«
»Hier, schau dir das mal an.«
»Hast du’s gefunden?«
»Vielleicht«, sagte Caro.
April lief leise zu ihr. »Vielleicht?«
»Vielleicht war es ja hier, jetzt ist es
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